0105 - Keine Spur von Mister High
machen Sie schon!«
Der Gangster sah ein, dass er im Augenblick keine Chance hatte. Zögernd ließ er sich nach vorn fallen, bis er sich mit dem ausgestreckten Arm gegen die Wand stützen konnte.
Phil näherte sich langsam, ohne den Lichtkegel je von dem Gangster abschweifen zu lassen.
Vorsichtig klopfte er ihn von hinten nach Waffen ab.
Gerade als er seine Tätigkeit ergebnislos beendet hatte, unternahm Lordiek seinen letzten Versuch. Er stieß sich mit dem linken Arm von der Wand zurück in eine senkrechte Haltung. Und trat gleichzeitig mit aller Macht nach hinten aus.
»Damit habe ich gerechnet«, sagte Phil ungerührt. »Nun lassen Sie aber…«
Der Gangster warf sich herum. In seinen Augen flackerte der Widerschein des Stabscheinwerfers. Mit einem kühnen Satz hatte er beide Hände um Phils Hals gekrallt. Von der einen Hand spürte Phil, dass warmes Blut in sein Genick rann.
Jetzt hatte Phil genug. Mit dem linken Arm befreite er durch einen Hebelgriff seinen Hals, nachdem er die Taschenlampe einfach fallen gelassen hatte. Mit der Pistole schlug er zu. Zweimal knapp und präzise.
Damit wurde es still. Lordiek sackte zusammen und sagte keinen Ton mehr.
Phil suchte wieder die Taschenlampe, leuchtete den Gang damit aus und fand Lordieks Waffe und die Taschenlampe wieder. In ihrem Schein verband er die schon nicht mehr so stark blutende Wunde an seinen Fingern.
Dann wartete er geduldig, bis Lordiek wieder zu sich kam. Erst als der Gangster die Augen aufschlug, legte ihm Phil mit einem raschen Griff Handschellen an.
»Wenn Sie jetzt noch Schwierigkeiten machen wollen, Lordiek«, warnte er, »dann werden Sie eine verdammt große Tracht Prügel beziehen. Kriechen Sie vor mir her! Sie können sich Zeit nehmen, denn von jetzt ab werden Sie überhaupt viel Zeit im Leben haben.«
Knurrend gehorchte der Gangster. Nach fünfzehn Minuten standen sie beide auf dem Vorsprung in der Felswand des Steinbruchs, von wo aus der Höhleneingang begann.
Klettern musste Lordiek noch langsamer. Aber nach weiteren fünf Minuten standen sie unten.
Von dem alten Johnny war nichts mehr zu sehen. Phil grinste nur. Spitzel und Verräter sind selten dabei, wenn ihr Opfer ausgehoben wird. Sie ziehen es vor, möglichst weitab vom Schuss zu sein.
Phil kommandierte und ließ den Gangster immer fünf Schritte vor sich. Nach einer halben Stunde hatten sie den nächsten Taxistand erreicht. Nach weiteren zwanzig Minuten stand Phil mit Lordiek im Office des FBI Detroit.
»Da ist er«, sagte Phil. »Den Rest kann ich wohl euch überlassen. Ich fliege mit dem nächsten Flugzeug zurück nach New York. Hier bekommt mir das Klima nicht. Ich fühle mich immer so allein…«
***
Joe war vier, Ben fünf Jahre alt. Sie wohnten im gleichen Haus und spielten immer zusammen. An diesem Vormittag waren sie auf Erkundung gegangen. In der Nachbarschaft gab es einige Höfe, wo sie noch nicht gewesen waren, denn sie wohnten beide noch nicht lange in dieser Gegend.
»Sieh mal!«, rief der kleine Joe. »Da steht ein Auto!«
Ehrfürchtig betrachteten die beiden Knirpse die schwere Limousine, die sie auf einem der Höfe entdeckt hatten. Sie gingen ein paar Mal um den Wagen herum, stießen mit den Fußten gegen die prallen Reifen, bis Ben etwas entdeckte.
»Da!«, flüsterte er aufgeregt. »Die vordere Tür steht ein bisschen offen! Wollen wir sie ganz aufmachen und mal reinklettern?«
»Au fein«, nickte Joe. »Wir spielen Autobus! Ich bin der Schaffner. Komm, mach die Tür auf!«
Sie zogen mit Leibeskräften. Plötzlich schwang die Tür nach außen. Die beiden Jungen stolperten rückwärts.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt.
Aus dem Wagen kippte die zusammengesunkene Gestalt eines Mannes. Sein Hinterkopf war eine formlose, blutige Masse.
Kreidebleich standen die beiden Jungen da und waren zunächst wie gelähmt. Dann griff Joe nach Bens Hand und stieß heiser hervor: »Komm, schnell weg vor hier! Wir müssen jemand holen. Der Onkel muss zu einem Arzt. Komm!«
Sie rannten wie von Furien gehetzt durch die Einfahrt hinaus auf die Straße. Dort liefen sie Bens Mutter in die Arme, die ihren verschwundenen Sprössling suchte.
»Mutti! Da hinten liegt ein Mann! Neben dem Auto! Mutti, wir müssen schnell einen Doc holen! Schnell, Mutti!«, rief der Kleine atemlos.
Mrs. Smith sah ihren Jungen besorgt an. Der zerrte an ihrer Hand, und auch Joe stieß in sich überstürzenden Worten Äußerungen aus, die sie nicht verstehen konnte. Aber beide Kinder waren
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