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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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knatternd durch die Nacht. Rings um uns zischte und ratterte es. Ein Hagel von Querschlägern jaulte und prasselte von den Fassaden zurück und aufs Pflaster. Ich lag mit der Nase im Schmutz. Es wäre Lüge, wenn ich behaupten wollte, ich hätte keine Angst gehabt, aber es ging noch einmal alles gut. Die Straße lag wieder still, der Wagen war genauso schnell in die Nacht getaucht, wie er von ihr ausgespien worden war.
    Ganz von weitem erklangen eine Polizeisirene und aus der Nähe schrille Pfiffe einer Trillerpfeife, abei? kein Fenster öffnete sich. Die wenigen Lichter in den Häusern gingen aus. Über das Schaufenster und die Tür einer Kneipe rasselten die eisernen Rolläden.
    Schießerei in der Bowery! Das war das Signal für jeden, sich zu verkriechen, gleichgültig, ob er ein harmloser Passant oder ein Gangster war. Schießerei in der Bowery ist immer, eine lebensgefährliche Angelegenheit, und nicht nur für die Beteiligten. Für einen Augenblick standen wir, und dann schlug Phil mir fest auf die Schulter.
    »Glück gehabt.« Das war alles, was er sagte.
    Wo nur der Mann hingekommen war, der uns gewarnt hatte? Ich hatte ihn in Richtung der Hochbahn laufen sehen. Phil mußte wohl den gleichen Gedanken gehabt haben. Er machte zwei Schritte über die Fahrbahn.
    »Da!« Er streckte die Hand aus, und jetzt sah auch ich das dunkle Bündel neben dem Pfeiler.
    Wir rannten hinüber. Ausgerechnet den Mann, der uns gerettet hatte, mußte es erwischen. Er röchelte schwach. Den Hut hatte er verloren, und jetzt sah ich, daß er eine schwarze Strumpfmaske übers Gesicht gezogen hatte. Ich riß sie ab, damit er mehr Luft bekam, aber es würde wohl wenig nützen. Ein Schuß war durch die Schulter und einer mitten durch die Brust gegangen.
    »Telefon!« warf ich über die Schulter zurück, aber Phil kam nicht dazu, irgend etwas zu unternehmen.
    »Hände hoch!« brüllte eine Stimme, die nur einem Cop gehören konnte.
    »Machen Sie keinen Unsinn! Rufeil Sie lieber einen Unfallwagen!« schrie ich zurück.
    Das wirkte. Zwar hielt er immer noch seinen Colt auf uns gerichtet, aber er beugte sich über den Verletzten und sagte sich, daß die Leute, die auf ihn geschossen hatten, sich wohl kaum um ihn bemühen dürften.
    »Was war hier los?« fragte er überflüssigerweise.
    »Die kleinen Jungs vom East End feierten Schützenfest«, sagte ich böse, und dann hörte ich Phil mit ihm sprechen.
    Ich verstand nicht, was er sagte, denn gerade jetzt schlug der Verwundete die Augen auf.
    »Die Lumpen… wollten Sie umlegen… Der Boß… Tonband… Dennis…«
    »Wer ist der Boß?« drängte ich.
    Ich konnte sehen, daß der Mann nicht mehr lange mitmachen würde. Er bemühte sich zu sprechen, bewegte die Lippen, und dann sank sein Kopf zurück, und ein dünner Blutstreifen sickerte aus dem Mundwinkel. Er war tot. Als ich mich aufrichtete, bremste neben uns ein Streifenwagen der City Police. Ich konnte es den Cops nicht verdenken, daß sie uns nicht trauten und uns so lange in Schach hielten, bis sie unsere Ausweise gesehen hatten. Inzwischen kam auch der erste zurück, der von einer Notrufsäule an der Straßenecke telefoniert hatte.
    Ich befahl,' den Toten zum FBI zu bringen. Mehr konnte ich im Augenblick nicht tun. Wir holten meinen Jaguar und machten, daß wir weiterkamen. Die gute Laune war uns endgültig vergangen. Ich überlegte mir, was den ,Boß‘ wohl veranlaßt haben könnte, uns so plötzlich seine Henker auf den, Hals zu schicken. Wahrscheinlich hatte man uns beobachtet, und wir mußten einer Entdeckung sehr nahe gewesen sein, sonst hätte man nicht zu diesem verzweifelten Mittel gegriffen. Es war zweifellos, daß der Warner entweder zu der Gang gehörte oder ihr nahestand, sonst hätte er von dem geplanten Überfall nichts wissen können. Es schien auch, daß er der Mann war, der uns die Tonbandaufnahme geschickt hatte. Trotzdem hatte er nicht erkannt werden wollen, sonst hätte er es nicht nötig gehabt, eine Maske zu tragen.
    Dann sah ich seine Hand, an deren kleinem Finger das erste Glied fehlte. Es war also der Mann, der mit Dennis, dem Maler, bei Vanderkruit war. Die beiden mußten Freunde gewesen sein. Genau würde ich es nie erfahren, aber ich kombinierte, daß Dennis geahnt hatte, es werde Krach geben, und das Aufnahmegerät in die Tasche steckte, damit er ein Druckmittel in der Hand habe. Vielleicht hatte er sogar aussteigen und sich der Polizei gegenüber damit legitimieren wollen. Nachdem er tot wat, hatte sein

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