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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Fenster über die üppigen Wiesen und das hügelige Parkgelände blickte, war sie plötzlich überglücklich, wieder zu Hause zu sein.
    Jemand klopfte an die schwere zweiflügelige Mahagonitür. Als die junge Französin nicht kam, um nachzusehen, durchquerte Anne das Zimmer und öffnete selber. Zu ihrem Erstaunen stand der oberste Pferdeknecht auf der Schwelle.
    „Kommen Sie herein, Willie. Möchten Sie Seine Lordschaft sprechen?"
    Willie betrat zögernd das Zimmer und drehte seine Mütze nervös in den Händen.
    „Nein, Mylady. Ich möchte kurz mit Ihnen reden, wenn ich darf."
    „Natürlich", antwortete Anne verblüfft und lächelte höflich.
    Willie blickte sich um. Doch sein Blick galt nicht der eleganten Einrichtung. Belle war nebenan zu sehen. „Könnte ich Sie unter vier Augen sprechen?" fragte er besorgt.
    Anne wurde immer neugieriger. Sie nickte und schloß die Tür zum Nebenzimmer.
    „Stimmt etwas nicht, Willie? Kann ich Ihnen helfen?"
    Willie feuchtete seine Lippen an. „Ja, Madam. Es stimmt etwas nicht. Hier stimmt ganz entschieden etwas nicht."
    Als er nicht weitersprach, lächelte Anne ihm aufmunternd zu und ließ sich von seinem unheilvollen Ton nicht beirren. „Sie brauchen keine Angst zu haben und können ganz offen zu mir sein."
    „Ich habe aber Angst", rief Willie. „Seit Ihrer Abreise habe ich solche Angst, daß ich keine einzige Nacht ruhig schlafen konnte. Ich hatte Seiner Lordschaft versprochen, Ihnen nichts zu sagen. Aber das war nicht richtig. Ich finde, Sie müssen die Wahrheit wissen."
    Anne verstand kein Wort. Was, in aller Welt, meinte Willie? Die innere Stimme sagte ihr, daß es nichts Gutes sein konnte. Ihre Loyalität gegenüber Dominick war immer noch groß und sträubte sich gegen das Bedürfnis, zu erfahren, was Willie ihr mitteilen wollte.
    „Sie sollten Seiner Lordschaft gehorchen, Willie", sagte sie. „Ich bin sicher, daß er seine Gründe hatte, wenn er Sie bat, gewisse Dinge vertraulich zu behandeln." In Wirklichkeit wurde sie immer nervöser.
    Er sah sie nachdenklich an. „Aber Sie sind meine Herrin. Und ich habe Angst um Sie."
    „Das verstehe ich nicht", antwortete Anne zögernd.
    Willie sah aus, als könnte er jeden Moment in Tränen ausbrechen. „Es war kein Unfall, Lady Anne", stieß er hervor. „Blaze ist nicht zufällig mit Ihnen durchgegangen!"
    Anne zuckte unbehaglich zusammen. „Was sagen Sie da?" Unzählige Bilder glitten vor ihrem inneren Auge vorüber: die umgekippten Kerzen, die verkohlte Rose, Blazes Hufe, die sich auf sie senkten, der zerrissene Steigbügelriemen und das offene Fenster in Tavalon Castle. „Reden Sie weiter, Willie."

    „Jemand hatte Blaze Scharbockskraut gespritzt. Es macht die Pferde wild. Deshalb benahm er sich so seltsam."
    Seltsamerweise fiel es Anne schwer, den Sinn von Willies Worten zu begreifen. Ihr Verstand schien nicht recht arbeiten zu wollen. Andererseits wußte sie einiges über das Kraut, zumindest genug, um sich vorzustellen, daß Blaze deswegen wild geworden und mit ihr durchgegangen war. „Das ist unmöglich", stieß sie hervor.
    „Doch, es stimmt. Seine Lordschaft weiß es auch. Erzählen Sie ihm bloß nicht, daß ich es Ihnen gesagt habe."
    Anne ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Der Marquess weiß davon?"
    „Ja. Er entdeckte den Einstich an Blazes Hals. Ich sah die Stelle ebenfalls. Später, als Sie beide schon weg waren, fand ich die Spritze in einem Abfallhaufen hinter der Küche, wo die Dienerschaft ißt."
    Langsam wurde Anne alles klar. Jemand hatte Blaze ein Gift gespritzt. „Aber weshalb?" flüsterte sie. „Weshalb?" Noch während sie die Frage stellte, wurde ihr die Antwort klar.
    „Weil Ihnen jemand schaden möchte, Mylady", rief Willie. „Vielleicht will er Sie sogar umbringen!"
    Anne kam zu derselben Schlußfolgerung und sah Willie entsetzt an.
    Anne lief nervös auf und ab. Jemand wollte ihr angst machen oder ihr noch etwas Schlimmeres antun. Wollte dieser Mensch sie ernsthaft verletzen? War das Feuer in ihrem Schlafzimmer ein Unfall gewesen oder Brandstiftung?
    Blaze hatte ein so wirksames Aufputschmittel bekommen, daß er mit ihr durchgegangen war. Das konnte man beim besten Willen nicht mehr als Scherz bezeichnen. Sie hätte bei dem Sturz getötet werden können. Erneut fiel ihr der zerrissene Steigbügelriemen ein, der in ihrem Koffer gelegen hatte. O nein ...
    Jemand mußte Zugang zu ihrem Pferd und zu ihren persönlichen Sachen haben.
    War er in ihr Zimmer gekommen, während sie

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