0108 - Mord auf Tonband
Halverstones tausend Dollar geklaut hat?« fragte Crosswing.
»Wie kann ich das wissen? Doch nicht Caesar?«
»Nein, seihe liebe Schwester. Die Bank hatte die Nummern der Scheine und gab sie uns. Heute morgen wurden nun plötzlich zweihundert Dollar, die aus dem Raub stammte, auf das Konto von Miß Milly Halverstone eingezahlt. Wir stellten sie und sagten ihr den Diebstahl auf den Kopf zu. Sie fiel sofort um und gestand. Sie hatte den Toten bereits vor Caesar entdeckt und mit ungeheurer Kaltschnäuzigkeit die Gelegenheit benutzt, um sich die tausend Dollar, von denen sie wußte, wo sie aufbewahrt wurden, anzueignen. Heute behauptet sie allerdings, sie habe das im guten Glauben getan, weil sie annahm, sie sei die Erbin, aber der Staatsanwalt ist anderer Ansicht. Trotzdem, die gute Miß Milly markierte sofort die Schwerkranke und wurde für haftunfähig erklärt.«
»Vielleicht hat sie sogar ihren Bruder totgeschlagen. Zutrauen würde ich ihr das.«
»Die Idee hatte ich auch, aber der Arzt ist der festen Überzeugung, daß sie dazu nicht genug Kraft hat. Außerdem müßte sie ja dann auch das bewußte Bild gestohlen haben.«
Der Gedankengang war natürlich richtig. Ich fragte, ob man etwas über die Mörder Lejaunes in Erfahrung gebracht habe, aber in dieser Hinsicht tappte die City Police noch im dunklen. Ich selbst hielt den Mund, denn Crosswing wäre wahrscheinlich Mr. Vanderkruit auf die Bude gezogen und ich hätte davon den Ärger gehabt.
An diesem Tag geschah nichts mehr von Bedeutung. Mr. High war befriedigt, daß wir uns unserer Mission so diplomatisch entledigt hatten. Dieser Lejaune war meiner Überzeugung nach ein Einzelgänger, der seine dunklen Geschäfte auf eigene Faust gemacht hatte. Das war anderen Leuten auf die Nerven gegangen, und sie hatten das getan, was Gangster in solchen Fällen machen: sie hatten ihn umgelegt und ihm das Bild abgenommen. Schleierhaft blieb, wie der Kerl an ein Gemälde kam, das vor fünfzig Jahren gestohlen worden war.
Vielleicht war Ls möglich, den Weg, den das Bild genommen hatte, zu verfolgen. Ich schickte einen ausführlichen Fernspruch an das Münchener Polizeipräsidium. Vielleicht erfuhren wir so etwas darüber. Am Abend gingen Phil und ich ins Kino, tranken noch ein paar Whisky und legten uns ins Bett.
Der nächste Morgen begann ruhig und fast gemütlich, aber um halb elf platzte die Bombe.
»Ein Mr. Vanderkruit ist am Telefon«, meldete die Vermittlung und stellte durch.
»Hello, Cotton.«
»Sie sind doch der G-man, der mich gestern besucht hat? Es ist ganz etwas Unglaubliches passiert. Stellen Sie sich, vor, vor zwanzig Minuten wurden mir zwei Herren gemeldet, die angaben, sie wollten mir ein kostbares Bild verkaufen. Wenn es um etwas Derartiges geht, bin ich immer zu sprechen, und so ließ ich sie herauf kommen. Was meinen Sie, was die Lumpen von mir wollten?«
»Geld wahrscheinlich.«
»Im Gegenteil. Sie boten mir Geld an, und zwar fünftausend Dollar, für die sie den ›Mann mit dem Federhut‹ kaufen wollten.. Verstehen Sie!« Seine Stimme schwoll vor Entrüstung. »Kaufen haben die Kerle gesagt, und sie boten mir ganze fünftausend Dollar für einen echten Rembrandt.«
»Sie konnten ja beruhigt ablehnen, denn Sie haben ihn ja nicht.«
»Selbstverständlich habe ich ihn nicht, aber das wollten sie mir nicht glauben. Sie versuchten ulkig zu werden, und da drückte ich einfach auf den Knopf für den Kellner. Als er kam, bat ich ihn, die beiden Herren hinunterzufahren. Wenn Sie die Gesichter gesehen hätten, würden Sie Lachkrämpfe bekommen haben.«
»Können Sie die zwei Gangster beschreiben?« fragte ich.
»Ganz bestimmt. Schicken Sie mir jemand, oder kommen Sie selbst. Ich habe sie mir genau angesehen. Übrigens habe ich es Ihnen nachgemacht. Jetzt trage ich auch eine Pistole in der Tasche. Ich habe eingesehen, daß das besser ist.« Also machten Phil und ich uns wieder auf den Weg.
»Eine merkwürdige Geschichte ist das«, grübelte mein Freund. »Wie kommen die Gauner auf den Gedanken, Vanderkruit habe das Bild, und woher wissen sie überhaupt etwas davon?«
»Die Beantwortung der zweiten Frage ist leicht. So etwas sickert sehr schnell durch. Es wird ja nicht die erste heiße Leinwand gewesen sein, die Lejaune an den Mann zu bringen versuchte.«
»Aber wie kommen sie ausgerechnet darauf, das unser Millionärsfreund den ›Mann mit dem Federhut‹ im Besitz habe?«
»Dafür gibt es nur eine’ Erklärung, die Gangster müssen Lejaune
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