0103 - Asmodinas Todesengel
und mit magischen Zeichen versehen, denen Myxin nichts entgegenzusetzen hatte, weil er sie nicht kannte.
Dabei hatte er alles versucht, doch ohne Erfolg. Die Teufelstochter und ihre Magie waren einfach stärker.
Noch etwas bereitete Myxin Sorgen. Über ihm befand sich auf einem Regal ein großes Gefäß, das mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllt war.
»Das ist Weihwasser!« hatte ihm Asmodina höhnisch erklärt und dabei auf einen kleinen Hahn an der Vorderseite des Gefäßes gedeutet. »Wenn ich ihn öffne, fällt in einem gewissen Zeitraum ein Tropfen Weihwasser auf deinen Kopf.«
Mehr brauchte sie nicht zu sagen, Myxin wußte auch so, was das bedeutete.
Er war selbst ein Dämon und bot damit eine Angriffsfläche gegen all das Gute, was es auf der Welt gab.
Das Weihwasser würde ihn zwar noch nicht umbringen, ihn aber quälen und foltern.
Asmodina war wirklich eine wahre Satanstochter!
Mittlerweile kamen die Vorwürfe.
Jetzt ärgerte Myxin sich, daß er John Sinclair geholfen hatte. Hätte er ihn allein kämpfen lassen, wäre er nie in Asmodinas Hände gefallen.
Andererseits jedoch lebte der Schwarze Tod wahrscheinlich noch, und Myxin hätte einen Gegner mehr, und Sinclair wäre tot. Wie er es auch drehte und wendete, die Situation war verfahren genug. Er sah einfach keine Lösung.
Und was mit Goran, dem Vampir, geschehen war, das wußte er auch nicht. Überhaupt hatte er seine gesamte Streitmacht im Kampf gegen die Skelette und den Schwarzen Tod verloren. Myxin mußte wieder von vorn beginnen, vorausgesetzt, es gab noch eine Chance für ihn. Im Augenblick sah es jedenfalls nicht so aus.
Der Magier starrte in die roten Nebelschleier. An die Gestalten hatte er sich gewöhnt, sie schreckten ihn nicht. Zudem war auch er ein Dämon, und seine Diener hatten um keinen Deut besser ausgesehen.
Dann aber kam Asmodina.
Urplötzlich tauchte sie aus den roten Schleiern auf. Sie schien zu schweben, und ihr Ziel war Myxin.
Einen Schritt vor ihm blieb sie stehen. Ihr Gesicht war zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Asmodina konnte man als grausame Schönheit bezeichnen. Sie war kalt, unberechenbar und verschlagen. Sie konnte aber auch überaus freundlich tun und ihre Gegner damit einlullen.
Jetzt war sie die große Siegerin, und Myxin kam sich gedemütigt vor, als sie auf ihn niederschaute.
»Was willst du?« fragte er.
Asmodina lachte. Sie warf mit einem Ruck ihre rote Haarflut zurück. »Ich will dich leiden sehen und dir einiges sagen.«
»Rede!«
»Ich habe Goran nicht getötet!«
Das war eine Überraschung für Myxin, doch er zeigte sie nicht, sondern fragte statt dessen: »Und warum nicht?«
»Weil ich ihn noch brauche.«
»Wozu?«
»Er dient mir als Bote.« Sie lachte, und dabei klirrten die Glieder ihrer Kette aneinander. Diese Einzelstücke bestanden aus winzigen Totenköpfen, und in den Augen schimmerten blutrote Perlen. Vor dieser Kette hatte Myxin Angst. Sie strahlte eine so starke Magie ab, daß es ihn schauderte.
Ansonsten trug Asmodina einen langen Umhang aus violettem Stoff. Er war nur mit einer Teufelsfratze bestickt, mehr nicht. Keine magischen Zeichen, keine Formeln und Bannsprüche, wie oft bei anderen Dämonen zu sehen war.
»Goran ist unterwegs zu John Sinclair«, erklärte Asmodina dem wehrlosen Magier. »Er wird ihn besuchen und ihm meine Forderungen offerieren.«
Myxin war überrascht und geschockt. »Was will er von dem Geisterjäger?«
Sie lachte spöttisch. »Ist er nicht dein Freund?« Myxin schwieg.
»Auf jeden Fall hast du ihm geholfen. Und jetzt bin ich gespannt, ob er dir hilft.«
»Sinclair soll kommen?« fragte Myxin erstaunt. »Ja, ich will ihn hier in dieser meiner Welt haben. Du bist für mich das beste Druckmittel!«
Die Worte hatten gesessen. Myxin war geschockt. Er glaubte nicht daran, daß ein Mensch sich aufmachen könnte, um ihn, einen Schwarzblütler, zu befreien.
»Du sagst ja nichts«, meinte die Teufelstochter. »Sinclair wird nicht kommen.«
»Bist du dir da sicher?«
»Welches Interesse sollte er an mir haben?«
»Du hast ihm und seinen Freunden geholfen. Und Sinclair ist ein Mensch mit guten Eigenschaften. Für ihn gibt es noch so etwas wie Dankbarkeit und Treue. Darauf baue ich.«
»Dann baust du auf Sand.«
»Nein!« zischte Asmodina, »er wird kommen, und dann habe ich ihn!« Das waren ihre letzten Worte. Auf dem Fuße machte sie kehrt und wurde eins mit dem roten Nebel. Zurück ließ sie einen sehr nachdenklichen, aber auch
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