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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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kaum zu Ende gedacht, als sie kamen. Die Tür des Bankraumes flog auf. Kommissar Pellin und zwei seiner Leute drängten herein.
    Aufgeschreckt fuhr der Bankräuber herum. Seine Hand, die die Pistole hielt, zitterte wie Weinlaub im Winde. Mit zwei, drei schnellen Schritten war der höchste Polizeibeamte von Limaux an seiner Seite. Fast mühelos entwand er dem Maskierten die Waffe.
    Tief stöhnte der Mann auf. Mit der linken Hand preßte er krampfhaft die Geldtüte gegen seine magere Brust.
    Einer der beiden Gendarmen, die mit Pellin gekommen waren, trat auf den Bankräuber zu, schlug ihm den Hut vom Kopf und riß ihm das Tuch vom Gesicht.
    Serge Rocheaux stieß einen überraschten Laut aus. Er kannte den Räuber. Es war ein Bürger aus Limaux — Jean Clement, ein junger Bursche, der mal hier, mal dort als Handlanger arbeitete. Jetzt war sein Gesicht zu einer Grimasse der Angst verzogen. Aber auch Wut konnte man in seinen Zügen lesen, Wut, daß man ihn geschnappt hatte, bevor er mit der Beute in den Händen verschwinden konnte.
    Kommissar Pellin sah den jungen Burschen an. »Na, Jean, was tun wir denn hier?«
    Böse stand der Kassierer hinter seiner Panzerglasscheibe. »Das fragen Sie, Pellin? Klauen wollte er, der Halunke, der hinterlistige!«
    »Jean?« Pellin schien zu lächeln.
    Der Handlanger mahlte mit den Zähnen, dann brach es aus ihm hervor. »Ja«, sagte er wild, »ich wollte klauen! Ich wollte auch einmal die Finger voller Geld haben. Alle haben Geld, so viel, daß es nicht in ihre Taschen paßt und sie es zur Bank bringen müssen. Nur ich nicht. Das war ich satt!«
    Der Kommissar nickte langsam. »Ist was dran an dem, was er sagt, nicht wahr, Rocheaux?«
    Der Bankangestellte kniff verblüfft die Augen zusammen. »Wie meinen Sie denn das, Pellin?«
    »Ich meine, daß Jean recht hat. Es ist nicht einzusehen, daß alle Geld haben, nur er nicht. Muß er eben so sehen, daß er zu was kommt. Jeder muß sehen, wo er bleibt.«
    Pellin blinzelte dem gescheiterten Bankräuber zu. »Wenn ich du wäre, Jean, dann würde ich jetzt laufen.«
    Das ließ sich Jean Clement nicht zweimal sagen. Er nahm die Beine in die Hand und verschwand eilig nach draußen — mit der Geldtüte in der Hand.
    Keiner der Beamten machte Anstalten, ihn zu verfolgen.
    Und auch der Kassierer sah die Sachlage jetzt mit ganz anderen Augen. Achselzuckend nahm er den Kasten mit dem Hartgeld in die Hand, öffnete seine Aktentasche und schüttete die Münzen hinein.
    Kommissar Pellin lächelte dazu.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole frühstückten im Hotel Roi.
    Der Parapsychologe fühlte sich körperlich überraschend gut. Der in der Nacht versäumte Schlaf machte sich kaum bemerkbar. Oft schon war er zwei Tage und mehr hintereinander wach gewesen, ohne in seiner Leistungsfähigkeit merklich beeinträchtigt zu sein. Das ruhige Liegen in der zweiten Nachthälfte hatte genügt, seinen Akku wieder aufzuladen. Nur die Zerrung im Oberschenkel war natürlich noch nicht abgeklungen.
    Nicole war schlechter dran als er. Nicht in physischer, sondern in psychischer Hinsicht. Sie kam einfach nicht darüber hinweg, daß sie Zamorra unter fremden Einfluß so übel mitgespielt hatte. Der Professor mußte sein ganzes psychologisches Geschick aufbringen, um sie wieder halbwegs auf Vordermann zu bringen.
    Nach dem Frühstück stiegen die beiden in ihre Citroën-Limousine. Ihr Ziel war noch einmal die Wohnung André d’Avallons. Sie wollten dort versuchen, den Namen von d’Avallons Freund in Limaux in Erfahrung zu bringen.
    Während der Fahrt saß Nicole am Steuer. Zamorra widmete unterdessen sein Augenmerk den Straßen, die draußen vorbeihuschten.
    Verfolgte sie jemand? Wurden sie beobachtet?
    Zamorra konnte nichts entdecken, was seinen Verdacht hätte bestätigen können. Aber das wollte nicht viel besagen. Die Kreaturen aus der jenseitigen Welt verstanden es, im Verborgenen zu lauern. Und ohne sein Amulett geriet der Professor fatal in die Rolle eines Blinden.
    Nicole stoppte vor dem Apartmenthaus. Die beiden stiegen aus. Nicole läutete bei Madame Dabouille. Nach wenigen Augenblicken wurde die Tür aufgedrückt.
    »Sie schon wieder!« begrüßte sie die Hausmeisterin, als sie vor ihrer Wohnungstür standen. Ihre Stimme klang ausgesprochen unfreundlich, und ihre Miene war abweisend.
    »Madame«, begann der Professor, »wenn Sie noch einmal so freundlich wären…«
    Madame Dabouille ließ ihn nicht weiterreden.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, unterbrach sie ihn

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