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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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er nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus sofort selbständig arbeitete oder für das Syndikat, weiß ich nicht. Der Krieg spülte ihn an die Oberfläche. Er versuchte sich mit größtem Erfolg in allem: Juwelenschmuggel, Rauschgiftvertrieb, betrügerische Großunternehmen, die nutzlose Haarwässer und gesundheitsschädliche Entfettungsmittel verkauften. Er wurde immer mächtiger. Seine Beziehungen reichten bis zum Senat, und kein Mensch war imstande, ihm etwas nachzuweisen.
    So schnell wie er hochgekommen war, verschwand er wieder. 1948 hatte er die Steuerfahndung auf dem Hals. Es handelte sich um ein paar Millionen, aber bevor man sein Vermögen beschlagnahmen und ihn selbst festsetzen konnte, hatte er sich wieder abgesetzt. In der Unterwelt nannte man ihn nur den ›Gentleman-Killer‹. Er war dafür bekannt, daß er seine Feinde höchsteigenhändig und mit lächelndem Gesicht niederschoß.
    Ich hatte ihn wiederholt auf dem Teppich, und daher kenne ich seine Stimme. Zehn lange Jahre ist es her, aber ich habe sie nicht vergessen. Ihr habt es mit Dave Ferringer, dem ›Gentleman-Killer‹ zu tun.
    »Hast du eine Ahnung, wo der Kerl anzutreffen ist?« fragte Phil. »Er muß doch seine' bevorzugten Lokalitäten haben. Es ist eine alte Erfahrung, daß man immer wieder in den Laden zurückkommt, in dem man sich einmal wohlgefühlt hat.«
    »Er aß im Ritz und im Hilton. Er schlief im Sheraton und im Palace. Er tanzte im Chez Musette, im Maxim und bei Lucas. Er spielte überall da, wo man die höchsten Einsätze machen konnte. Er hatte einen Ringsitz in Madison Square .Garden und war im Goldenen Hufeisen, und in der Met zu finden, wenn gefeierte Primadonnen auftraten. Da hast du die Stammlokale Dave Ferringers.«
    »Und doch tagt seine Gang im Hinterzimmer einer Kneipe, deren Musikbox immer noch Sunny Boy spielt.«
    »Sunny Boy, das war damals Mode. Mit dieser Melodie hatte er seine Glanzzeit. Wie ging das Ding doch noch?« Mit seiner rauhen und ungeilbten Stimme summte er, langsam die Worte suchend:
    »You’ve made a heaven for me Right here on earth.
    When I’m old and gray
    Dear promise, you wont stray.
    Dear, for I love you so,
    Sunny Boy.«
    »Hör auf! Hör auf!« lachte Phil.
    »Das hat man davon, wenn'man euch grünem Gemüse gute Ratschläge gibt. Was wißt ihr denn von der Zeit, als man den Sunny Boy sang? Was wißt ihr von den Zeiten Al Capones? Was von..«
    »Wir wissen alles, Neville«, unterbrach ich ihn. »Du hast es uns schon oft genug erzählt, die Zeiten und die Melodien haben sich eben geändert.«
    »Nur die verfluchten Gangster sind dieselben geblieben.«
    »Nun erkläre mir mal, Neville, warum du diesen Ferringer nicht erledigt hast, wenn du wußtest, was er für eine Type war. Du hättest uns jedenfalls viel Ärger damit erspart.«
    »Weil er eine blütenweiße Weste hatte, so weiß wie die von Lucky Luciano, dem wir auch nichts tun konnten«, sagte er, ehrlich betrübt.
    Wir waren also wieder einen kleinen Schritt weiter gekommen. Wir wußten, mit wem wir es zu tun hatten und wes Geistes Kind er war. Wir hatten sogar eine Idee, wo der ›Gentleman-Killer‹, der sich schlicht ›Boß‹ nennen ließ, wahrscheinlich zu finden sein würde.
    »Eigentlich müßte es doch ein Bild von ihm im Archiv geben«, überlegte Phil, und wir gingen sofort, um nachzusehen.
    Es gab eins, aber das war genau zwanzig Jahre alt. Trotzdem wollten wir einen Versuch machen. Ich steckte mir das Foto in, die Tasche und fuhr ins Hilton. Mr. Vanderkruit war beim Lunch und geruhte, mich dazu einzuladen. Ich fragte ihn, ob er den Mann jemals gesehen habe, und er verneinte auch dann, als ich ihm erklärte, er sei inzwischen zwanzig Jahre älter geworden.
    Mr. und Mrs. Goldshmith waren ebenfalls beim Lunch, und ihre Einladung war noch freundlicher als die vorhergehende. Ich zeigte den Goldshmiths das Bild, als wir beim Mokka angekommen waren. Er zog überlegend die Brauen zusammen. Seine Frau war fixer. Sie deckte ihr Händchen über das schwarze Haar, lächelte und kramte ein paar Stifte aus ihrem Handtäschchen.
    »Sie erlauben doch«, sagte sie und begann, ohne meine Antwort abzuwarten, zu stricheln; ein paar Fältchen um die Augenwinkel, ein paar tiefere um Mund und Nase.
    Das Haar war plötzlich nicht mehr schwarz, sondern grau, der Gesichtsausdruck schärfer.
    »Bei Gott! Das ist der Kerl, der mir das falsche Bild andrehen wollte.« rief Goldshmith aus. »Das ist er, so wahr ich hier sitze.«
    Seine Frau lächelte

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