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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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Das wäre auch wirklich zu gefährlich gewesen. Von den Mitgliedern der Gang wußten wir wenig. Den Boß würde ich jederzeit an der Stimme erkennen, dessen war ich sicher. Ein anderer Kerl hieß Bill, .und ein zweiter stieß mit der Zunge an. Dennis, der einzige, den wir kannten, war tot. Daran zweifelte ich keinen Augenblick. Man wußte, daß wir hinter der Bande her waren, und das mahnte zur Vorsicht. Zwar vergreifen sich Verbrecher im allgemeinen nicht gern an G-men, aber diesem Gangsterchef traute ich zu, daß er auch davor nicht halt machen würde, wenn wir seine Pläne durchkreuzten.
    »Laß das Ding nochmals laufen«, sagte 'ich, und wieder lauschten wir.
    Ich hatte eine ganz bestimmte Absicht dabei. In den kurzen Intervallen von Stille hatte ich geglaubt, ein anderes Geräusch zu hören, aber dies Geräusch, das sich wie ein dünnes Klingeln angehört hatte, war kaum vernehmbar gewesen. Während nun das Band zum viertenmal lief, hielt ich die Hand am Tonregler. Jedesmal, wenn die Stimmen schwiegen, schaltete ich auf größte Lautstärke, und diesmal hörten wir es sehr deutlich. Es waren die Klänge einer Musikbox, und sogar die Melodie war erkennbar. Es war der uralte Schlager’ »Sunny Boy«.
    »Der Nebenraum, einer Kneipe…«, sagte ich vor mich hin. »Einer alten Kneipe mit einem geizigen Wirt, der nur billige Platten einsetzen läßt. Ich kann mir den Laden vorstellen. Er ist schmutzig, verkominen… Übelriechender Rauch hängt in dicken Schwaden unter der Decke… Es stinkt nach abgestandenem Bier und billigem Schnaps.«
    »Phantasierst du, Jerry?« Phil rüttelte mich an der Schulter.
    »Nein, aber ich habe eine Vision gehabt. Ich könnte dir die Kneipe, in der die Bande sich versammelt, bis ins einzelne beschreiben.«
    »Viel wichtiger wäre zu wissen, wer uns dieses Tonband geschickt hat«, meinte mein Freund.
    »Jemand, der uns einen Tip geben will und sich fürchtet. Jemand, der die ganze Gang haßt oder doch wenigstens den Boß. Vielleicht ist es sogar einer von denen, deren Stimmen wir gehört haben.«
    »Vielleicht ist unser Wohltäter geneigt, uns eine Fortsetzung zu liefern«, sagte Phil hoffnungsvoll.
    Wir riefen Neville und spielten ihm das Band vor. Zuerst sagte er gar nichts, und dann glaubte er, wir wollten ihn zum besten halten.
    »Das ist Zauberei«, behauptete er endlich. »Es gibt zwei Dinge darin, die ich kenne. Das eine ist das alte ›Sunny Boy‹, und das zweite… ich möchte verdammt wissen, wo ich diese gepflegte und gemeine Stimme schon einmal gehört habe. Ich habe sie gehört. Es muß schon lange her sein, aber es wird mir wieder einfallen.«
    »Und ich fange langsam an, an die ›Artists Gang‹ zu glauben«, meinte ich.
    An diesem Abend streiften Phil und ich durch alle finsteren Kneipen des East End. Noch niemals hatten wir ein solches Interesse für Musikboxes gehabt. Wir fanden eine Menge alter Schlager, aber nirgends gab es das Lied vom Sunny Boy.
    Um drei Uhr hatten wir genug. Wir gingen über die Delancey Street in Richtung Bowery. In zehn Minuten würden wir den Parkplatz erreicht haben, wo ich meinen Jaguar abgestellt hatte. In dieser Gegend ist es nicht ratsam, einen derartig feudalen Wagen zu fahren.
    Ein später Hochbahnzug donnerte über uns hinweg und ließ die Eisenträger zittern. Ein Omnibus, beladen mit Dockarbeitern, schaukelte in Richtung der Manhattan Bridge. Betrunkene tasteten sich an den Häuserwänden entlang, und ein paar übriggebliebene ältere Mädchen lungerten in den Haustüren herum.
    Zwei Cops gingen eilig vorüber. Ich konnte sehen, daß sie ihre Gummiknüppel bereit zum Schlag in der Faust hielten. Die Polizisten von der Wache in der Delancey Street waren auf Draht. Wir schwenkten nach rechts, und da löste sich eine dunkle Gestalt von einem Hochbahnträger und kam mit gleitenden Schritten auf uns zu. Unwillkürlich fuhr meine Hand nach der Pistole, aber ich zog sie wieder zurück, als ich sah, daß der Mann seine Arme in unmißverständlicher Geste vor sich hielt.
    Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Wären die weißen Hände nicht gewesen, ich hätte ihn für einen Neger gehalten.
    »Macht, daß ihr wegkommt!« zischte er. »Eilt euch! Der Boß…«
    Der Motor eines Autos surrte. Der unbekannte Warner duckte sich zusammen.
    Aus der Houston Street schoß schwarz mit blendenden Scheinwerfern ein Wagen. Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich das blinkende Ding im linken Fenster und riß Phil zu Boden.
    Feurige Zungen stießen

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