0108 - Mord auf Tonband
bückte sich nach den heruntergefallenen Handschellen, ließ sie ihm um das linke Handgelenk Schnappen und sagte: »Jetzt können Sie loslassen.«
Als er sich über den am Boden Liegenden beugte, gab er ihm eine furchtbare Maulschelle.
»So, damit du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst.« Dann schnappte auch das zweite Armband zu.
»Und jetzt, Mr. Ferringer, oder wenn Sie das lieber hören. Boß oder ,Gentleman-Killer‘, können wir abschwirren.« Ich packte ihn am Kragen und riß ihn hoch auf die Beine. »Gehen Sie nach unten, Baxter, und holen Sie die beiden anderen herauf. Bringen Sie den Kerl zum Distriktsbüro und sperren Sie ihn ein, bis ich komme. Seien Sie unterwegs gewaltig vorsichtig. Man weiß nie, ob nicht ein paar seiner Gorillas in der Nähe sind.«
Als auch das erledigt war, wandte ich mich an Vanderkruit.
»Wollen Sie mir nun nicht endlich sagen, wo das verflixte Bild steckt? Ich habe jetzt wirklich genug Theater gehabt.«
»Ich habe Ihnen schon einmal das Angebot gemacht, es zu suchen, aber Sie wollten ja nicht.«
Ich kam nicht dazu, eine Antwort zu geben. Es war der Fernsprecher, der uns unterbrach. Vanderkruit meldete sich und hielt mir den Hörer hin.
»Für Sie, Cotton!«
»Hello, Jerry! Hier spricht Phil. Ich habe den ,Artist Gang hochgehen lassen. Nur den Boß habe ich nicht erwischt. Der war zufällig nicht da.«
»Die Arbeit habe ich dir abgenommen«, sagte ich lachend. »Er ist schon auf dem Weg zum Gefängnis. Übrigens ist es tatsächlich Ferringer, und er war immer noch hinter dem ›Mann mit dem Federhut‹ her.«
»Der Schinken wird mir nächstens im Traum erscheinen«, stöhnte Phil.
»Aber höre einmal zu: Mein Argwohn wegen des Künstlerklubs war berechtigt. Der Kellner sagte 'mir, die Mitglieder kämen niemals durch das Lokal, sondern immer durch den Hausflur. Ich paßte also auf und sah darunter ein paar Gestalten, deren Bildchen bei uns im Familienalbum stecken. Ich telefonierte also einen Bereitschaftswagen heran, und der Rest war sehr einfach. Ich hatte fast den Eindruck, die Mitglieder der Bande seien zufrieden mit ihrem Schicksal. Sie scheinen in dauernder Furcht vor ihrem Boß gelebt zu haben. Jedenfalls konnten sie gar nicht schnell genug auspacken. Die Gang bestand erst ein paar Monate. Vorher hat der ,Boß‘ Geschäfte auf eigene Faust gemacht. Die Kerle wissen es nicht genau, aber sie sind der Ansicht, er habe sich darauf spezialisiert, in Europa gestohlene Gemälde hier an den Mann zu bringen. Als dann die verstärkte Zollüberwachung einsetzte, wurde er lahmgelegt und kam auf den Gedanken, sich die nötige, Ware hier im Lande zu beschaffen. Er kannte auch Lejaune und dessen Praktiken. Er ahnte, daß dieser einen großen Schlag vorhatte, der mit Brisbane Zusammenhängen mußte, aber er kam nicht dahinter, >was er ausgeheckt hatte. Erst als Lejaune versuchte, den >Mann mit dem Federhut< zu verkauf en, konnte er etwas unternehmen. Er selbst leitete den Überfall im Crotona Park und schoß ihn nieder, aber die Papprolle, in der das Bild hätte stecken müssen, war leer, und statt dessen 'hatte Lejaune fünftausend Dollar in der Brieftasche. Das hieß, er hatte das Bild für diesen Preis verkauft, und wie der >Boß< behauptete, konnte er es nur an Vanderkruit verkauft haben. Was er dann unternahm, entsprang seiner Wut über seinen Reinfall. Er setzte es sich in den Kopf, dem Millionär das Bild wieder abzujagen. Wie er das versuchte, wissen wir ja.«
»Du weißt noch nicht einmal alles. Er hat sich mit Vanderkrüit angefreundet und heute abend höchstselbst eine letzte Anstrengung gemacht. Dabei habe ich ihn erwischt.«
»Und wo ist nun der ›Mann mit dem Federhut‹?« fragte Phil.
»Das weiß nur der liebe Gott.«
»Lump, Gauner,Betrüger!« schrie der Papagei.
»Was ist denn jetzt wieder los?« erkundigte sich Phil bestürzt.
»Oh, weiter nichts. Das war nur, Mr. Vanderkruits Vogel.«
Beide beschlossen wir, nach Hause zu gehen. Morgen war noch ein Tag. Ich hängte ein und wollte mich verabschieden, aber da hatte ich die Rechnung ohne Mr. Vanderkruit gemacht, der mich zu einer Siegesfeier einlud, und die dauerte bis drei Uhr morgens.
Noch im Schlaf hörte ich das Teufelsvieh schreien, und im Traum hockte es mir auf der Brust und versuchte, mir die Augen auszuhacken.
Der Vormittag verging unter Vernehmungen. Die Gangster waren außerordentlich geständnisfreudig. Nur Ferringer schwieg eisern.
Er hatte nur bestritten, Ferringer zu sein, und uns
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