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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ihm, die Bremse zu berühren. Der Chevrolet bockte. Im nächsten Augenblick hatte ich seinen Fuß wieder zur Seite gestoßen, und der Wagen gewann erneut Fahrt.
    Morgan rammte mir seinen Ellbogen in den Magen. Der Schmerz stieg mir bis in die Kehle. Ich gab nicht nach. Mit einer verzweifelten Anstrengung warf ich meinen Oberkörper noch einmal nach vorn, und mein ganzes Gewicht fiel auf den Arm, dessen Hand immr noch das Steuerrad hielt.
    Seine Hand rutschte vom Steuer. Der Chevrolet war führerlos. Das Steuer schlug quer. Der Wagen raste schräg über die Fahrbahn.
    Ich hörte das Kreischen von Bremsen. Morgan packte meinen Kopf und riß ihn mir in den Nacken. Meine Halsadern spannten sich, als wollten sie zerreißen. Mein Fuß rutschte vom Gaspedal. Ich glaubte zu fühlen, wie der Wagen langsamer wurde. Ein heißer Schreck wallte in mir hoch, und während Morgans Faust in mein Gesicht hämmerte, suchte mein Fuß verzweifelt nach dem Gashebel.
    Das war das Letzte, was ich bewußt tat. Plötzlich erfüllte eine große Helligkeit das Führerhaus. Ein betäubendes Krachen schien mein Trommelfell zu sprengen. Dann wußte ich von nichts mehr.
    ***
    Manche Dinge sind wie Schemen in meiner Erinnerung geblieben. Rennende Menschen, weißes Licht und weiße Kittel, blitzende Brillen, leise klirrende Instrumente, aber das alles ist undeutlich wie in einem verworrenen Traum, und zwischen den einzelnen Erscheinungen lagen lange Passagen der völligen Dunkelheit und Bewußtlosigkeit.
    Als ich zum ersten Mal für längere Zeit wieder zu mir kam, war ich mir selber verdammt fremd geworden. Ich lag in einem blitzsauberen Zimmer. Mein Blick fiel auf weiß verhangene Fenster.
    Als ich den Kopf drehte, merkte ich, daß er dick verbunden war. Am Ende des Bettes ragte etwas Großes, Weißes.
    Ich brauchte eine lange. Zeit, um zu kapieren, daß es mein eigener, in Gips gepackter Fuß war. Diese Geistestätigkeit strengte mich ausreichend an. Ich schloß die Augen und schlief wieder ein.
    Dieses Mal weckten mich Stimmen. Das Fenster war nicht mehr weiß verhangen, sondern weit geöffnet. Eine Pappel schwankte vor der Öffnung.
    »Hallo, Jerry«, sagte eine Männerstimme an meinem linken Ohr.
    Ich drehte meinen eingepackten Kopf. Drei Männer standen dort, mein Chef John D. High, und mein Freund, Phil Decker. Phil hielt Blumen in der Hand. Etwas im Hintergrund hielt sich ein Weißbekittelter.
    »Wie fühlen Sie sich, Jerry?« fragte Mr. High und beugte sich über mich.
    »Danke! Gut«, flüsterte ich. War das ich, der da sprach? Ich piepste wie eine leidende alte Jungfrau, aber so sehr ich! mich anstrengte, meine Stimme wurde nicht lauter.
    »Morgan?« fragte ich.
    Phil öffnete den Mund zu einer Antwort, aber der Weißbekittelte schritt ein. Er war dicklich, hatte volles weißes Haar und trug eine schwarze Hornbrille.
    »Kein Gespräch über aufregende Sachen!« befahl er energisch. »Dazu ist dieser Knabe noch lange nicht in der Lage. Geben Sie Ihre Blümchen ab, Mr. Decker, und dann trollen Sie sich am besten.«
    Ich brauchte noch acht Tage, um langsam wieder ich selbst zu werden. Während dieser Zeit bekam ich heraus, welche Wehwehchen ich mir bei dem großen Bums geholt hatte. An der Spitze stand eine mittlere Gehirnerschütterung einschließlich einiger Platzwunden am Kopf. Drei Rippen waren gebrochen. Das Brustbein war gequetscht und ein Fuß war so vollkommen aus dem Leim, daß er operiert unn in Gips gepackt werden mußte. Hinzu kamen eine hübsche Anzahl von Prellungen und Blutergüssen, aber sie waren nicht wichtig.
    Phil kam jeden Tag zu irgendeiner Zeit, aber er wich allen meinen Fragen nach Morgan aus. Am achten oder neunten Tag kam er abends, während ich mein Abendbrot verzehrte. Die Schwester hatte mir das Bett hochgestellt, daß ich sitzen konnte. Der gebrochene Fuß war auf irgendeine vertrackte Weise am Bett festgebunden, damit ich ihn um alles in der Welt nicht bewegen konnte.
    »Du siehst besser aus«, sagte Phil und zog sich einen Stuhl heran.
    »Ich fühle mich auch leidlich. Paß mal auf, mein Freund. Der Doktor ist vor zehn Minuten zur Abendvisite hier gewesen. Er kommt nicht mehr. Rücke endlich mit der Sprache heraus. Was wurde aus John Morgan?«
    Phil zögerte noch, aber dann gestand er: »Er ist verschwunden.«
    »Verschwunden? Binde mir keine Märchen auf! Ich zerschlage mir derartig die Knochen, daß ich auf Wochen ins Bett muß, und er soll bei dem gleichen Zusammenstoß ohne Lädierung davongekommen

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