0107 - Das blaue System
Anschließend sah ich ihm an, daß er sich krampfhaft bemühte, mit den Telepathen des Schlachtschiffes Kontakt aufzunehmen. Nach wenigen Minuten gab er es mit schweißüberströmten Gesicht auf. „Sinnlos! Wir befinden uns in der Librationszone zwischen den stabilen Dimensionen des Einstein- und Pararaumes. Man muß bei dieser Art der überlichtschnellen Fortbewegung ein Kugelschirmfeld verwenden, das in seinem Charakter mit telepathischen Impulsen artverwandt ist. Ich komme nicht mehr durch. Tama - sind Sie fertig?” Der Mutant erhob sich. Gähnend schlenderte er zu dem Bildschirm hinüber und betrachtete interessiert die fremdartig wirkenden Knöpfe. Rhodan gab einige knappe Anweisungen. Es war klar, daß wir versuchen mußten, die Zentrale zu erreichen. Die Besatzung des Schiffes konnte nicht sehr groß sein. Dennoch hatten wir keine Aussicht, die Männer des akonischen Energiekommandos der Reihe nach unschädlich zu machen, auch wenn Yokidas telekinetische Kräfte einige schwerbewaffnete Soldaten ersetzten. Gegen tödliche Waffen war auch er nicht gefeit, und Individualschirme besaßen wir nicht. Dagegen konnte die Zentralebesatzung wahrscheinlich überwältigt werden, vorausgesetzt, es gelang uns, den Kontrollraum zu erreichen.
Rhodan gab noch einige Informationen über den inneren Aufbau dieser Raumschiffe. Der Mausbiber Gucky hatte einmal in das Innere eines Arkonraumers eindringen können. Damit stand fest, daß es im Verhältnis zu unseren eigenen Raumfahrzeugen kaum einen Unterschied gab. Schließlich waren wir Arkoniden aus den Akonen hervorgegangen, und die Terraner bauten genau nach unserem Vorbild. Uns kam es allein darauf an, die Zentrale vorübergehend besetzen, den Linearflug aufheben und den Raum für eine kurze Zeit absperren zu können. Wenn die fraglos folgende IRONDUKE erst einmal auf Schußentfernung heran war, würde für die Akonen das große Wundern beginnen. Rhodan erhob sich erneut, um sein schweißfeuchtes Gesicht in den Luftstrom des Umwälzgebläses zu halten. Es geschah, als sich die Stahltür langsam öffnete.
Sie waren zu dritt gekommen; zwei bewaffnete Wächter und ein unbewaffneter Offizier mit seltsamen Rangabzeichen auf dem Brustteil seiner Uniformkombi. Die Posten trugen handliche Strahler unbekannter Bauart. Die Mündungen waren nach unten gerichtet. Tama Yokida stand so, daß er die Türfüllung im Auge behalten konnte. Rhodan hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Hinterkopf und Halsansatz waren dem Gebläse zugekehrt. Damit mußte er mit seinen breiten Schultern zwangsläufig das Spion-Objektiv verdecken. Der große Bildschirm war nicht in Tätigkeit. Wahrscheinlich würde er auch nicht mehr funktionieren können, da Yokida etwas „zu sachverständig” an den Justierungsknöpfen herumgespielt hatte. Was er bei der Gelegenheit mittels seiner telekinetischen Kräfte in den Schaltkreisen des Gerätes angerichtet hatte, konnte ich mir ungefähr vorstellen. Ich saß auf meinem Lager und sah dem Offizier entgegen. Wir mußten ihn zwingen, tiefer in die Kabine zu treten. Der Akone, über dessen Rang ich mir noch im unklaren war, schien die Anweisung erhalten zu haben, höflich und zurückhaltend zu sein. In der Rechten trug er einen transparenten Kasten mit grauweißen Impulsfolien, die in ähnlicher Form auf Arkon verwendet wurden. Er trat näher, blieb vor mir stehen und neigte den Kopf. „Wir hoffen, Euer Erhabenheit, daß dieses Material für die Positivimpulse Eures Schreibers brauchbar ist.
Wenn nicht, müßtet Ihr Euch mit meinem Klarzeichner zufrieden geben.” „Verfügt er über ein gedrucktes Schriftbild?” „Nein, Euer Erhabenheit. Ihr müßtet den Reizstrahl mit der Hand führen.” Jetzt wußte ich, daß man meinen „Spezialgriffel” doch unter die Lupe genommen hatte. Außerdem schienen Rhodans und meine Beschwerden über die eventuellen politischen Auswirkungen der Entführung Früchte getragen zu haben. Die Akonen benahmen sich plötzlich sehr zuvorkommend. Ob man mittlerweile erkannt hatte, welche Komplikationen dieser „diplomatische Mißgriff” bereits gezeitigt hatte? Die Verfolgung durch die IRONDUKE konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Vielleicht hatte man auch die Funksprüche ihres Kommandanten aufgefangen. Der Offizier zog eine Folie aus dem Kästen und legte sie auf eine mitgebrachte Unterlage. Ich griff unbewegt in die Tasche, zog meinen nur fingerstarken, knapp vierzehn Zentimeter langen Impulsschreiber hervor und schob
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