0100 - Die Schule der Dämonen
in einem ganz anderen Licht erscheinen.
»Mein Name ist Nicole Duval«, sagte sie deshalb. »Ich bin die Sekretärin von Professor Zamorra. Sie haben vielleicht schon von ihm gehört.«
Die beiden Polizisten tauschten einen schnellen Blick.
»Professor Zamorra?« echote der Gendarm, der vor Nicole stand. »Kenne ich nicht. Wer soll denn das sein?«
Nicole hielt es für angebracht, die Wahrheit zu sagen. Wie es aussah, zogen sie, der Professor und die Polizei an einem Strick — im Interesse André d'Avallons. Sie unterrichtete die Beamten über die Person Zamorras, erzählte von dem unterbrochenen Telefonat, das Zamorra mit dem Gedankenleser geführt hatte, und ließ die Männer auch wissen, was sie hier im Apartment d’Avallons suchten.
Abschließend sagte sie: »Wenn Monsieur d’Avallon Sie gebeten hat, seine Wohnung im Auge zu behalten, dann wissen Sie vielleicht auch, von welcher Seite ihm Gefahr droht und wo er sich zur Zeit aufhält?«
»Nein«, sagte der Gendarm, »das wissen wir nicht.«
Er trat an den Sekretär und deutete auf die Papiere. »Das sind die Briefe, die vielleicht verraten können, wohin Monsieur d’Avallon gefahren ist?«
Nicole nickte.
Der Beamte blätterte sie durch. »Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten«, meinte er gedehnt. »Paris, Marseille…«
»Er könnte überall sein, ja. Aber Sie müßten doch Möglichkeiten haben, seinen Aufenthaltsort festzustellen. D’Avallon ist mit seinem Wagen gefahren. Wenn Sie nach dem Fahrzeug fahnden…« Nicole wandte sich an die Hausmeisterin. »Madame Dabouille, Sie kennen nicht zufällig die Autonummer seines Simca?«
Die ältere Frau schüttelte spontan den Kopf, hielt dann aber inne. »Warten Sie, doch…«, sinnierte sie. »Die letzten drei Ziffern kenne ich. Sie sind ganz unverwechselbar. Neun, neun, neun! Da müßte doch…«
»Es ist keine Schwierigkeit für uns, die Autonummer eines Bürgers zu ermitteln«, machte der Beamte klar. »Gut, wir werden uns darum kümmern. In der Zwischenzeit, Mademoiselle Duval… wenn Sie etwas von Monsieur d’Avallon hören, lassen Sie es uns bitte wissen.«
Der Polizist nickte Nicole kurz zu und verließ dann zusammen mit seinem Kollegen die Wohnung.
Nicole wollte die Gendarmen noch auffordern, auf Zamorra zu warten. Als sie aber in den Treppenhausflur trat, war von den beiden schon nichts mehr zu sehen.
***
Alarmiert hatte Zamorra das Haus, in dem d’Avallons Apartment lag, wieder betreten. Die Hitzeentwicklung seines Amuletts war wieder größer geworden. Als die Aufzugskabine nach oben glitt, verstärkten sich die Schmerzempfindungen immer mehr.
Der Professor wußte, was das bedeutete: die Dämonen befanden sich im Haus!
In der Wohnung des Telepathen?
Sorge um Nicole durchzuckte Zamorra. Wenn er nur nicht zu spät kam! Fahr schneller, du dummes Ding! Er ertappte sich dabei, daß er den Aufzug laut angesprochen hatte.
Der Lift hielt schließlich in der obersten Etage. Und noch bevor die Kabinentür sich öffnete, war auf einmal nichts mehr. Schlagartig hatte das Amulett seine Aktivitäten eingestellt. Kühl wie ein Kieselstein aus der Loire ruhte es auf seiner Brust.
Dennoch war der Professor keineswegs beruhigt. Wenn die Scheusale aus der jenseitigen Welt Nicole nun schon etwas angetan hatten? Mit den Zähnen knirschend, sprang er aus der Kabine.
Mit großer Erleichterung fielen seine Blicke sofort auf Nicole. Das Mädchen stand in der Tür von d’Avallons Apartment und sah heil und unversehrt aus.
»Nicole!«
»Chef! Schade, daß du nicht ein paar Augenblicke früher gekommen bist.«
»Wegen der Dämonen, nicht wahr?« Zamorra eilte ihr entgegen.
Mit gefurchter Stirn sah sie ihn an.
»Dämonen?«
Ein paar Augenblicke später wußte der Professor, daß keine Dämonen dagewesen waren. Wohl aber zwei Polizisten. Während sie das Apartment betraten, unterrichtete ihn seine Sekretärin über den Besuch der beiden Gendarmen.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Das waren keine Polizisten, Nicole. Das waren Dämonen!«
»Aber Chef! Ich werde doch wohl noch einen Gendarmen von einem Dämon unterscheiden können.« Nicole trat an die Seite der Hausmeisterin. »Madame Dabouille, sagen Sie dem Professor…«
Heftig winkte Zamorra ab. »Ihr seid nicht die ersten, die diese beiden Dämonen als Polizisten angesehen haben.« Er berichtete von den Eindrücken der Leute unten auf der Straße.
Verständnislos zupfte Nicole an ihrer Unterlippe. »Aber wieso, Chef? Wieso sehen wir
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