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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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wäre der Liftboy gewesen, der sprungbereit daneben stand. Es sah jedenfalls so aus, als habe niemand nach Mr. Vanderkruit gefragt. Er zog die Evening News aus der Rocktasche und setzte sich ganz wie ein gewöhnlicher Sterblicher in die Halle.
    Wir fuhren in das Office und bald danach nach Hause. Um sieben Uhr lag ich bereits im Bett.
    Am anderen Morgen besuchte ich unseren alten Freund Neville, der übellaunig über allen möglichen Papieren brütete. Für die meiner Leser, die es noch nicht wissen sollten, will ich erklären, daß Neville ein Überbleibsel aus der Zeit ist, in der Alkoholschieber und Rauschgifthänder noch Großverdiener waren und sich mit der Polizei blutige Schlachten lieferten. Damals standen die noch wenigen G-men fast auf verlorenem Posten und konnten sich nur durch rücksichtslosen Gebrauch der Schußwaffe behaupten. Daher stammt auch der Ausdruck G(un)-men. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert, zum größten Schmerz unseres Freundes Neville, der die Altersgrenze für den Außendienst schon vor längerer Zeit erreicht hatte und zu seinem stetigen Ärger hinterm Schreibtisch saß.
    »Was weißt du von Vanderkruit?« fragte ich ihn.
    »Ein tüchtiger Bursche, ein Kerl, der sich durchgesetzt hat und dem wir trotz aller Mühe nie etwas am Zeug flicken konnten. Heute hat er es nicht mehr nötig, aber vor dreißig Jahren waren wir einmal schwer hinter ihm her.«
    »Wie ist er zu seinem Geld gekommen?«
    »Die erste Million hat er sich erschoben und ergaunert, und dann bekamen die Dollars eben Junge. Ich sagte ja schon, er ist außerordentlich tüchtig. Ich jedenfalls würde kein Geschäft mit ihm abschließen. Wen er in die Finger bekommt, der ist verraten und verkauft.« So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt. Auf einwandfreie Art wird man heutzutage kaum mehr Millionär.
    »Seit wann sammelt er denn Gemäide?« fragte ich weiter.
    »Seitdem er gemerkt hat, daß es eine gute Kapitalanlage ist und man dicke Gelder damit verdienen kann. Soviel ich weiß, beschäftigt er einen eigenen Sachverständigen, der ihm sagt, was er kaufen soll.«
    »Meinst du, daß er auch heiße Ware übernimmt?«
    »Es gibt gar nichts, was so heiß wäre,, daß Joe Vanderkruit es nicht kaufen würde. Wenn morgen einer zum zweitenmal die Mona Lisa stiehlt, so würde er sofort ein Dutzend Privatdetektive hinter ihm herhetzen, nicht um den Verbrecher zu erwischen, sondern nur um ihm das Bild abzujagen.«
    Ich hatte keinerlei Anhaltspunkte außer Nevilles Auskunft und der Telefonnummer auf dem Telefonblock des Bilderdiebs, und doch hatte ich das Gefühl, daß der bewußte Anruf dem Millionär gegolten habe. Ich hätte ihn gern einmal gefragt, aber Mr. Vanderkruit war eine Größe, mit der sogar das FBI rechnen mußte. Ich wollte mir auf keinen Fall einen Anpfiff holen. Während ich noch hin und her überlegte und Phil um Rat fragte, der ob meines Vorschlags nur ein mitleidiges Kopfschütteln hatte, meldete der Beamte am Empfangsschalter, daß jemand einen der beiden Herren sprechen wolle, die gestern im Hilton gewesen seien.
    »Wer ist es?« erkundigte ich mich.
    »Ein Junge von ungefähr 14 Jahren, ein sehr netter Junge sogar. Er will nicht sagen, wer er ist und warum er kommt.«
    »Schicken Sie ihn herauf.«'
    Obwohl der Kleine jetzt einen tadellosen hellgrauen Anzug trug, erkannte ich ihn sofort wieder. Es war der Liftboy, mit dem ich so gern den Platz gewechselt hätte.
    »Setz dich, mein Junge«, sagte ich, griff automatisch nach den Zigaretten und stellte sie wieder weg.
    Der Junge grinste.
    »Sie dürfen mir ruhig eine anbieten«, meinte er verschmitzt. »Solange mein Daddy es nicht sieht, ist alles in Ordnung.«
    Ich hatte kein ganz gutes Gewissen, als er sich die Zigarette ansteckte, aber es war bestimmt nicht die erste, die er rauchte.
    »Ich hörte, wie Sie gestern fragten, ob jemand den, Mann kennt, dessen Fotografie Sie vorlegten. Natürlich hat man das verneint.« Er lächelte. »Wir sind verpflichtet, derartige Sachen zu verneinen, besonders, wenn es sich um Mr. Vanderkruit handelt.«
    »Du willst doch nicht sagen, der Mann auf dem Bild habe nach dem Millionär gefragt.«
    »Doch, gerade das. Es ist jetzt genau vier Tage her, daß er da war. Mr. Vanderkruit ließ ihn nach oben kommen, nnd es dauerte eine halbe Stunde, bis der Besucher wieder ging. Er sah nicht so aus, wie jemand, der ins Hilton Hotel gehört, und darum merkte ich ihn mir. Sie verraten mich doch nicht?«
    »Mein Wort darauf. Hatte der

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