0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift
besonders auf Gomez!«
Ich rief noch einmal die Zentrale.
»Schickt mir einen Wagen. Ich hocke auf einem Parkplatz am Hudson-Drive. Es muß in der Nähe der Washington-Brücke sein. Sucht ein bißchen nach mir.«
Ich ging zu Nelly, die mit hochgezogenen Beinen auf einer Bank kauerte. Ihr war inzwischen eine wichtige Erkenntnis gedämmert.
»Jerry«, sagte sie. »Es ist auf uns geschossen worden.«
Ich gab ihr noch eine Zigarette und bediente mich selbst.
»Richtig, Darling. Wie klug du bist.«
»Wie aufregend«, flüsterte sie. »Auf mich ist geschossen worden.«
»Ohne dir deine Illusionen rauben zu wollen, aber es ist in erster Linie auf mich geschossen worden.«
Sie sah mich aus großen, auf gerissenen Augen an.
»Jerry?« fragte sie in geheimnisvollem Flüsterton. »Bist du ein Gangster?«
Ich sah sie überrascht an, ging auf das Spiel ein und erkundigte mich:
»Wenn ich einer wäre, so würdest du mich der Polizei verraten.«
Sie schloß die Augen, schüttelte intensiv den Kopf und hauchte:
»Nie!«
»Das gehört sich aber nicht!«
Sie gab sich offensichtlich einem Schauer hin, der ihr über den Rücken rieselte. Mit immer noch geschlossenen Augen gestand sie:
»Ich finde es so romantisch, Braut eines Gangsters zu sein.«
Jetzt riß sie die Augen auf und flüsterte:
»Wir werden zusammen sterben unter den Kugeln der Polizei. Ich werde dich mit meinem Körper decken, wenn man auf dich schießt.«
Jetzt sah ich sie wirklich besorgt an.
»Bist du vorhin mit dem Kopf angestoßen, als du den Abhang hinuntergekugelt bist?«
»Nein, es ist mir nichts geschehen. Als deine Freundin werde ich mich daran gewöhnen, noch gefährlichere Sachen mitzumachen.«
Sie schmiegte sich an mich. »Mein großer Gangster!« flüsterte sie. »Bis zu unserem Ende wirst du mir jeden Wunsch erfüllen, nicht wahr?«
»Jeden«, bestätigte ich, »aber sprich nicht von Perlen und Brillanten. Auch Gangstergeschäfte gehen nicht immer gut.«
»Nein«, hauchte sie, »aber sei so nett und suche meinen Schuh. Sie haben zwölf Dollar fünfzig gekostet und sind so gut wie neu.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als noch einmal hinunterzuklettern und im Dunkeln mit Hilfe des Feuerzeuges nach Nellys Schuh zu suchen.
»Ich finde ihn nicht!« brüllte ich hinauf.
»Suche noch ein wenig!« rief sie hinunter, aber ich fand das verfluchte Ding nicht.
Ich hatte zwanzig Minuten gesucht, als ich einen Wagen auf den Parkplatz einfahren hörte. Eine Männerstimme fragte:
»Ist Mr. Cotton hier?«
»Ja, er ist dort unten«, antwortete Nelly.
Der Kollege trat an den Rand des Abhanges.
»Hallo, Cotton! Sind Sie dort? Wir wollen sie abholen.«
»In Ordnung. Haben Sie eine Taschenlampe?«
Er rief, daß er eine hätte, und ich bat ihn, den Abhang abzuleuchten. Der verdammte Schuh lag ganz nahe am oberen Rand, mit dem Pfennigabsatz in den weichen Boden gerammt. Ich kletterte nach oben und gab ihn Nelly.
Sie sagte »Danke schön« mit Augenaufschlag und zog ihn an.
»Was soll sonst hier geschehen?« fragte der Kollege, der mich abholte.
»Wir schicken die Techniker hin, aber viel wird nicht dabei herauskommen. Erst einmal wollen wir die Dame nach Hause fahren.«
Mich beschäftigten während der Fahrt einige Gedanken. Wer hatte auf mich geschossen?
Es gab keinen Zweifel, daß es in Morgans Auftrag geschehen war, aber wer waren die Mitglieder seiner Bande, die ich nicht kannte, und die jetzt so nachdrücklich in Erscheinung getreten waren, freilich ohne ihr'Gesicht zu zeigen? Aber das war nur eine Frage.
Die andere Frage war fast noch wichtiger. Wenn Morgan glaubte, mich aus dem Wege geräumt zu haben, dann hielt er damit auch das Hindernis für beseitigt, das zwischen ihm und dem Geschäft mit Gomez stand. Freilich mußte er dieses Geschäft dann schnell genug abwickeln, bevor andere G-men meine Arbeit übernahmen, praktisch also in wenigen Stunden.
Dieser Zeitpunkt mußte bedingen, daß er Gomez gegenüber mit offenen Karten spielte, ihm mitteilte, daß ich erledigt worden war, und wenn ich jetzt Satcho Gomez vorführte, daß ich davongekommen war, so war das vielleicht noch wirkungsvoller, als wenn er es durch Morgan erfuhr.
Mir konnte es schließlich gleichgültig sein, ob ich auf dem Weg über Morgan oder über Gomez an die Riesenladung Rauschgift herankam.
Kein Wunder, daß ich während der Fahrt bei diesen Gedanken schweigsam wurde, und Nellys Gegenwart wurde mir erst wieder bewußt, als wir vor ihrem Haus stoppten..
Ich
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