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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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passiert ist?« fragte er den jungen Mann mit der blutenden Stirn.
    »Ja, ja«, erwiderte dieser beinahe heftig. »Karl und ich, wir kamen aus dieser Bar da heraus. Und dann…« Der Deutsche zuckte die Achseln, schwieg.
    »Und dann?« drängte Zamorra.
    »Ich weiß es nicht, verdammt! Meine Erinnerung setzte erst wieder ein, als ich mit brummendem Schädel auf dem Pflaster vor meinem Wagen lag. Dann kamen all diese Leute und schrien auf mich ein…«
    Während er redete, hatte der Professor ihn scharf beobachtet, hatte er jede Nuance in seinem Gesicht registriert.
    Und er gewann den Eindruck, das der junge Mann nicht log, daß er wirklich nicht wußte, wie knapp er daran vorbeigekommen war, ein Mörder zu werden.
    Ein Gedanke begann in Zamorra zu reifen. Er zog die Möglichkeit in Betracht, daß der Deutsche unter fremden Einfluß gehandelt hatte.
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern«, sagte er. »Nachdem Sie und Ihr Freund die Bar verlassen hatten… haben Sie da mit jemandem gesprochen? Vielleicht mit einem… distinguiert aussehenden älteren Herrn? Oder auch mit einem Polizisten?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben mit keinem Polizisten gesprochen. Wir haben überhaupt mit niemandem gesprochen. Allerdings…«
    »Ja?«
    »Ganz dunkel erinnere ich mich an einen Mann, den wir gesehen haben, als wir auf die Straße traten. Möglich, daß er schon älter war. Er kam uns entgegen und…« Achselzucken. »Ich kann mich an nichts weiter erinnern, tut mir schrecklich leid.« Langsam begann Zamorra klarzusehen. Der Kerl, der ihn aus dem Hotelzimmer gelockt hatte, mußte seine Finger im Spiel haben.
    Der Kerl!
    War es überhaupt ein ›Kerl‹ gewesen? Nicht viel eher ein Dämon, der das Bewußtsein der beiden Deutschen vergewaltigt hatte? Ja, je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihm diese Überlegung.
    Sirenengeheul wurde jetzt in der Ferne hörbar, kam schnell näher. Wenig später waren ein Streifenwagen und eine Ambulanz zur Stelle.
    Zamorra schlug ärztliche Hilfe aus. Er brauchte sie nicht. Wohl aber die beiden Deutschen, insbesondere der Bewußtlose im Wagen, den der Aufprall ziemlich schwer verletzt zu haben schien.
    Das Protokoll, das die Polizisten aufnehmen mußten, brachte er so schnell wie möglich hinter sich. Er sagte nichts davon, daß ein Mordanschlag auf ihn verübt worden war, strafte den Mann im Pyjama, der alles gesehen haben wollte, sogar Lügen. Nach der Lage der Dinge waren die beiden Deutschen für die mörderische Aktion nicht verantwortlich.
    Eine Weile später konnte er ins Hotel Roi zurückkehren.
    Nicole schlief. Zamorra lächelte. Er beneidete seine Freundin um ihren gesunden Schlaf. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, daß er das Zimmer verlassen hatte und beinahe ums Leben gekommen wäre. Er hatte auch nicht vor, sie jetzt zu stören. Morgen früh konnte er ihr alles erzählen.
    Jetzt, wo alles vorbei war, wurde er sich wieder der Schmerzen bewußt, die seinen Körper hier und dort plagten. Er hatte jetzt nur noch einen Wunsch: Schlafen und sich erholen.
    Er kleidete sich aus, ging noch einmal kurz ins Bad und legte sich dann hin.
    Kurz darauf sank er Morpheus in die Arme.
    Was er nicht wußte, war, daß Nicole Duval keineswegs tief und fest schlief.
    Als Zamorra das Licht der Nachttischlampe gelöscht hatte, waren ihre Augen aufgegangen. Und als sie sein leichtes Schnarchen vernahm, schlug sie ganz vorsichtig die Bettdecke zurück und erhob sich aus den Kissen.
    Ein seltsamer Ausdruck lag in ihren Augen.
    ***
    Lautlos knipste Nicole Duval die Nachttischlampe an. Mit starrem Blick betrachtete sie den schlafenden Professor. Die leichten Blessuren, die er von dem Zusammenstoß mit dem Mercedes davongetragen hatte, nahm sie gar nicht wahr. Sie registrierte lediglich, daß ihn der Lichtschein und ihr Aufstehen nicht aufgeweckt hatten. Er schlief weiter.
    Das genügte ihr aber nicht. Sie mußte ganz sicher sein, daß er auch in den nächsten Minuten nicht die Augen aufschlug.
    Auf leisen Sohlen schlich sie zur Fensterbank, auf der eine mit Trockenblumen gefüllte Vase stand. Die Vase war aus Metall und sah ziemlich schwer aus. Nicole nahm die Blumen aus dem Gefäß. Es raschelte und knisterte. Ein schneller Blick auf den Professor bestätigte ihr aber, daß er nichts gehört hatte und ruhig weiterschlief.
    Nicole nahm die Vase in die Hand, packte sie am unteren Ende. Dann trat sie ans Bett heran und beugte sich über ihren Chef. Sie hob die Hand und

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