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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ausgezeichnet«, behauptete er. »Sehr viel abwechslungsreicher dürfte sich der Speiseplan wohl kaum gestalten lassen.«
    Hohn troff aus seinem Mund. Bill packte die kalte Wut. Er reagierte sonst selten unbeherrscht. Er war der denkbar konservativste Amerikaner, den man sich vorstellen kann, und seine Lebensführung entsprach eher der eines englischen Lords.
    Doch diesmal ließ er sein Temperament voll ins Kraut schießen.
    Er packte das Tablett und schleuderte es Raf Shuk mitten ins grinsende Gesicht.
    »Dann guten Appetit«, sagte er heftig und sprang von seiner Kiste hoch. »Und wagen Sie es nicht noch einmal, mir solch einen Fraß vorzusetzen. Ich bin keine Weihnachtsgans, die man ungestraft ausnehmen kann.«
    Raf Shuk war der Vergleich offenbar geläufig. Er stand wie vom Donner gerührt. Hatte er angenommen, er könne mit Bill umspringen, wie es ihm beliebte?
    Gerade aus diesem Grund hatte Bill Fleming seine Grenzen auf diese Weise abgesteckt. Raf Shuk sollte nicht glauben, es mit einem willfährigen Trottel zu tun zu haben, mit dem er umspringen konnte, wie es ihm gerade gefiel.
    Sekunden sah es so aus, als wolle der Bengalese sich auf den Amerikaner stürzen. Bill ballte schon die Hände zu Fäusten. Er traute es sich zu, diesem Mann die Prügel seines Lebens zu verabreichen, denn Bill hielt seinen Körper trotz seines akademischen Berufs in Schuß. Er scheute weder einen trainierten Boxer, noch einen Sumo Ringre oder einen Karteka als Gegner, und damit war er seinem Freund Zamorra sehr ähnlich.
    Das schien mittlerweile auch Raf Shuk zu kapieren. Er zwang sich ein Lächeln auf.
    Können Ratten lächeln? fragte sich Bill und gab sich selbst die Antwort: Wenn sie lächeln könnten, dann würden sie jetzt dieselbe Grimasse ziehen wie Khan Raf Shuk.
    Der wischte sich den Reis aus dem Gesicht. Einige Krümel blieben in seinem tagealten Bart hängen.
    »Ich werde sehen, ob ich nicht etwas anderes für Sie finde, Sir«, sagte er.
    »Das wäre nur zu Ihrem Besten«, antwortete Bill Fleming eisig. »Ich habe Sie nicht engagiert, damit Sie mich vergiften.«
    Raf Shuk deutete eine Verbeugung an. »Sehr wohl, Sir. Ich werde versuchen, mehr Rücksicht auf westliche Eßgewohnheiten zu nehmen.«
    »Das möchte ich Ihnen auch geraten haben!«
    Khan Raf Shuk hob das Tablett auf und ging mit hängendem Kopf zum Vorderschiff.
    Bill Fleming tastete zum zweitenmal an diesem Morgen nach seiner Pistole.
    Kon Siang war ein Engel.
    Bill hätte sich gewünscht, er wäre ein Engel mit Ersatzmagazinen gewesen.
    ***
    Für Zamorra gab es kein Halten mehr. Rahndra mochte ihm in den vergangenen Stunden noch so viele unerwartete Freuden beschert haben — das hauchte ihn jetzt nicht mehr an.
    Die Fensteröffnung war verteufelt eng. Es kam ihm endlos vor, bis er sich endlich hindurchgezwängt hatte.
    Bis zum Boden hinunter waren es gut drei Meter, Von dort zum Ufer ein knappes halbes Hundert Schritte.
    Nicoles Kräfte ließen nach. Wenn ihr Kopf kurz über die Wasseroberfläche tauchte, schrie sie nicht mehr. Das Zappeln ihrer Beine wurde unkontrolliert, wirkte zerfahrener. Die drei Frauen knieten fast auf ihr. Nicole hatte nicht die geringste Chance gegen sie.
    Zamorra sprang, kam federnd auf. Schmerzen durchzuckten den rechten Knöchel, doch er ignorierte diesen Schmerz. Er rannte los. Mit aller neuerwachten Energie, die in ihm steckte.
    Noch vierzig Meter.
    Die alte Khube hatte bereits von Nicole abgelassen und sich zum Einbaum umgewandt, um ihn neben dem Schauplatz des Mordversuchs ins Wasser zu schieben.
    Noch dreißig Meter.
    Nicole hatte aufgehört, sich zu bewegen. Sie war voll im flachen Wasser verschwunden. Rahndra und Shurina knieten auf ihr. Nicoles rote Haare schwammen zwischen ihren nackten braunen Schenkeln. Die Alte machte das Boot klar.
    Shurina ließ von Nicole ab, stieg ein. Rahndra kam hoch. Zamorra hörte sie keuchen. Blasen stiegen auf, zerblubberten an der Oberfläche.
    Zamorra war fast heran, als Rahndra sich in seine Richtung drehte. Noch zwei, drei Sätze, dann holte der Dämonenjäger zu einem mörderischen Schlag aus. All seine Wut, all seine Kraft lagen in diesem einzigen, verzweifelten Hieb, der das Mädchen fast einen halben Meter über das Wasser hob. Sie klatschte in das silbrig aufspritzende Naß. Zamorra kümmerte sich nicht um sie.
    Er faßte ins Wasser, bekam ein Bein in die Hände, zog und zerrte daran. Bis zum sandigen Ufer waren es nur wenige Schritte.
    Khube und Shurina verharrten bewegungslos,

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