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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Profil. Es war so imbeweglich, als wäre es aus Stein gehauen. Nichts von der Wut und dem Haß, der ihn zu diesem Schlag getrieben, war darin zu lesen, aber ich begriff, daß hinter dieser steinernen Maske ein unauslöschlicher und unmeßbarer Haß gegen mich brannte.
    Ich begriff erst jetzt, daß dieser Mann alles wahr machen würde, was er mir angedroht hatte. Seine Phantasie hatte sich wirklich alle Möglichkeiten ausgemalt, mir einen langen und qualvollen Tod zu bereiten.
    Soll ich Ihnen gestehen, daß meine Knie zu zittern begannen? Aber mein Gehirn arbeitete noch kalt und klar.
    Welche Möglichkeiten blieben mir? Wenn Morgan mich erst einmal dorthin geschafft hatte, wo er mich erledigen wollte, dann besaß ich nicht mehr den Hauch einer Chance. Es gab keinen Zweifel, daß der Teufel vorgesorgt hatte. Nie würden sich die Fesseln von meinen Händen lösen. Niemand würde einen Schrei oder einen Hilferuf hören. Ich durfte mich nicht einfach abschleppen lassen.
    Was konnte ich jetzt und hier unternehmen? Morgan fuhr schnell. Die Tachometernadel schwankte um die Zahl fünfzig herum, und fünfzig Meilen sind für eine belebte Straße wie die 181. eine beachtliche Geschwindigkeit. Seine Pistole hatte er eingesteckt.
    Wenn ich ihn anfiel, würde er einfach auf die Bremse treten, die Kanone ziehen und mir den Lauf über den Schädel schlagen. Ich mußte ihn daran hindern, den P iß auf die Bremse zu bekommen.
    Aber der Wagen würde von selbst langsamer werden, wenn er den Gashebel verlor! Also mußte ich einen Fuß auf das Gas stellen.
    Ich mußte ihn überhaupt von Gas-, Kupplungs- und Bremspedal verdrängen. Es gab eine Möglichkeit dazu, aber es gab keine Möglichkeit, ihm das Steuer mit meinen gefesselten Händen zu entreißen. Wenn ich John Morgan anfiel, und wenn ich den Wagen auf der Geschwindigkeit halten konnte, was würde dann geschehen. Ohne Zweifel würden wir irgendwo anecken. Und dann?
    Bann ging der G-man Jerry Cotton durch die Windschutzscheibe und brach sich das Genick. Das war immer noch besser, als sich von einem Wahnsinnigen schinden zu lassen.
    Und Morgan? Vielleicht brach auch er sein Genick, obwohl er auf dem Fahrerplatz bessere Chancen hatte. Vielleicht brach er sich nur ein Bein oder einen Arm, oder er holte sich eine Gehirnerschütterung.
    Dann würden sie ihn finden, ihn erkennen. Sie würden ihn vor den Richter bringen und vom Gerichtssaal auf den elektrischen Stuhl.
    Es war mir einerlei, ob ich noch dabei sein würde. Innerlich lachte ich. Der Teufel wußte nichts über das, was uns zum Kampf für die Gerechtigkeit trieb. Es war gleichgültig, ob der G-man Cotton am Leben blieb.
    Sein Platz konnte von einem anderen ausgefüllt werden. Aber, es war nicht gleichgültig, ob John Morgan seine Strafe erhielt oder nicht. Und wenn er sie erhielt, dann würde er mein Werk sein, vielleicht mein letztes Werk, aber mit einem solchen Gedanken wird das Sterben ein wenig trostvoller.
    Ungefähr so fühlte ich, aber ich dachte viel klarer. Vor uns tauchte das Filigran der Washington-Bridge auf. Auf der Brücke würde ich ihn angreifen. Der Fußgängerweg war durch ein starkes Gitter von der Fahrbahn getrennt. Unwahrscheinlich, daß der Chevrolet das Gitter durchbrechen konnte, und wenn er es tat, so war ein Tod im Harlem-River auch nicht schlecht.
    Morgan minderte die Geschwindigkeit nicht, als der Wagen die Brückenauffahrt erreichte. Die Scheinwerfer der anderen Wagen blitzten wie die Augen riesiger Insekten. Ich glaubte, den kühlen Wind des Flußes zu spüren.
    Wir erreichten die Brücke und passierten den ersten Pfeiler. Ich lehnte mich in die rechte Ecke des Wagens. Der zweite Pfeiler! Ich zog die Beine an und stieß beide Füße gegen Morgans rechtes Knie. Und fast gleichzeitig schlug ich auf ihn ein.
    Der Tritt hatte Erfolg. Morgans Fuß rutschte vom Gas. Der Wagen wurde langsamer. Mein rechter Fuß fand den Gashebel und drückte ihn nieder. Mit dem linken Bein quetschte ich Morgans Gehwerkzeuge zur Seite. Mein Körper lag halb über ihm.
    Er brüllte etwas, das ich nicht verstand. Vielleicht waren es nur unartikulierte Laute der Wut.
    Unter dem Druck meines Fußes auf das Gas tat der Chevrolet einen Satz nach vorne.
    Morgan riß einen Arm hoch und fing meine verzweifelten Hiebe mit beiden Fäusten mühelos ab. Eine Hand hielt er am Steuer. Sein Fuß suchte die Bremse. Ich trat mit dem linken Bein wie wild dagegen, während mein rechter Fuß wie angeklebt auf dem Gaspedal stand.
    Einmal gelang es

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