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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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während Zamorra Nicole so weit an den Strand zog, daß ihr Kopf im Sand auflag. Mehr konnte er im Moment nicht für sie tun.
    Aber diese drei unmenschlichen Weiber konnten vielleicht etwas gegen ihn unternehmen. Abwehrbereit ging er in Stellung, wie er es bei einem Taek Won Do Kurs gelernt hatte.
    Doch die dachten gar nicht daran, ihn ebenfalls anzugreifen. Shurina und Khube saßen wie versteinert im Boot, Rahndra kam eben prustend hoch.
    Zamorra wollte sich das Mädchen schnappen. Er griff nach ihrem Arm. Worte drängten sich auf seine Lippen. Häßliche Worte.
    Sie gingen in der Überraschung und im Entsetzen unter, die ihm die folgenden Sekunden bescherten.
    Plötzlich wurde der Arm in seiner Hand durchscheinend, bot keinen Widerstand mehr. Vor seinen Augen löste Rahndra sich in nichts auf. Ungeheuer schnell.
    Ein Fauchen in seinem Rücken ließ Zamorra herumfahren.
    Im Boot saßen nicht mehr Khube und Shurina, sondern ein riesiger bengalischer Tiger. Das eine Auge war bernsteingelb, das andere von einem tiefen Blau.
    Die Bestie warf den rassigen Kopf in den Nacken und stieß nochmals dieses brüllende Fauchen aus, das Professor Zamorra schon von seinem Alptraum her kannte.
    Nur in einem unterschieden sich Traumbild und Wirklichkeit.
    In seiner Vision hatte der Tiger kein Amulett um den Hals getragen.
    Der hier trug eines.
    Es war das eigene Medaillon. Das magische Amulett seines Vorfahren Leonardo de Montagne…
    Zamorra stand starr. Er war darauf vorbereitet, Menschen aus Fleisch und Blut anzugreifen, nicht sich in die Fänge eines Tigers zu werfen.
    Er wurde einer Entscheidung enthoben, denn das Tier machte keinerlei Anstalten, über ihn herzufallen.
    Es sprang aus dem Boot und trottete auf die Pagode zu, um zwischen den Säulen des Eingangs unsichtbar zu werden.
    Zamorra fuhr sich über die Augen. Das Schicksal mutete ihm zu dieser frühen Stunde verdammt viel zu.
    Aber das war jetzt keine Sinnestäuschung mehr, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als würde er einer Halluzination erliegen.
    Die Pagode begann zusammenzuschmelzen wie ein Becher Softeis unter der Höhensonne. Es begann beim strahlend weißen Kuppeldach, und der Ausdruck »dahinschmelzen« war durchaus zutreffend. Wie Speichel floß die weiße Masse an den Außenmauern herab, wurde weniger und weniger, wurde eins mit den Außenmauern, die in der Erde zu versinken schienen.
    Das alles dauerte kaum Sekunden.
    Danach gab es keine Pagode mehr. Nur einen weiten, freien Platz, auf dem sie gestanden hatte.
    Und es gab Nicole, die wie eine leblose Puppe am Ufer lag, der Körper noch von Wasser umspült.
    ***
    Für eine Weile stand Professor Zamorra noch wie gelähmt. Er starrte Nicole an wie ein Stück Treibholz, das angeschwemmt wurde, um dann jedoch urplötzlich zu fieberhafter Aktivität zu erwachen.
    Er warf sich neben sie in den Sand, schob sein eines Knie über die flache Wölbung ihres Bauches, um über ihr zu sein.
    Nicole war totenblaß. Er beugte sich zu ihrer Brust hinunter, registrierte mit beginnender Panik, daß ihr Herz nicht mehr schlug.
    Mit einem harten Ruck zerfetzte er ihr die Bluse, damit die Kleidung sie nicht einengte, und begann mit Wiederbelebungsversuchen.
    Mund- zu- Mund- Beatmung brachte nichts, und er gab es bald wieder auf. Dafür streckte er ihre käsigbleichen Arme weit über den Kopf, brachte sie wieder herunter, um sie auf dem Brustkorb zwischen den Brüsten gegen das Fleisch zu pressen.
    Er ertappte sich dabei, wie er Stoßgebete gegen den Himmel sandte.
    Nicoles Arme hinauf über den Kopf und in den Sand und wieder zurück zwischen die blassen Brüste. Wieder und immer wieder. Zamorra kämpfte mit verzweifelter Anstrengung um das Leben dieser jungen Frau und wußte mit einemmal, daß ihn nichts mörderischer treffen könnte als ihr Tod.
    Tränen, deren er sich nicht schämte, traten aus seinen Augen, patschten dick auf ihre Haut und in ihr Gesicht.
    Atme, Nicole! schrie es in ihm. Bitte, bitte, Nicole! Atme!
    Er wollte das Leben in sie zurückzwingen. Daneben verblaßte alles andere zur Nebensächlichkeit. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage, drei Frauen, die sich urplötzlich in einen riesigen Tiger verwandelten; ja sogar der Verlust seines Amuletts…
    Plötzlich sah er ein Zucken der Augenlider.
    Nicole lebte.
    Er hatte es geschafft!
    Er ließ ihre Arme fahren, schloß mit seinen Lippen die ihren ein und machte mit Mund-zu-Mund-Beatmung weiter. Er preßte Luft mit aller Kraft in ihre Lungen, saugte, preßte,

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