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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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rannte trotzdem hin und riß die Tür auf. Die Zelle war leer. Der Geruch von Zigarettenrauch hing in der Luft.
    Ich verbrachte eine runde Stunde damit, kreuz und quer die Straßen zu durchsuchen. Vergeblich! Mir blieb nichts anderes übrig, als mich wieder nach Hause und ins Bett zu verfügen.
    Als ich am anderen Morgen ins Büro kam, fand ich einen Brief vor, in dem mir mitgeteilt wurde, daß ich nunmehr nur noch drei Tage zu leben hätte.
    ***
    Ich verlebte diese drei Tage so gut wie alle anderen. Nichts geschah, und als ich mich am Abend des dritten Tages ins Bett legte, dachte ich, daß der Teufel mich eigentlich heute nacht um Mitternacht noch umbringen müßte, wenn er nicht wortbrüchig werden wollte. Am Morgen aber wachte ich gut ausgeschlafen und absolut lebendig auf.
    Es war der erste Morgen, an dem ich keinen Brief vorfand. Hatte Mr. Morgan seine Bemühungen aufgegeben?
    Abends um sieben Uhr gab mir die Zentrale einen Anruf durch.
    »Ich bin es, G-man«, hörte ich die hastige Stimme Pedro Pestös. »Höre zu. Ich glaube, es geht los. Er hat vor zehn Minuten angerufen. Ich soll um acht Uhr heute abend am Südeingang des Hilton-Parkes sein«
    »Weißt du sonst nichts über seine Pläne?«
    »Nein, er sagte, ich würde alle Informationen an Ort und Stelle erhalten.«
    Mir kam es völlig rätselhaft vor, daß Morgan plötzlich auf Pesto zurückgreifen sollte. Vorsichtig fragte ich:
    »Pedro, hast du nicht das Gefühl, daß Morgan gemerkt hat, daß du ihn an uns verpfeifen willst?«
    »Das kann er gar nicht gemerkt haben, G-man. Ich habe keine Berührung mehr mit dir gehabt, seit wir uns an jenem Abend getroffen haben.«
    »In Ordnung, Pedro. Vielen Dank für den Tip.«
    »Wirst du hinkommen?«
    »Zum Hilton-Park? Gewiß.«
    »Allein?«
    »Bestimmt nicht allein.«
    Ich hörte, daß er schluckte, bevor er fragte: »Wird es eine Schießerei geben?«
    »Wahrscheinlich. Morgan nimmt nicht gutwillig die Arme hoch.«
    Er schien ernsthaft beunruhigt. »Hör' mal«, sagte er. »Sorge dafür, daß ich aus der Schußlinie gelange.«
    »Keine Sorge! Wir knallen nicht leichtsinnig los. Wenn Morgan wirklich kommt, dann sieh zu, daß du möglichst bald aus seiner Nähe verschwinden kannst. Am Hilton-Park gibt es Sträucher und Bäume genug zur Deckung.«
    »In Ordnung, G-man. Hoffentlich geht alles gut!«
    Er legte auf, und auch ich ließ langsam den Hörer sinken. Ich dachte über diesen Anruf nach, aber ich bekam nicht heraus, was dahinter steckte, es sei denn, Pesto hatte die reine Wahrheit gesagt. Andererseits traute ich es Morgan einfach nicht zu, daß er sich der Gefahr aussetzte, durch einen Gangster von Pedros Sorte verpfiffen zu werden.
    Halten Sie mich nicht für unvernünftig, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich nicht gleich zwei Dutzend G-men und eine Kompanie Cops alarmierte und mit ihnen zum Hilton-Park rauschte. Niemand blamiert sich gern, und ich hatte das Gefühl, daß bei dieser Sache eine riesige Blamage möglich war. Ich wäre mir ziemlich albern vorgekommen, wenn ich einen erheblichen Prozentsatz der New Yorker Polizei um den Hilton-Park postiert hätte, ohne daß die Jungen etwas anderes zu tun bekommen hätten, als die Liebespärchen im Park zu stören.
    Nein, ich fuhr hübsch still und allein zu dem Treffpunkt, aber ich benutzte nicht den Jaguar, sondern einen von unseren Tamwagen mit Funksprecheinrichtung. Damit konnte ich, wenn es notwendig werden sollte, in wenigen Minuten mehr Polizisten herbeirufen, als Gras in dem Park wuchs.
    Ich hätte Phil gern informiert und ihn mitgenommen, aber ich wußte nicht, was er augenblicklich trieb. So konnte ich ihm nur einen Zettel mit ein paar Zeilen auf seinen Schreibtisch legen.
    Zehn Minuten vor acht Uhr stand ich auf der linken Seite der 11. Avenue, dem Südeingang des Hilton-Parkes genau gegenüber. Vor und hinter mir standen die Autos von Leuten, die im Park lustwandelten.
    Es war unwahrscheinlich, daß ich auffiel, und von meinem Standort aus konnte ich den Eingang zum Park, der durch mehrere Bogenlampen erleuchtet war, fein beobachten.
    Ich wartete bis acht, bis ein Viertel nach acht, bis halb neun. Pesto kam nicht, und schon gar nicht tauchte ein Mann auf, der John Morgan hätte sein können.
    Was in den Park hineinging oder aus ihm herauskam, waren fast ausschließlich zweiteilige Wesen, jeweils ein Boy und ein Girl, so eng umschlungen, daß man sie beinahe für zusammengewachsen halten mußte.
    Als meine Armbanduhr neun Uhr zeigte, packte mich Zorn

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