0101 - Der Weltraum-Tramp
Überraschungen bevorstanden, wenn sich das Monstrum auch in der vergangenen Stunde passiv verhalten hatte. Mit Bully und Oberst Claudrin nahm er eine Inspektion vor.
Lebensmittel waren genügend vorhanden, auch Ladungen für die Energiewaffen. Aber letztere würden nach fünf oder sechs Angriffen erschöpft sein. Dann blieb nur noch Iwan Goratschin. Der Doppelkopf-Mutant war in der Lage, auf große Entfernung jegliche Materie in atomare Energie zu verwandeln. Dann setzte auch er sich. Unter sich verspürte er das leichte Vibrieren des trügerischen Bodens. Er sank nicht ein, aber er hätte sich nicht gewundert, wenn es geschehen wäre. Bis zum Horizont wellte sich die Plasmamasse des Ungeheuers, das den Planeten umspannte.
Wirklich den ganzen Planeten? Oder gab es Stellen, die es nicht bedeckte? Vielleicht alte Gebirgsgipfel?
Rhodan verwünschte seine übereilte Landung. Sie hätten vorher den Planeten gründlich erforschen sollen, dann hätte er wenigstens eine Antwort auf diese Frage.
Sein Blick blieb plötzlich auf einem Punkt am Horizont hängen.
Er glich einem Buckel, flach und ausladend. Wenn ihn die Entfernung nicht täuschte, besaß der Buckel einen Durchmesser von einigen hundert Metern. Das war ungewöhnlich. Bisher hatte das Monstrum noch keine Erhebung geformt. Eine Falle ...?
Rhodan verwarf den Gedanken sofort wieder. Dazu war das Planetenwesen nicht intelligent genug. Es kannte bisher nur eine Waffe gegen die Menschen: nachgebildete Menschen. Wie sollte es da auf den Gedanken kommen, eine falsche Insel zu formen - und welchen Zweck würde sie auch haben?
Ein gellender Schrei riß Rhodan aus seinen Gedanken. Er sprang auf. Neben einem Leutnant - es war der schlaksige Wachoffizier Brazo Alkher - quoll langsam und wie eine Blase eine menschliche Gestalt aus dem Boden. Arme, Hände und Beine formten sich. Nur kein Gesicht.
Major Krefenbac reagierte mit unglaublicher Schnelligkeit. Er riß seine Waffe aus dem Gürtel und sprang zwischen Alkher und das entstehende Monstrum. Sein Energiestrahl vernichtete es, ehe es wirksam werden konnte.
Rhodan atmete auf. Eine direkte Gefahr bot das Plasmawesen nicht, aber seine ständigen Belästigungen waren Gefahr genug.
Auf die Dauer würden sie ihr erliegen.
Als ein zweites Monstrum entstand, befahl Rhodan den Aufbruch.
Die Sonne war inzwischen höher gestiegen und gab besseres Licht.
Rhodan blieb nach einstündigem Marsch stehen und ließ sich von Claudrin einen Feldstecher geben. Aufmerksam studierte er den flachen Buckel, der keine fünf Kilometer mehr entfernt sein konnte. Was ihm als erstes auffiel, war die hellgraue Färbung. Die Haut des Plasmawesens war dunkler. Das Licht der Sonne wurde stärker reflektiert als von der übrigen Oberfläche. Allein diese beiden Beobachtungen bestätigten Rhodans Vermutung, daß der Buckel aus einem anderen Material bestand.
„Weiter", sagte er schließlich und deutete nach vorn. „Es könnte sein, daß wir in der folgenden Nacht besser schlafen werden."
Dann fiel ihm etwas ein, das er unbegreiflicherweise bisher vergessen hatte. „Gucky!" Der Mausbiber war sofort da. „Gucky, siehst du da vorn den Hügel? Spring hin und sieh nach was es ist.
Aber komme sofort zurück und halte dich nicht auf."
Der Mausbiber war froh, endlich wieder eine Aufgabe erhalten zu haben. Er nickte, konzentrierte sich auf den Teleportersprung - und entmaterialisierte. Es dauerte kaum zehn Sekunden, da kam er zurück.
„Eine Insel, Perry. Eine richtige Felseninsel. Aber sie ragt kaum zwanzig Meter aus dem Plasmameer heraus. Wahrscheinlich der Gipfel eines Berges."
„In einigen Jahren wird auch er verschwunden sein, oder eher", nickte Rhodan und fühlte die Erleichterung. „Es ist gut, Gucky.
Damit wäre unser Marschziel bekannt."
Sie wehrten noch zwei oder drei massive Angriffe des Ungeheuers ab und erreichten am späten Nachmittag den Felsen.
Er war dreihundert Meter lang und etwa hundert Meter breit. Nicht sehr groß, völlig kahl und ohne jede Spur von Vegetation, aber fester Fels. Fester Boden!
Rhodan richtete sofort Wachtposten ein, die in einem Ring die Insel umgaben und den „Strand" zu bewachen hatten. Es war damit zu rechnen, daß die menschlichen Nachbildungen versuchen würden, die Insel zu erobern, wenn das Plasmawesen erst einmal wußte, daß sie den Menschen Schutz bot ... Und es lernte sehr schnell, wie die Erfahrung bewiesen hatte.
Die Sonne stand noch hoch über dem Horizont, als der erwartete Angriff
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