0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt
nicht sicher. Aber wo sollten sie ihn hinbringen? In ein Internat? Kaum, denn dort hätten die Dämonen ihn ebenfalls gefunden. Und aussteigen konnte Bill Conolly nicht mehr. Dafür hatte er in der Vergangenheit den Mächten der Finsternis bereits einen zu großen Schaden zugefügt.
Bill wußte aber jetzt, daß das Verschwinden des Superintendent in einem unmittelbaren Zusammenhang mit John Sinclairs Fall stand. Nur – wo war da das Verbindungsglied?
»Ich kann mir vorstellen, worüber du nachdenkst«, sagte Jane Collins. »Aber es gibt keine Spur. Wir treten immer noch auf der Stelle.«
Bill schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Es muß doch eine Spur geben. Dieser Totenschädel ist nicht umsonst aufgetaucht.«
»Vielleicht sollte er uns warnen«, meinte Sheila.
»Oder drohen«, vermutete Jane.
»Wahrscheinlich beides?« sagte Bill. »Wenn ich nur genau wüßte, wo John Sinclair steckt? Er könnte uns vielleicht weiterhelfen, aber in der DDR ist er ja nicht zu erreichen.«
Jane bat um eine Zigarette. Bill hatte noch ein Päckchen in der Tasche, er reichte Jane einen Glimmstengel rüber. »Dieser Totenschädel sprach von einem Friedhof am Ende der Welt. Kannst du dir darunter etwas vorstellen?«
Die beiden Frauen schauten Bill fragend an, der plötzlich sehr nachdenklich geworden war. »Da fällt mir was ein«, murmelte er und sprach dann Sheila, seine Frau, an. »Erinnerst du dich noch an diese schreckliche Sache im Blindenheim?«
»Und ob.«
»Da ist doch von diesem Dämon mit den tausend Augen gesprochen worden. Ich selbst habe nicht in dessen Augen gesehen, aber John hat einen Blick hineinwerfen können. Er hat mir hinterher davon erzählt. Diese Augen zeigten Szenen aus der Zukunft. In einer Pupille hat John den Dämonenhenker gesehen, und das andere Auge zeigte einen Friedhof, soviel ich weiß. Ob mit diesem Friedhof derjenige gemeint ist, von dem auch der Schädel gesprochen hat?«
Sheila atmete tief ein. »Mensch, Bill, das ist eine Möglichkeit. Vielleicht sogar die Idee.«
»Weiter bringt uns das auch nicht«, dämpfte Jane den Optimismus der beiden.
»Wir hätten aber den Beginn des roten Fadens«, erwiderte Bill.
»Aber wo willst du den Friedhof finden?«
»Vielleicht kann ich den Dämon mit den tausend Augen beschwören«, sagte Bill.
»Das ist viel zu gefährlich«, warf Sheila ein.
»Weißt du eine bessere Lösung?«
»Nein.«
»Deshalb müssen wir es versuchen«, erwiderte der Reporter mit großer Überzeugungskraft. »Nicht nur John oder Sir Powell sind in Gefahr, sondern wir alle. Der Schwarze Tod hat zum alles entscheidenden vernichtenden Schlag ausgeholt. Deshalb müssen wir ihm zuvorkommen.«
»Sehr richtig«, hörten sie plötzlich eine Stimme. Die drei kreiselten herum.
Ungehört war ein kleiner Mann mit grünlich schillernder Haut aufgetaucht. Er trug einen langen Mantel und hatte das Gesicht zu einem mokanten Lächeln verzogen. Es war Myxin, der Magier!
***
Die Wolke umschloß mich wie ein Vorhang. Ich hatte große Angst, keine Luft mehr zu bekommen, weil diese Materie so dicht war, doch ich konnte völlig frei und normal atmen.
Das wunderte mich.
Um mich herum wallte und brodelte es. Die grünen Blitze wirbelten vor meinen Augen, blendeten mich. Ich spürte ein Kribbeln auf dem Körper, ging trotzdem unbeirrt weiter.
Und hatte nach drei Schritten die Wolke hinter mir.
Ich stand in der Höhle.
Kein Dimensionstor hatte mich aufgefangen, ich war nicht in ein anderes Reich geschleudert worden, sondern befand mich in einer stinknormalen Berghöhle.
Hier mußte auch Rod Huxley Unterschlupf gefunden haben. Eine Beschreibung hatte er mir nicht gegeben, doch ich war sicher, den richtigen Weg gefunden zu haben.
Es war nicht dunkel im Innern des Berges. Geheimnisvolles grünrotes Licht drang aus dem Gestein und zauberte eine fahle Farbe auf mein Gesicht. Auch das Kreuz verlor an Glanz. Jedoch nicht an Wirksamkeit, wie ich hoffte.
Der Boden unter mir war nicht glatt. Wenn, ich ging, knirschten kleine Steine.
Hexen sah ich noch nicht. Dafür ein wahres Labyrinth von kleineren Kavernen, die alle durch Tunnels und Gänge miteinander in Verbindung standen.
Hier also befand sich die Heimat der Hexen.
Plötzlich waren sie da!
Alle!
Sie zischten auf ihren Besen durch die Gänge, Stollen und Schächte. Ich hörte ihr Geschrei, das schaurig und kreischend zugleich in meinen Ohren gellte. Für sie mußte es eine Art Siegesgesang sein, denn nun hatten sie mich, ihren
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