0108 - Mord auf Tonband
erfahren, ob er Ihnen das damals gestohlene Bild vielleicht angeboten hat.«
Der Millionär hatte aufmerksam zugehört. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch.
»So ein dreifaches Kamel!« schimpfte er. »Natürlich wollte er mir etwas verkaufen, wenn' es auch nicht gerade der gestohle Frans Hals war. Er bot mir einen Rembrandt an, einen echten, signierten Rembrandt. Haben Sie schon einmal etwas von dem ›Mann mit dem Federhut‹ gehört?« Wir konnten mit gutem Gewissen verneinen.
»Das dachte ich mir. Der ›Main mit dem Federhut‹ wurde nämlich schon vor fünfzig Jahren aus einer Galerie in München entwendet. Seitdem war er verschollen Der Kerl behauptete, ihn in seinen Besitz zu haben und zeigte mir eine Fotografie. Natürlich war ich scharf darauf. Er verlangte zehntausend Dollar und ging dann bis auf fünf herunter. Die hätte ich ihm mit Kußhand bezahlt, denn der Schinken ist das Zehnfache wert.«
»Sie hätten das Bild also gekauft, trotzdem Sie wußten, daß es gestohlen wurde?« fragte ich perplex über soviel Offenheit.
»Was heißt hier schon gestohlen! Erstens brauche ich das nicht zu wissen, und außerdem ist der Diebstahl längst verjährt. Für mein Geld kann ich kaufen, was mir paßt.«
Das war zwar eine merkwürdige Moral, aber ich hütete mich, eingedenk der Warnung unseres Chefs zu widersprechen.
»Haben Sie noch einmal etwas von dem Mann gehört?« fragte ich.
»Nein, zum Teufel. Ich habe nichts gehört. Er wollte am nächsten Tag wiederkommen, aber er erschien nicht. Wahrscheinlich war er inzwischen schon umgelegt worden.«
»Neben ihm fand man eine zwanzig Zoll lange und fünf Zoll dicke, leere Papphülse, die das Bild enthalten haben konnte.«
»Da waren eben andere Leute schneller als ich«, sagte Vanderkruit bedauernd. »Aber vielleicht kommen sie noch zu mir.«
Ich war so konsterniert, daß es mir die Sprache verschlug. Und dann krächzte es plötzlich hinter mir: »Gauner, Lump, Dieb, Verbrecher!« Es war der Papagei, der in seinem vergoldeten Käfig hockte und uns höhnisch zu mustern schien.
»Du hast ganz recht, Darling«, sagte Vanderkruit vergnügt, »du bist der einzige, der es riskiert, mir die Wahrheit zu sagen.«
Ich hätte dem Federvieh gern beigepflichtet, aber ich wagte es tatsächlich nicht. Zuerst nahm ich einmal einen ordentlichen Schluck, um mir Mut zu machen, und dann wendete ich mich wieder an Joe Vanderkruit.
»Sollte Ihnen ein derartiges Angebot gemacht werden,' so wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie uns benachrichtigen könnten. Immerhin bitte ich Sie, zu bedenken, daß es sich um die Aufklärung eines Mordes handelt.«
»Das ist das einzig Unangenehme an der ganzen Sache«, meinte er. »Hätten die Kerle diesem Lejaune nicht einfach über den Kopf hauen können? Mußten sie ihn denn gleich erschießen?«
»Die Gedankengänge von Gangstern sind seltsam«, sagte Phil lächelnd. »Sie tun so manches, was sie besser nicht tun würden. Aber Sie müssen berücksichtigen, daß den meisten dieser gewerbsmäßigen Verbrecher das Leben eines Menschen nicht mehr gilt als das eines Kaninchens.«
»Der Teufel hole die Dummköpfe«, schimpfte er und schenkte unsere Gläser nochmals so voll, daß der Spiegel in der Flasche rapide sank.
»Auf alle Fälle bitte ich Sie, uns Bescheid zu sagen, wenn jemand mit einem Verkaufsangebot an Sie herantritt«, sagte ich.
»Wenn es der Schinken ist, den Lejaune mir anbot, so wird das geschehen. Mord ist eine üble Angelegenheit.«
Dann waren wir entlassen.
»Vielleicht besuche ich Sie gelegentlich einmal«, stellte er in Aussicht. »Ich möchte mir den Betrieb einmal ansehen. Tragen Sie eigentlich wirklich Ihre Schießeisen immer mit sich herum?«
Ich lachte und klopfte bedeutsam auf die linke Brustseite.
»Komische Burschen«, meinte er vergnügt. »Es gab einmal eine Zeit, in der ich dafür sorgen mußte, daß mich keiner abknallte,, aber da hatte ich meine Jungens für. Zuverlässige Burschen waren das.«
Ich hoffte schon, er werde uns ein paar Schwänke aus seinem Leben erzählen, aber damit war es nichts. Die Sekretärin strafte uns mit Verachtung, was uns aber nicht sonderlich rührte. Jedenfalls war der Besuch bei Mr. Vanderkruit besser und vor allem amüsanter verlaufen, als ich in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte.
»Ihr möchtet Leutnant Crosswing anrufen«, wurde uns bei unserer Ankunft im Federal Buildung ausgerichtet.
Ich tat es sogleich.
»Was meinen Sie, wer
Weitere Kostenlose Bücher