0106 - Der Komet aus der Hölle
härene Kutte, das silbergraue Haar und der bis auf die Brust fallende silbergraue Bart waren unverkennbar. Dort kam der Wundermönch und Pope Boromir, der schon am vergangenen Tag beim Lager der Kubackosaken hatte eintreffen sollen, ihm aber aus gutem Grund ferngeblieben war.
Mihail Kubak sprang aus dem Sattel seines abgetriebenen Pferdes. Er war den ganzen Tag geritten und hatte sich trotz seiner Verwundung keine Pause gegönnt.
»Boris Flemskij lebt!« rief er Zamorra zu. »Er ist gefangengenommen worden. Stenka Badzak bringt ihn nach Podarowske Skoje, wo er übermorgen von vier wilden Pferden zerrissen werden soll.«
»Warum gerade übermorgen?«
»Weil das ein Sonntag ist. Der Grausame Stenka bemüht sich, jeden Sonntag mit einer besonders schlimmen Freveltat zu entweihen.«
Zamorra erfuhr, daß Stenka Badzak mit seinen Kosaken wutschnaubend abgezogen war. Die Wälder waren zu groß, eine Suchaktion lohnte nicht, wenn sie nicht gleich von Erfolg gekrönt war. Wenn das Wild nicht in den ersten Stunden der Jagd gestellt wurde, bestand keine nennenswerte Aussicht mehr.
Mihail Kubak hatte einen Nachzügler gestellt und im Kampf tödlich verwundet. Der Sterbende hatte ihm noch einiges gesagt. Bei seinem Ritt durch die Wälder war der Ataman auf zwei Versprengte gestoßen, und auf der Lichtung mit den Brandstätten und den Toten hatte er den Popen Boromir und dessen drei Begleiter gefunden.
Die Männer berieten, Zamorra war dafür, Stenka Badzak sofort zu folgen. Er wollte alles versuchen, um Bill Fleming zu retten. Kubak wollte erst Leute sammeln und eine Kampfschar zusammenstellen. Er trauerte sehr um seine erschlagenen Kosaken und wollte ihren Tod um jeden Preis rächen.
»Was können wir gegen den Grausamen Stenka ausrichten?« fragte er. »Wir sind gerade zwölf Männer.«
Da hob der Pope Boromir sein hölzernes Kreuz. Sein Blick flammte, und eine starke Überzeugungskraft sprach aus seiner Stimme, seinen Zügen und seiner ganzen Haltung.
»Warum zögerst du, Mihail Kubak? Hat der tapferste Ataman der Ukraine keinen Mut mehr? Zamoroff hat recht, wir müssen sofort handeln. Du bist schon einmal verraten worden und hättest fast dein Leben eingebüßt. Willst du warten, bis du wieder verraten wirst? Oder wozu willst du Männer um dich sammeln? Es sind schon starke Streitkräfte gegen Stenka Badzak angetreten, er hat sie alle geschlagen.«
Kubak senkte den Kopf, um Boromirs Blick nicht begegnen zu müssen.
»Du hast recht, Pope. Je weniger wir sind, um so größer wird unser Ruhm, ob wir nun siegen oder untergehen. Zamoroff soll unser Ataman sein, ich unterstelle mich seiner Führung.«
Zamorra dankte, die Männer brachen noch am selben Abend auf, um einige Werst in Richtung Waldkloster Podarowske Skoje zurückzulegen. Ein Werst entsprach ziemlich genau einem Kilometer. Nach Einbruch der Dunkelheit saß Zamorra dem Popen Boromir am kleinen Lagerfeuer gegenüber, das rauchlos brannte. Mit jenem Boromir aus dem Jenseits, den Zamorra beschworen hatte, hatte der lebende Boromir nichts gemein.
Mihail Kubak hatte dem Popen bereits einiges über Zamorra erzählt. Jetzt wollte Boromir mehr wissen. Zamorra erzählte von dem Satanskometen und berichtete vom 20. Jahrhundert und seinen Errungenschaften. Die Kosaken hörten voller Interesse zu, manchmal schüttelten sie die Köpfe.
Als Zamorra von Flugzeugen und Autos berichtete, von Raketen, Sputniks, Atom-U-Booten und Atombomben, wollten sie es nicht glauben.
»Du bist ein Spaßmacher, Ataman Zamoroff«, sagten sie. »Du willst uns aufheitern. Daß Behälter mit Menschen darin durch die Luft fliegen oder unter dem Wasser schwimmen, daß Geschosse bis zum Mond geschickt werden und künstliche Trabanten unser Mütterchen Erde umkreisen, das wird es nie geben. Und wie sollen aus den kleinsten Bausteinen der Natur, die du Atome nennst, tödliche Waffen geschmiedet werden? Wenn sie das Kleinste überhaupt sind, wie kann man sie da noch spalten? So kleine Säbel gibt es gar nicht. Aber erzähl uns nur noch so ein paar lustige Geschichten, denn wir haben wenig Grund zum Lachen.«
»Es soll keinen Zaren mehr geben, sondern eine Regierung von Räten, die von allen Einwohnern des Landes gewählt wird?« fragte Kubak. »Was für eine Unvernunft und ein Unsinn. Wie kann man Leibeigene und Bauern übers Regieren bestimmen lassen? Was soll dabei herauskommen? Und überhaupt, der Zar und die Adligen sind zum Herrschen geboren, sie lernen von frühester Jugend an, zu befehlen
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