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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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den Arsch aufreißen«, schrie er in allerbestem G.I.-Slang. »Was bilden die sich eigentlich ein, verdammt noch mal! Was sind wir denn? Ein Zirkus vielleicht? Stehen Sie auf, Mann!«
    Das galt dem Staff-Sergeanten, der vor dem Radarschirm saß. Der Captain nahm den freigewordenen Platz ein. »Hammond!« schrie er ins Mikrofon. »Was ist los mit euch? Wo seid ihr gewesen? Verdammt noch mal, wir wollten schon ’ne große Suchaktion einleiten! Seid froh, daß ich noch gezögert habe! Was glaubt ihr wohl, ihr Scheiche, was das gekostet hätte?«
    Eine Weile lang waren nur atmosphärische Störungen zu vernehmen, dann kam Hammonds Stimme.
    »Sir, ich kann Ihnen auch nicht sagen, was los war. Wir haben nicht empfangen und auch nicht senden können.«
    »Okay, kommt runter! Wir sprechen darüber noch. Und überlegt euch gut, womit ihr euch rausreden wollt. Es gibt da nämlich eine Vorschrift! Und die besagt: Sofort zur Basis zurückkommen, wenn so was passiert!«
    Der Captain ahnte nicht, daß er mit einem Skelett gesprochen hatte. Und er wußte nicht, daß das Flugboot auf die gleiche Weise in Mexiko gelandet war wie die beiden Jumbos.
    Der Staff-Sergeant feixte. Er mochte Lieutenant Hammond nicht, der in seinen Augen arrogant war und es sie alle auf der Basis spüren ließ. Das Grinsen sollte ihm noch vergehen. Keine Viertelstunde später, als der Seeaufklärer in der Laguna Madre landete.
    Captain McPauls raste mit dem Jeep zum Anlegeplatz. Die Seahawk landete aus nördlicher Richtung, durchfurchte mit ihren Schwimmern das blaue Wasser der Lagune, beschrieb dann einen Bogen und schob sich an den Anleger heran.
    Im ersten Moment glaubte McPauls zu träumen. Was ihn da hinter der Scheibe des Cockpits angrinste, war nicht Lieutenant Hammond. Und der andere nicht Sergeant Tomasini. Das waren zwei Totenschädel, auf denen die khakifarbenen Schirmmützen der Marineflieger saßen.
    »Verdammt, so was gibt’s doch nicht!« Der Captain schüttelte den Kopf, sah noch einmal hin. »Ich bin schließlich nicht besoffen!«
    Zwei Minuten später war er der Ansicht, den Verstand verloren zu haben. Nicht die vier ihm gut vertrauten Besatzungsmitglieder stiegen aus, sondern vier Skelette. Und alle trugen Uniformen, die freilich um sie herumschlotterten: Hose, Jacke und Mütze. Sonst nichts. Statt der Füße sah McPauls die Zehenknochen, statt der Hände Skelettfinger.
    Es klapperte schauerlich, als die Gerippe auf ihn zugingen. Der Captain wußte sich nicht anders zu helfen, als den 45er Colt Government zu ziehen.
    »Verflucht, bleibt stehen!« schrie er. Die schwere Waffe richtete sich auf Hammond. »Keinen Schritt weiter!«
    Der fleischlose Mund öffnete sich. »Schießen Sie, Captain! Es wird Ihnen nichts nützen.«
    Dem Captain gingen die Nerven durch. Er feuerte das ganze Magazin leer, stand dann vorgebeut da, starrte auf das Skelett.
    Hammond lachte. Es klang schaurig hohl, wurde vom Klappern der Knochen begleitet. Der »Lieutenant« bewegte sich so heftig, daß ihm die Mütze vom Totenschädel fiel und ihm die Uniformjacke von den Schultern rutschte.
    Deutlich sah Captain McPauls die Einschußlöcher der 45er Kugel in der Jacke. Er schwitzte so heftig, daß er glaubte, in seinem eigenen Schweiß zu stehen.
    Langsam setzte sich das Skelett in Bewegung, die anderen drei folgten. Sie bewegten sich auf ungewöhnliche Weise. McPauls starrte auf die Füße des Gerippes, das zweifellos einmal Lieutenant Hammond gewesen war. Der Knochenmann kippte beim Gehen leicht vornüber, rollte sich über die Ballen ab, so weit man es so bezeichnen kann, hob die Ferse an, schob sich ein Stück vor, was ein schleifendes Geräusch verursachte, setzte dann die Ferse auf, wobei sich die vorderen Glieder der Zehenknochen anhoben. Dann senkten diese sich, das Gerippe knickte erneut ein.
    So bewegten sich vier Skelette auf den Captain zu, der wie erstarrt dastand, unfähig, wegzulaufen oder irgend etwas anderes zu unternehmen. Und drüben, über eine Meile entfernt, standen der Staff-Sergeant und die übrigen Männer der Tower-Besatzung. Alle glaubten an einen Spuk, dachten, sie sähen eine Fata Morgana.
    Aber es war keine. Was sie dort unten am Anlegesteg sahen, war Realität, grausige Wirklichkeit. Man hörte ihr hartes, erregtes Atmen. Keiner sagte etwas.
    Hammonds Gerippe hatte den Captain erreicht. Er streckte seinen rechten Arm aus. McPauls spürte ein Würgen im Hals, denn die Hand, die sich seinem Gesicht näherte, veränderte sich von Sekunde zu

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