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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Sekunde. Rohes Fleisch umhüllte die Knochen, Muskeln, Sehnen wurden sichtbar, dann zog sich Haut darüber.
    Sein Blick wanderte höher, zum Gesicht. Hammond grinste ihn an. Kein Totenschädel, sondern ein braungebranntes Gesicht, in dem eigentlich nur die Augen auffielen. Sie schienen zu leuchten. Von innen heraus.
    Captain McPauls sah auf die anderen. Auch sie hatten sich verändert. Sie waren keine Skelette mehr, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Und nun berührte Hammonds Hand das Gesicht des Captains. Eiskalt war diese Hand.
    Aber das spürte McPauls nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann hatte er das Gefühl, sich aus seinem Körper zu lösen. Er schien zu schweben, erhob sich, stieg auf wie ein Drachen. Er sah sich um, erblickte nur den blauen Texas-Himmel, schaute dann unter sich, wollte schreien, doch kein Wort kam aus seinem Mund.
    Unter ihm lag der Golf von Mexiko. Er sah die US-Navy-Base an der Lagune. Und er blickte auf Brownsville, auf die Grenze und auf Matamoros, die erste mexikanische Stadt hinter ihr.
    Und noch etwas glaubte er zu sehen: eine silbernglänzende Schnur, die ihn mit seinem physischen Körper verband. Je höher er stieg, desto dünner wurde diese Schnur. Sie dehnte sich, als wäre sie aus elastischem Material, und war schließlich so dünn wie ein Zwirnsfaden.
    Eines wußte er jedoch nicht: er sah sich dort unten stehen, und doch war er es nicht. Denn die Männer im Tower erblickten etwas anderes: nicht Captain McPauls, sondern dessen Skelett. Lediglich die um die Knochen schlotternde Uniform ließ erkennen, welchen Rang das Gerippe hatte.
    Der Staff-Sergeant rieb sich mehrmals die Augen, doch der Spuk blieb. »Jungs, tretet mir mal in den Hintern, damit ich weiß, daß ich noch da bin!« ächzte er. »So was gibt’s doch nicht. Ich spinne! Oder bin ich besoffen? Verdammte Scheiße, ich hab’ heute noch keinen Schluck gehabt!«
    Dort unten, an der Lagune, wo die Seahawk wasserte, stand nicht ihr Captain, sondern ein Gerippe, das seine Uniform trug. Die Besatzung des Flugbootes aber sah so aus wie vor dem Flug. Vier Angehörige der US-Navy, korrekt gekleidet. So, wie sie abgeflogen waren, um ihre vorgeschriebenen Runden über dem Golf zu drehen. Sie trugen keine Kombinationen, sondern ganz normale Uniform.
    Captain Pauls aber schwebte noch immer - für die Tower-Besatzung unsichtbar - über der Basis an der Laguna Madre. Und er sah etwas, was niemand auf der Erde sehen konnte: ein rotglühendes Feuerrad mit einem Gesicht im Zentrum. Es war der alte aztekische Dämon Uztapioc.
    »Wundere dich nicht«, sagte er, »du träumst keineswegs. Was du erlebst, ist Wirklichkeit, McPauls. Ich bin Uztapioc. Mehr brauchst du einstweilen nicht zu wissen! Du wirst von mir bestimmte Befehle bekommen, und die wirst du ausführen. Du wirst die Sonne noch einmal aufgehen sehen, dann werde ich dich holen - in den Tempel des großen Quatlepec!«
    Gesicht und Feuerrad verschwanden. Sekundenlang glaubte McPauls noch immer zwischen Himmel und Erde zu schweben, dann wurde es jäh dunkel um ihn, und er fand sich beim Erwachen an der Lagune wieder. Als er an sich herunterblickte, bemerkte er, daß er sich nicht verändert hatte. Er war kein Skelett, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Nur innerlich spürte er eine mit ihm vorgegangene Wandlung. Etwas war anders geworden, er hatte die Empfindung, nicht mehr der alte McPauls zu sein, sondern ein Fremder.
    Das stimmte. Aber es wußten nur er und die vier Mann aus der Seahawk. Oben im Tower war man der Meinung, geträumt zu haben. Denn die fünf Männer, die jetzt den Jeep bestiegen und den Anlegeplatz verließen, waren keine Gerippe. Es waren Captain McPauls, Lieutenant First Class Hammond und die Sergeanten DeKelly, Tomasini sowie Humble.
    »Kein Wort will ich hören!« schnaufte der Staff-Sergeant. »Der Captain macht uns zur Schnecke und vergattert uns, weil wir seiner Meinung nach gesoffen haben!«
    »Und was ist mit den vier Stunden?« fragte einer. »Sie sind nicht registriert, und wenn wir…«
    »Schnauze!« brüllte der Staff-Sergeant. »Das entscheidet der Alte. Wir sind nichts anderes als kleine Lichter. Warum sollen wir uns die Schnauze verbrennen?«
    Er hatte immer recht, schließlich war er Staff-Sergeant. Alle im Tower ahnten nicht, daß sie wenig später das gleiche Schicksal erleiden würden wie ihr Captain.
    Uztapioc demonstrierte seine Macht, und er bediente sich dabei Lieutenant Hammonds und seiner Besatzung. Niemand merkte etwas

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