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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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schwer angeschlagen auf der nassen Straße liegen.
    Seine Sinne funktionierten nicht mehr richtig. Undeutlich sah er, wie der Mercedes außer Kontrolle geriet, quer über die schlüpfrige Fahrbahn schlidderte und schräg gegen ein geparktes Fahrzeug prallte. Laut krachte und knirschte es, als sich Metall in Metall bohrte. Der Mercedes wurde herumgeschleudert, knallte mit dem Heck gegen einen zweiten Wagen, drehte sich um seine eigene Achse und kam schließlich völlig verbeult und fahrunfähig zum Stillstand.
    Der Lärm war nicht ungehört geblieben. Aus der Coeur Noir-Bar kamen Leute gestürmt. Der Nachtportier des Roi erschien auf der Straße. In diversen Häusern der Nachbarschaft flammten Lichter auf, und Köpfe zeigten sich in den Fenstern. Aufgeregte Rufe schallten durch die Nacht.
    Mehrere Männer eilten auf den verunglückten Mercedes zu. Andere kümmerten sich um den Professor. Aber das bekam er nicht mehr mit, denn er hatte inzwischen das Bewußtsein verloren.
    ***
    Auch Nicole Duval wurde wach.
    Es war nicht der Krach unten auf der Straße, der sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Den hätte sie auch nicht hören können, wenn sie ein Mensch gewesen wäre, den jedes Fliegengesumm im Schlaf störte. Ihr und Zamorras Zimmer lag nämlich nach hinten raus und wurde zu keiner Zeit durch Straßenlärm beeinträchtigt.
    Der Grund ihres Erwachens war ein anderer. Welcher, wußte sie im ersten Augenblick gar nicht zu sagen. Sie spürte nur ein plötzliches Unwohlsein, einen seltsamen Druck im Kopf. Und sie hatte unbegreifliche Angstgefühle.
    Automatisch tastete sie mit der Hand nach dem Professor. Zu ihrer großen Überraschung fand sie seine Hälfte des Bettes leer.
    »Chef!«
    Ihre Angstgefühle verstärkten sich. Abrupt fuhr sie aus den Kissen hoch. Ihre Rechte ging zur Nachttischlampe und knipste sie an.
    Matter Lichtschein erfüllte das Zimmer.
    Ja, ihr erster Eindruck bestätigte sich. Der Chef lag nicht neben ihr. Nicole ließ ihre Blicke durch das Zimmer schweifen.
    Und dann saß sie wie vom Donner gerührt da.
    Am Fußende des Bettes stand ein Mann. Ein älterer Mann, mittelgroß, mit graumelierten Schläfen, gekleidet wie ein Comte der alten Schule. Ein distinguierter, würdiger Herr, der Vertrauen eingeflößt hätte, wenn nicht seine Augen gewesen wären. Erechreckende, beängstigende Augen waren es, Augen, aus denen gleichzeitig die eisige Kälte des Nordpols und die brennende Glut eines höllischen Feuers zu leuchten schienen.
    »Wer… wer sind Sie?« stammelte Nicole.
    Der Mann antwortete nicht, starrte sie nur unverwandt mit seinen unheimlichen Augen an. Kein Muskel bewegte sich in seinem merkwürdig starren Gesicht.
    Krampfhaft kämpfte Nicole gegen ihre Furcht an, bemühte sieh, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    Es gelang ihr nicht ganz. Da war ein leichtes Zittern in ihren Worten, als sie fragte: »Wie kommen Sie überhaupt herein? Und was wollen Sie?«
    Wieder antwortete der geheimnisvolle Besucher nicht. Mit langsamen, völlig geräuschlosen Schritten verließ er seine Position am Fußende des Bettes und trat ganz dicht an Nicole heran.
    Unwillkürlich wich das Mädchen zurück. Nicht weit allerdings, denn die Zimmerwand, an der das Bett stand, gebot ihr Einhalt. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie spürte, wie ihr der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Ihre Lippen formten Worte, aber sie brachte keinen Ton mehr hervor. Die unheimlichen Augen des Mannes hatten sie völlig in ihren Bann geschlagen. Animalische Angst sprang sie an, lähmte ihre Glieder. Verzweifelt versuchte sie, die Augen niederzuschlagen, um diesem zwingenden Blick des Mannes zu entgehen. Aber die Muskeln der Augäpfel und Lider gehorchten ihr nicht mehr. Sie war völlig hilflos, zur absoluten Untätigkeit verurteilt.
    Die Augen des Besuchers wurden immer unheimlicher. Sie schienen sich zu vergrößern, schienen sich von dem Mann zu lösen, schienen sich zu verselbständigen, Nicole sah nichts anderes mehr, sah nur noch diese furchtbaren Augen, die jetzt das ganze Zimmer auszufüllen schienen.
    Nicole war, als würde sie in die riesigen, leuchtenden Pupillen hineinstürzen wie in einen Brunnen, der keinen Boden hatte. Wieder versuchte sie, sich gegen das zu wehren, was mit ihr geschah. Aber es war völlig aussichtslos. Tiefer und tiefer stürzte sie in diesen Abgrund, der schwärzer war als die Nacht und einsamer als die Leere des Raums zwischen den Sternen.
    Und dann hörte sie eine Stimme, eine Stimme, die

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