0103 - Das Plasma Ungeheuer
finden, Naya!” Doktor Koatu steckte in einem Raumanzug und trieb in dreihundert Metern Höhe außen an der DRUSUS entlang. Seine Aufmerksamkeit galt dem eigentümlich schmutzartigen Belag der Kugeloberfläche, welcher die Politur angegriffen hatte. Bisher war es Koatu noch nicht gelungen, von dieser Schmutzschicht mit dem Schaber etwas abzukratzen. Als er im Begriff war, höher zu schweben, sah er links einen Fleck, der ein anderes Aussehen hatte und an eine gekräuselte Gelatineschicht erinnerte. Koatu, auch längst erkrankt, wuchs über seinen lethargischen Krankheitszustand hinaus und stürzte sich mit dem unwiderstehlichen Eifer eines Forschers auf diese eigenartige Stelle. Er setzte den Schaber an, um sofort schreckhaft zusammenzuzucken. Hinter dem geschlossenen Klarsichthelm seines Raumanzuges war sein von Angst und Entsetzen gezeichnetes Gesicht zu sehen. Unnatürlich groß waren seine Augen geworden, und seine Lippen bebten. In dem Augenblick, in dem er mit dem Schaber die Steile hatte angehen wollen, begann sie sich von der Kugeloberfläche der DRUSUS zu lösen und zugleich ihr kolloides Aussehen zu verändern. Der Stoff wurde glasklar, schien sich zu verflüchtigen, ohne dabei auf die starke Luftbewegung in dieser Höhe zu reagieren. Koatu glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Diese Verwandlung des quadratmetergroßen Fleckens war ein unheimlicher, unnatürlicher Vorgang. Aber noch schlimmer war die Tatsache, daß die glasklar gewordene Materie bestrebt war, sich auf Koatus Raumanzug niederzuschlagen! Der Forscher stand unter dem Eindruck, von dem Schmutzfleck geortet worden zu sein. Als sein Blick vom Raumanzug abglitt und wieder auf die Stahlfläche fiel, hörte er sich aufschreien. Es gab an dieser Stelle auf der DRUSUS keinen schmutzigen Fleck mehr! Dafür befand sich dieser auf seinem Raumanzug, und jetzt glich er wieder einer leicht gekräuselten, unregelmäßig dicken Gelatineschicht! „Das sieht wie Plasma aus!” hörte er sich stöhnen. Er fühlte, wie neues Entsetzen seinen von der Krankheit schon stark geschwächten Körper schüttelte. Ein furchtbarer Verdacht wurde in ihm wach. Plasma: nackt, schleimig, formlos von veränderlicher Gestalt; zähflüssiges kolloides Gemisch von komplizierten Eiweißkörpern und anorganischen Stoffen. Im Unterbewußtsein rekapitulierte Koatu, was ihm schon seit einem guten Jahrzehnt in Fleisch und Blut übergegangen war, doch das Plasma auf der Oberfläche seines Raumanzuges war anders als alle Plasmoiden, die bisher bekannt geworden waren.
Der Anruf über den Helmfunk riß ihn aus seinem Angstzustand heraus. „Hallo, Doktor, haben Sie etwas gefunden? Sie atmen so eigenartig!” fragte Gentkirk, ein Kollege, von der Klinik her. „Kommen Sie mich holen. Das Biest sitz auf meinem Raumanzug.
Aber kommen Sie auch im geschlossenen Raumanzug und bringen Sie ein Stück Brot mit.” „Brot?” fragte der andere erstaunt.
„Und von welchem Biest reden Sie, Koatu? Sind Sie mit Ihren Kräften schon am Ende?” „Kommen Sie mich schnell abholen, Gentkirk”, drängte Koatu. „Das Monstrum ist überall hier. Aber vergessen Sie das Brot nicht!” „Der ist verrückt”, hörte Koatu noch seinen Kollegen in der Klinik zu einem anderen sagen, dann war abgeschaltet worden. Aber wenige Minuten später raste der schnellste Gleiter von der Forschungsabteilung zur DRUSUS, um Doktor Koatu abzuholen. Die beiden Männer, in ihren Raumanzug gehüllt, hatten ein Stück Brot bei sich. Koatu sah den Gleiter kommen. Er hing immer noch in dreihundert Meter Höhe vor der DRUSUS-Kugel und schaltete nun hastig seinen Helmfunk ein.
„Nicht landen. Zu mir herankommen. Ich steige über, sonst brennt uns das Monstrum durch! Unten laufen zu viele Menschen herum!” „Wir kommen!” erwiderte Gentkirk im Gleiter und sah seinen Kollegen vielsagend an. Im Gegensatz zum Chefarzt hielten sie Koatu für übergeschnappt. Bei ihm hatte die Krankheit wahrscheinlich schon größere Fortschritte gemacht als bei allen anderen. Koatu stieg auf den Gleiter. „Wo ist das Brot?” Wieder verständigte er sich über den Helmfunk. Gentkirk deutete nach rechts. Dort lag es „Seht ihr den Fleck auf meinem Anzug?
Beobachtet ihn gut! Gleich wird das Biest... da, es verändert sich schon. Es hat das Brot schon geortet! Seht Ihr den glasklaren Plasmastrom zum Brot fließen?” Koatus Stimme krächzte; sie fieberte vor Erregung. Der Arzt stand unbeweglich auf der Stelle und verfolgte, wie innerhalb von
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