0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt
gewaltigen Tyrannosauriers.
»Und der Rabe hat ihn tatsächlich besiegt?« erkundigte sich der Superintendent staunend.
»Ja. Schauen Sie ihn sich an! Er hat die fünffache Größe eines normalen Vogels. Der hat der Bestie die Augen ausgehackt.« Cornwall deutete zum grauen Himmel. »Und dort die Vögel. Vor ihnen kann man Angst haben. Wenn die uns angreifen, ist alles aus.«
Sir Powell runzelte die Stirn. »Es ist natürlich schwer zu glauben, daß dieser Rabe…«
»Und doch ist es eine Tatsache«, warf der Norweger ein. »Mein Kopfverband kommt nicht von ungefähr. Wir hatten versucht zu fliehen, da griff der Rabe uns an. Solange wir uns innerhalb dieses Geländes aufhalten, tut er uns nichts, er ist gewissermaßen unser Wächter. Sollten wir jedoch versuchen, diesen Friedhof zu verlassen, wird er es verhindern.«
»Was können wir sonst tun?« fragte Sir Powell.
»Nichts!« lautete die Antwort des Engländers. »Aber auch gar nichts. Wir können nur warten.«
Sir Powell preßte die Lippen zusammen. So etwas gefiel ihm überhaupt nicht. Er schaute sich um, sah zum wiederholten Male die düstere Umgebung, sah den hinter dem Friedhof aufragenden Berg, der in seiner unteren Hälfte von Nebelschwaden umwallt wurde. Der Berg erinnerte in seinem Aussehen an einen Vulkan. Er glänzte graublau, wie erkaltete Schlacke. Das Gestein schien porös zu sein, denn aus zahlreichen Spalten und Löchern drangen Nebelwolken, die in trägen Schwaden um den Berg trieben.
Es war wirklich eine unheimliche Gegend. Hinzu kam der Himmel in seinem eintönigen Grau. Keine Sonne, kein Mond und auch keine Sterne waren zu sehen.
Sir Powell ließ die beiden Männer stehen und schritt den Friedhof ab.
Er näherte sich dabei auch dem Raben, der dies sofort als einen Fluchtversuch ansah. Er plusterte das Gefieder auf und breitete die Flügel aus.
Der Superintendent blieb stehen. Er erschrak über die Spannweite dieser Flügel. Damit hätte er nicht gerechnet. Plötzlich wurde ihm klar daß dieser Rabe sicherlich in der Lage gewesen war, dem Saurier die Augen auszuhacken.
Sir Powell ging keinen Schritt weiter. Er vernahm auch die warnende Stimme des englischen Wissenschaftlers. »Bleiben Sie lieber stehen, Sir.«
»Natürlich.«
Der Rabe öffnete den Schnabel und stieß ein warnendes Krächzen aus. Sir Powell sah die rote Zunge, die zwischen den beiden Schnabelhälften hing.
Begeistert war er von diesem Anblick nicht.
Er machte kehrt.
In diesem Augenblick begann die Luft über dem Friedhof zu flimmern. Während die Wissenschaftler zurücksprangen, blieb Sir Powell stehen und schaute furchtlos in das Flimmern hinein.
Eine Gestalt wurde sichtbar. Erst waren nur die Umrisse zu erkennen, dann jedoch schälte sich ein Skelett hervor.
Der Schwarze Tod war gekommen.
Plötzlich stand er auf dem Boden, eingehüllt in seinen langen Umhang. Die Sense, seine bevorzugte Waffe, hatte er über die rechte Schulter gelegt, doch über seiner linken Schulter hing ein Mensch.
Es war ein Mann.
Sir Powell riß weit die Augen auf. Er glaubte den Mann zu kennen, obwohl er sich nicht hundertprozentig sicher war.
Ein paar Sekunden vergingen, dann hatte sich der Schwarze Tod endgültig manifestiert.
Er überragte die beiden Männer. Wenn er die Arme hochhob und sie weit genug ausstreckte, konnte er fast die Wipfel der großen Bäume berühren.
Es war eine Gestalt zum Fürchten. Sir Powell hatte schon viel über diesen Dämon gehört, doch als er ihn jetzt zum erstenmal sah, lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
Der Schwarze Tod beugte sich nach links, und die Gestalt rollte von seiner Schulter ins Gras. Dort blieb sie auf dem Bauch liegen.
»Nummer zwei!« grollte der Dämon und schüttelte drohend seine Faust gegen die drei Männer. »Andere werden folgen, das schwöre ich euch!«
Er breitete seine Arme aus, und der Umhang wurde dabei zu einem riesigen Cape, so daß der Schwarze Tod eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Fledermaus bekam.
Noch einmal lachte er schaurig. In derselben Sekunde entstand das Flimmern, es hüllte den Dämon ein, und ebenso rasch wie der Schwarze Tod aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
Sein »Opfer« ließ er zurück.
Sir Powell lief auf den Mann zu, blieb neben ihm stehen und drehte ihn auf den Rücken.
Langsam traten auch die beiden Wissenschaftler näher. Sie schauten Sir Powell über die Schulter.
»Lieber Himmel«, sagte der Superintendent leise. »Er ist es…«
»Kennen Sie ihn?« fragte Arthur
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