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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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stand eine geschlossene schwarze Chevrolet Limousine. Jaek Stone saß bereits am Steuer. Spyer klemmte sich auf den Beifahrerplatz. Prant zerrte mich in den Fond und setzte sich an meine linke Seite, während John Morgan von rechts zustieg.
    »Fahr los!« befahl er. Stone wendete die Karre und fuhr aui den Miller-Drive.
    Zum ersten Male war ich dem Teufel so nah, daß sich unsere Körper berührten. Ich drehte den Kopf und sah ihn aus den Augenwinkeln an. Ich konnte nur sein Profil sehen.
    Um seinen Mund spielte ein kleines Lächeln, das Lächeln eines Tigers, der sich seiner Beute sicher weiß.
    Stone fuhr den Miller-Drive entlang, bis er in die 12. Avenue übergeht. Er fuhr die 12. entlang, am Hilton-Park vorbei, vor dem ich vor zwei Stunden mein Warten auf Pesto begonnen hatte, der zu dieser Zeit schon tot war.
    Die 12. geht in den Henry Hudson-Drive über, der den Riverside-Park durchschneidet. In dieser Gegend hatte Morgan schon einmal versucht, mir das Lebenslicht auszublasen, aber damals hatte er sich noch relativ ehrlicher Hilfsmittel wie einer Maschinenpistole bedient.
    Die ganze Fahrt über war kein Wort gesprochen worden. Jetzt befahl der Teufel:
    »Stopp auf dem nächsten Parkplatz, Stone!«
    Die Hinweisschilder kamen in Sicht. Stone bog ein und bremste. Der Wagen stand in der Dunkelheit des Platzes. Ich hörte das Rauschen der Wagenstreifen auf dem Drive.
    Morgan knipste die Innenbeleuchtung an.
    »So, Jungs«, sagte er mit seiner kalten Stimme. »Wir rechnen ab!«
    Er griff nach seiner Aktentasche, die auf der Gepäckablage hinter der Rückenlehne stand.
    »Fünftausend für jeden! Hier sind sie.«
    Er öffnete die pralle Tasche. Jeder von den Gangstern bekam fünf Dollerpakete in die Hände gedrückt. Gierig griffen sie nach dem Geld und verstauten es in ihre Taschen.
    »Wenn du noch einmal einen Job für uns hast«, sagte Spyer, »benachrichtige uns. Für den Kurs arbeiten wir immer.«
    »Ich habe keine Arbeit mehr«, sagte Morgan mit steinernem Gesicht. »Was noch zu tun ist, erledige ich allein.« Und plötzlich schrie er:
    »Raus mit euch! Raus, ihr Galgengesichter!«
    Erschrocken krochen sie aus dem Wagen. Zum ersten Male seit der Fahrt wandte mir der Teufel sein Gesicht zu.
    »Raus auch mit dir, G-man!« sagte er, wieder ganz ruhig. »Ich mag dich nicht in meinem Nacken wissen, wenn ich am Steuer sitze.«
    Ich mußte auf den Beifahrersitz umsteigen. Morgan setzte sich hinter das Steuer.
    Stone, Spyer und Prant standen um den Wagen herum.
    »Wie sollen wir von hier in die Downtown zurückkommen?« wagte Prant zu fragen.
    »Für fünftausend Dollar fährt euch jedes Taxi«, antwortete Morgan und gab Gas.
    Er lenkte auf den Hudson-Drive zurück und brachte den Wagen auf Touren.
    Länger als eine Viertelstunde fuhren wir schweigend dahin. Dann lenkte er vom Drive herunter in die 181. Straße, die auf die Washington-Bridge führt.
    Ich brach das Schweigen.
    »Willst du nach Bronx?« fragte ich im normalsten Ton, den ich herausbekommen konnte.
    »Noch ein wenig darüber hinaus«, antwortete er genau so normal und setzte hinzü:
    »Willst du wissen, wo du sterben wirst?«
    Ich zuckte die Achseln. »Merkwürdigerweise interessiert man sich dafür.«
    »Du solltest dich lieber dafür interessieren, wie du sterben wirst!« riet er.
    »Na schön«, sagte ich. »Erzähle es mir!«
    »Bestimmt wird es lange dauern! Du hältst sicher eine Menge aus. In all diesen Wochen, in denen ich auf die Gelegenheit gelauert habe, dich fassen zu können, habe ich mir ausgemalt, was ich alles mit dir machen werde. Es waren deine Hände, die meinen Bruder Cols umbrachten. Ich werde jeden deiner Finger einzeln dafür bestrafen.«
    »Hör’ auf!« sagte ich höhnisch. »Du hast zuviel Indianergeschichten gelesen, in denen vom Marterpfahl die Rede war.«
    »Du wirst dir noch wünschen, ich hätte weniger von diesen Geschichten gelesen«, sagte er, und plötzlich stoppte er, fuhr scharf rechts heran an den Bürgersteig der 181. Straße.
    Er nahm eine Hand vom Steuer und schlug mir die Faust mit aller Wucht ins Gesicht. Der Schlag warf mich in die Ecke des Wagens. Keine zwei Schritte von mir entfernt, nur durch die Glasscheibe des Fensters getrennt, gingen die Leute vorbei. Niemand drehte den Kopf. Niemand bemerkte etwas. Bevor ich irgend etwas unternehmen konnte, fuhr Morgan wieder an.
    Ich richtete mich wieder auf. Meine Unterlippe war aufgeplatzt. Das Blut sickerte warm und klebrig über mein Kinn.
    Ich sah John Morgans

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