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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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Mr. Brix, unser Verkaufs- und Werbeleiter, und das sind Mr. Cotton und Decker vom FBI.«
    »Oh, dann sind sie die G-man, die den Mord an Rovelli bearbeiten. Ich habe mir schon längst einmal gewünscht, solche Leute kennen zu lernen.« Er lächelte, und man wusste nicht, ob es Freundlichkeit oder Sarkasmus war. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie schrecklich neugierige Menschen sind, aber fragen Sie mich ja nicht über meine Verkaufstricks aus. Die verrate ich nicht. Jedenfalls habe ich in unserem Geschäft mehr Erfolg als Sie in dem Ihrigen.«
    Das war offener Hohn. Was sollte der Kerl? Sicherlich war es einer der Mitbürger, für die alles was nach Polizei riecht, ein rotes Tuch ist.
    »Ich könnte ja auch fragen, wo Sie in der Nacht waren, in der Pete Rovelli ermordet wurde«, antwortete ich.
    Milly zog mich am Ärmel.
    »Aber Jerry«, mahnte sie, und auch Phil machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    Ich hatte gedacht, Brix würde auffahren, aber er sah mich nur eiskalt an.
    »Pete Rovelli wurde bei Tage ermordet. Sie müssen das doch wissen.«
    »Dann meinte ich eben Jane Neal, seine Braut, die wurde bei Nacht umgebracht«, konterte ich, obwohl ich mir bewusst war, Unsinn zu reden.
    »Ja, wurde sie?«, fragte Brix mit kaltem Hohn zurück.
    Ich sah rot.
    »Vielleicht ist Ihre ganze kostbare Fruit Company nicht hasenrein.«
    Phil sprang auf. Er wusste, mir würde sofort die Hand ausrutschen.
    »Das könnte Ihnen so passen«, erwiderte Brix eisig. »Das wäre für sie so eine Reklame… Aber ich will Ihnen den Gefallen tim. Wo war ich nur an dem Abend, an dem Jane Neal ermordet wurde? Oh ja, ich saß im Eastern Corner in der Centre Street.«
    Damit drehte er sich auf dem Absatz und ging ohne Gruß, was ich ihm nicht verdenken konnte.
    Warum hat er mir überhaupt Auskunft gegeben? Wieso erinnert er sich so genau an die Zeit, zu der Pete ermordet wurde? Ich starrte ihm nach, solange ich seinen breiten Rücken und das blonde Haar sehen konnte.
    Ich wäre gern allein gewesen, um nachdenken zu können. Nachdenken? Über was eigentlich.
    Über Carmen Rodriguez, deren Bild mir nicht aus dem Kopf ging?
    »Mr. Cotton, warum machen Sie so ein böses Gesicht? Sie sehen so aus, als ob Sie gut tanzten.« Es war Carol Hall, die mich auffordernd anlächelte.
    Da gab es kein Ausweichen. Ich stand auf, und sie nahm meinen Arm. Die Frau tanzte wirklich gut, sicher besser als ich. Ich merkte, wie sie mich sinnend anblickte.
    »Entschuldigen Sie, Brix«, sagte sie leise. »Er hat nur eine Liebe, und das ist die Fruit Company. Er geht mit allen vieren in die Luft, wenn er nur argwöhnt, jemand wollte den geliebten Betrieb stören.«
    »Ich dachte, Sie wären seine Liebe«, flachste ich. »Ich könnte mir das sehr gut vorstellen.«
    »Es ist tatsächlich so, obwohl ich nicht weiß, wie ich zu dieser Ehre komme. Aber es ist gut für das Geschäft. Was hatten Sie eigentlich mit ihm? Ich glaubte schon, sie würden sich an die Kehle fahren.«
    »Wie das so kommt«, sagte ich etwas verlegen. »Ein Wort gab schließlich das andere. Im Übrigen war er selbst schuld. Er provozierte.«
    »So ist das eben, wenn zwei heftige Temperamente aufeinander prallen«, erwiderte sie und lächelte mich an.
    Am Rand der Tanzfläche wartete Mr. Hunt, um seine Partnerin in Empfang zu nehmen. Der Blick, mit dem er mich maß, war alles andere als freundlich. Da schien noch einer zu sein, der sich für Carol Hall interessierte, und das vielleicht mehr, als ihm zuträglich war.
    Als ich an die Bar kam, brütete Milly einsam und allein über ihrem Glas.
    »Hello, wo ist Phil?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Ich war für ein paar Minuten im Waschraum, und bei meiner Rückkehr war er nicht mehr da.«
    »Dann scheint er ja heute seinen unhöflichen Tag zu haben«, meinte ich. »Wollen wir einmal etwas an die Luft gehen? Sie wollten mir doch etwas erzählen, und hier ist nicht der richtige Platz dafür.«
    »Dasselbe wollte ich auch gerade vorschlagen.« Wir rutschten von den Hockern und schlenderten nach draußen.
    »Soll ich Ihren Mantel holen, Milly?«
    »Nein, mir ist heiß, und die Nacht ist warm.«
    Wir gingen schweigend ein Stück bis zu dem Parkplatz, der im Dunkeln lag. Da fing Milly plötzlich an zu reden. Die Worte kamen überstürzt aus ihrem Mund.
    »Jerry, ich habe Sie angelogen. Nicht gelogen, aber verschwiegen, dass ich wusste, wo Pete in der letzten Woche wohnte. Ich glaubte, es sei Zufall, aber heute mache ich mir Gedanken darüber. Pete war

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