0108 - Mord auf Tonband
weiter und erfuhr, daß der Kunsthändler des öfteren wertvolle Bilder zur Prüfung und Ausbesserung an Professor Halverstone gab. Professor Halverstone wohnte aber in einem alten Haus und war ausgesprochen unvorsichtig und vertrauensselig. Lejaune ging eines Tages unter einem Vorwand zu ihm und sondierte das Terrain. Er kam zu dem Schluß, daß ein Einbruch eine Kleinigkeit sei und daß er im Notfall auch leicht mit dem alten Mann fertig werden würde.
Die ersehnte Gelegenheit kam, als Halverstone in Brisbanes Abwesenheit telefonierte und sehr aufgeregt mitteilte, er habe unter der Malerei des Blumenbildes einen echten Rembrandt entdeckt. Julie hatte nichts Eiligeres zu tun, als das sofort ihrem »Bräutigam« zu melden. Der empfahl ihr, auf alle Fälle um Urlaub einzukommen und ins Bellevue zu ziehen. Dorthin wollte er Nachricht geben, ob der große Coup geglückt sei. Er glückte tatsächlich, wenn auch anders als vorgesehen. Als Lejaune versuchte, den Professor einzuschüchtern und das Bild mitzunehmen, wehrte sich dieser, aber der Gauner war nicht gesonnen, die Beute im Stich zu lassen. Er ergriff die Bronzefigur und schlug damit der alten Mann nieder. Julie war entsetzt, aber erstens liebte sie ihren schönen Freund immer noch und zweitens ließ sie sich nur zu gerne davon überzeugen, daß es ein Versehen, gewissermaßen ein Unfall gewesen sei, dem Halverstone zum Opfer fiel. Außerdem .machte Lejaune ihr klar, daß sie als Mitwisserin die gleiche Strafe zu erwarten habe wie er.
In den ersten drei Wochen nach dem Mord wagte Lejaune nicht, das Bild zu verkaufen. Er studierte eifrig die Barichte der Tageszeitungen, die wohl von dem Mord, aber nicht von dem Diebstahl des Bildes berichteten. So begann er also seine Fühler auszustrecken, hörte von der Anwesenheit des Mr. Vanderkruit und bot diesem den »Mann mit dem Federhut« an. Das letzte, was Julie von ihm hörte, war, daß an dem bewußten Abend die entscheidende Verhandlung stattfinden sollte. Sie wartete die ganze Nacht auf ein versprochenes Telefongespräch, das aber nicht kam. Am späten Morgen wurde ihr dann Besuch gemeldet, den sie in ihrer Verwirrung auch annahm.
Die beiden Gangster überrumpelten sie und wollten aus ihr herauspressen, ob ihr Freund das Gemälde wirklich bei Vanderkruit abgeliefert hätte oder es an jemand anders verkaufte. Das wußte sie natürlich nicht. Sie wurden brutal, und Julie versuchte zu schreien. Danach verlor sie die Besinnung, und als sie wieder auf wachte, hockte sie eingeklemmt im Kleiderschrank. Infolge der Fesseln konnte sie sich nicht bewegen. Sie schrie, ohne daß jemand sie hörte. Sie glaubte, schon tagelang eingesperrt zu sein und litt Hunger und vor allem Durst. Zuletzt verlor sie erneut die Besinnung.
»Jetzt möchte ich noch eines von Ihnen wissen«, sagte ich. »Es ist eine Nebensächlichkeit, aber mir liegt daran. Warum haben Sie Ihre Goldfische und ihre Katze verhungern lassen?«
Sie brach in Tränen aus und beteuerte, sie hätte in der Aufregung gar nicht daran gedacht. Später habe sie dann geglaubt, der Hauswart werde ihr Fehlen bemerken und nachsehen. Zuerst hielt ich ihre Beteuerungen für Schwindel, aber angesichts ihrer Trostlosigkeit nahm ich sie doch für bare Münze und erzählte ihr, daß wenigstens das Kätzchen am Leben geblieben war. Ich hatte den Eindruck, daß der vermeintliche Tod des Tieres ihr nähergegangen war als der Mord an Professor Halverstone, an dem sie doch wenigstens teilweise die Schuld trug, aber das sagte ich ihr nicht.
Ich versuchte Angaben über den zweiten der beiden Gangster zu erhalten, aber sie erinnerte sich an nichts mehr, was ich letzten Endes auch begriff. Sie fragte, was nun mit ihr geschehen werde, und ich machte ihr klar, daß sie mit einer Anklage wegen Mitwisserschaft rechnen müsse. Ich empfahl ihr, sie solle sich in dieser Angelegenheit an ihren Beschützer, Mr. Vanderkruit, halten.
Kurz bevor ich das Office verließ, besuchte mich Mr. Brisbane. Er tat so, als sei nur das FBI für den Diebstahl seines Bildes verantwortlich und redete aufgeregt von einem Verlust von mindestens 50 000 Dollars. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, wieviel er davon dem jungen Mann abgegeben haben würde, der nur fünfzig Dollars dafür erhalten hätte. Brisbane lehnte es entrüstet ab, auch nur darüber zu sprechen, und hielt mir einen Vortrag über das Risiko im Kunsthandel. Als er dann wieder anfing zu meckern, sagte ich ihm, die Wiederbeschaffung des Bildes
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