0100 - Die Schule der Dämonen
brüsk. »Ich habe schon genug Ärger wegen Ihnen gehabt.«
Zamorra wurde hellhörig. »Ärger, Madame Dabouille? Mit wem haben Sie Ärger gehabt?«
»Mit Monsieur d'Avallon!«
»Was?« Der Professor blinzelte.
»Monsieur d'Avallon war sehr ungehalten, als ich ihm sagte, daß ich fremde Leute in seine Wohnung gelassen habe«, teilte ihm die Frau mit.
Zamorra und Nicole tauschten einen erstaunten Blick.
»Soll das heißen, daß André d’Avallon zurückgekommen ist?« fragte der Professor.
»So ist es«, bestätigte die Hausmeisterin.
»Wann?«
»Gestern, gestern abend.«
»Danke, Madame Dabouille«, sagte Zamorra und wandte sich ab.
Die Hausmeisterin murmelte noch etwas und drückte dann geräuschvoll die Tür ins Schloß.
Nicole machte ein Gesicht wie jemand, der erfahren hat, daß er den ersten Preis in einer Lotterie gewonnen hat.
»Verstehst du das, Chef?«
»Nein«, antwortete Zamorra, »noch nicht. Komm…«
Er ging zum Aufzug und drückte den Rufknopf. Die Kabine kam. Der Professor und seine Sekretärin fuhren hoch zur Wohnung des Telepathen.
Zamorra klingelte, und kurz darauf wurde geöffnet.
André d’Avallon stand vor ihnen. Ein junger Mann Ende der zwanzig. Hagere, leicht vornüber gebeugte Figur, schmales, intelligent wirkendes Gesicht, widerspenstig gelocktes Blondhaar. André d’Avallon, wie er leibte und lebte.
Der junge Mann lächelte. »Ah, Professor, ich habe mir schon gedacht, daß Sie nochmals vorbeischauen würden. Kommen Sie herein!«
Er machte eine einladende Handbewegung und gab den beiden Besuchern den Weg frei. Zamorra und Nicole traten ein, gingen in den Apartmentraum durch.
»Setzen Sie sich doch«, forderte sie d’Avallon auf, nachdem er sie mit Handschlag begrüßt hatte.
Zamorra und Nicole nahmen in zwei Sesseln Platz.
Der Telepath gab sich als aufmerksamer Gastgeber. »Darf ich Ihnen etwas anbieten. Cognac, Whisky?«
»Champagner«, sagte Zamorra. »Ich würde ganz gern ein Glas Champagner trinken. Sie haben sich doch bestimmt ein paar Fläschchen mitgebracht, oder?«
Mit leicht gerunzelter Stirn blickte ihn der junge Mann an.
»Champagner?« wiederholte er. »Wie kommen Sie darauf, daß ich mir ein paar Flaschen Champagner mitgebracht habe?«
»Nun«, sagte Zamorra gedehnt, »wenn man in das Land fährt, wo der Champagner fließt… Sie waren doch in Limaux, oder nicht?«
»Wie kommen Sie denn auf die Idee?«
»Madame Dabouille deutete so etwas an. Stimmt es denn nicht?«
»I wo! Ich war gar nicht weg von Paris. Bin mit ein paar Bekannten unterwegs gewesen. So ein Zug durch die Bars. Mit allem Drum und Dran, verstehen Sie?«
»Mehrere Tage lang, André?«
D’Avallon lachte heiter auf. »Nee, das nun nicht. Ich bin dann bei so ’ner Kleinen gelandet. Tänzerin aus ’nem Stripschuppen. Klasse, sag’ ich Ihnen.« Er blickte Nicole an. »Pardon, Mademoiselle. In Gegenwart einer Dame sollte ich mich vielleicht etwas gewählter ausdrücken.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte Nicole.
Zamorra beugte sich vor. »Kommen wir zur Sache, André. Sie wissen, warum wir hier sind, denn Sie haben sich ja sicherlich von der Hausmeisterin informieren lassen.«
Der Telepath nickte. »Natürlich, natürlich. Sie sind hier wegen, meines dummen Anrufs vor ein paar Tagen. Tut mir leid, daß ich Sie behelligt habe, Professor.«
»Dummer Anruf, André? Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß es Ihnen ziemlich ernst war.«
D’Avallon sah jetzt ein bißchen peinlich berührt aus. »Na ja«, meinte er mit einem verlegenen Auflachen. »Sie wissen ja, wie manche Leute sind, wenn sie einen über den Durst getrunken haben. Ich kann mich da leider nicht ausnehmen. Da war so ein Kerl… so ein richtiger Gangstertyp. Ich dachte, er hätte es auf mich abgesehen. Trotz meiner Trunkenheit hatte ich einige seiner Gedanken aufgenommen. Ich habe dann in einer spontanen Anwandlung verschiedene Leute angerufen. Die Polizei, Sie, noch einen guten Bekannten. War natürlich alles Unsinn. Der Gangstertyp war auf einmal weg, und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört oder gesehen. Falscher Alarm auf der ganzen Linie! Wie gesagt, Professor, tut mir leid, daß ich Sie belästigt habe.«
Idiot! dachte der Professor. Verdammter, blöder Idiot!
D’Avallon lächelte.
Du bist der blödeste Hund, der mir je begegnet ist! dachte Zamorra.
D’Avallon lächelte immer noch. »Trinken wir jetzt einen Cognac zusammen, Professor?«
Zamorra lächelte zurück. »Ihnen bleibt auch nichts
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