0108 - Mord auf Tonband
Aufsichtsrat niemand zum Direktor machen würde, von dessen weißer Weste er sich nicht überzeugt hatte. Es blieb noch Vanderkruit, und dessen linke Hand hatte ich, als ich ihm den Verband machte, genau gesebn. Wenn sich aber schon jemand die Papillarlinien wegoperieren läßt, dann an beiden Händen. Es blieb also doch nur Kaoulis übrig.
Angenommen jedoch, Kaoulis wäre wirklich identisch mit Ferringer… wie wollte ich ihm das nachweisen, wenn ich keine Fingerabdrücke hatte? Sein Foto war zwanzig Jahre alt, und die Rekonstruktion der Mrs. Goldshmith kein Beweis, weder für einen Richter noch für einen Staatsanwalt. Andere, besondere Kennzeichen hatte er nicht. Es war eine aussichtslose Sache, bei der ich mich, wenn ich nicht sehr vorsichtig war, bis auf die Knochen blamieren konnte.
Trotzdem! Es mußte etwas geschehen. Ich gab dem Portier Anweisung, Baxter, wenn er nach mir fragte, nach oben zu schicken. Die beiden anderen sollten in der Halle warten. Dann ließ ich mich zu Vanderkruits Apartment hinauffahren. Drei Minuten später stand ich vor der Tür. Ich war versucht anzuklopfen und zu sagen, ich hätte es mir anders überlegt, aber damit würde ich nichts erreichen. Ich mußte warten und aufpassen.
Aus dem Zimmer klang das Gemurmel von Stimmen, aber die Türen waren so dick, daß ich nichts verstehen konnte. Nur manchmal erscholl das Krächzen des Papageis laut durch das Holz.
Ich hatte wohl schon eine Viertelstunde gestanden, als Baxter kam. Ich legte die Hand auf den Mund und das Ohr gegen die Türfüllung. Das Gespräch war verstummt. Ich hörte keinen Ton, und dann schrie das Federvieh in den höchsten Tönen:
»Gauner, Betrüger, Lump… Lump. Lump!«
Dann kreischte es, als ob ihm der Hals abgedreht werden sollte.
Langsam, ganz langsam drückte ich die Klinke herunter. Die Tür verursachte kein Geräusch, sie war so gut geölt, wie man das im Hilton voraussetzen konnte. Zuerst sah ich nur Kaoulis Rücken. Er stand vorgebeugt und über dem kleinen Rauchtisch gelehnt, hinter dem, wie ich wußte, ein tiefer Sessel stand. Ich diesem Sessel mußte Vanderkruit sitzen.
»Du Lump! Lump!« krächzte der Papagei. Der Grieche blickte hinüber und sagte:
»Ruhig, halt den Schnabel, du Mistvieh!« Und das in unverfälschtem Chicagoer Slang.
»Willst du alter Gauner mir endlich sagen, wo du das Bild hast, oder soll, ich es aus dir herausprügeln?« zischte der Pseudogrieche und hob den rechten Arm, in dessen Hand ich erst jetzt die schwere Pistole erblickte.
Ich sah auch den Schalldämpfer über der Mündung.
»Mach keinen Unsinn, du Narr«, entgegnete der Millionär ganz ruhig. »Du hast mich angeführt und überrumpelt. Wenn mein linker Arm in Ordnung wäre, hättest du nicht einmal das geschafft, aber versuche doch, mich anzufassen. Ich werde einen derartigen Krach machen, daß das ganze Haus zusammenläuft.«
»Du wirst gar keinen Krach machen, mein Lieber, denn ich werde dir zuerst eins über den Kopf geben, so daß es dir die Sprache verschlägt.«
Jetzt hatte ich genug. Neben mir stand Baxter, und ich überzeugte mich mit einem schnellen Blick, daß er seine Null-acht in der Hand hielt. Ich machte drei rasche Schritte über den dicken Teppich, schlug dem Gangster die Pistole auf das Handgelenk und schlug den linken Arm von hinten um seinen Nacken, und er kippte nach hinten. Er aber war durchaus noch nicht erledigt. Er blickte mich aus bösen, zusammengekniffenen Augen an. Ich merkte, wie seine Muskeln sich spannten. Im nächsten Augenblick wurde er zu einem verzweifelten Angriff übergehen.
»Bei der ersten Bewegung schieße ich!« drohte ich und zog mit der Linken die Handschellen aus der Tasche.
Vanderkruit hatte sich aus seinem Sessel hochgestemmt und stand mit sinem so strahlenden Gesicht neben uns, als hätte er soeben den besten Witz des Jahres gehört.
»Jetzt müßte ich dir ja eigentlich die Prügel verabreichen, die du mir zugedacht hast«, sagte er trocken. »Wer bist du eigentlich, du alter Gauner?«
Ich reichte Baxter die Handschellen hin, und der büd:te sich. Darauf hatte der Gangster nur gewartet. Er schnellte hoch, und sein Schädel fuhr meinem Kollegen genau in die Magengrube. Er taumelte zurück und schnappte nach Luft. Der Verbrecher rollte zur Seite, dahin, wo seine Pistole lag.
Jetzt riß mir endgültig der Geduldsfaden. Grade als er seine Hand danach ausstreckte, stellte ich meinen Fuß darauf. Ich tat es nicht gerade sanft. Der Gangster schrie auf. Vanderkruit
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