0108 - Mord auf Tonband
Bezeichnung?« sagte Kaoulis kopfschüttelnd.
»Das Ding ist fünfzigtausend Dollar wert, und um ein Haar hätte ich’s für für fünftausend bekommen. Na ja, Schwamm drüber.«
Vanderkruit kippte seinen Manhattan und die anderen folgten ihm. Nur der Grieche zögerte einen Augenblick, als ob er intensiv über etwas nachdenke, und es war mir, als blicke er mich abschätzend von der Seite an.
Der Mann sah Ferringer zum Verwechseln ähnlich, und ich fand ihn hier traulich vereint mit Vanderkruit. Es gibt mehr Menschen, die sich, ohne verwandt zu sein, gleichen. Immerhin gab es ein Mittel, um meinen Argwohn zu bestätigen oder ihn zu zerstreuen. Als Mr. Vanderkruit die nächste Lage bestellte und der Kellner die Gläser abräumte, entschuldigte ich mich und tat so, als ob ich zum Waschraum gehen wollte. Statt dessen holte ich mir den Oberkellner in eine Ecke, zeigte ihm meinen Ausweis und bat um die vier schmutzigen Gläser. Er brachte mir diese in eine Serviette gewickelt. Ich klemmte sie unterm Jackett fest, gab Baxter einen Wink und trat hinaus in die Halle.
»Fahren Sie damit zum Office und lassen Sie die Gläser auf Fingerabdrücke untersuchen. Ich will nur wissen, ob die von Ferringer dabei sind. Beeilen Sie sich und rufen Sie, so bald das Resultat feststeht, den Manager an. Ich veranlasse, daß er mich sofort holen läßt.«
Baxter, nickte und schwirrte ab. Ich kam gerade an den Tisch zurück, als der Kellner die neue Runde brachte. Niemand hatte etwas gemerkt. Gegen zwölf Uhr verabschiedeten sich der Senator und der Bankdirektor. Wir anderen tranken und unterhielten uns weiter. Von Zeit zu Zeit sah ich verstohlen auf die Uhr. Das Tempo, in dem die Drinks geleert wurden, wurde immer schneller. Vanderkruit hatte bereits einen kleinen Schwips. Dem Griechen merkte man nicht das geringste an. Er schien genausoviel vertragen zu können wie ich selbst. Die Cocktail Lounge fing an sich zu leeren.
Um halb eins meinte der Millionär:
»Ich finde, es wird hier unten langweilig. Wollen wir uns nach oben zu mir verziehen? Ich habe noch ein paar herrliche Flaschen im Schrank stehen.«
Der Grieche sträubte sich ein wenig, aber es war ihm wohl damit nicht ernst. Zum Schluß war er einverstanden.
»Gehen Sie auch mit, Cotton?« fragte Vanderkruit.
Zu meinem Bedauern mußte ich ablehnen. Ich konnte nicht. Ich mußte auf das Telefongespräch warten, das jeden Moment ankommen konnte. Ich bedankte mich für den netten Abend und ging, nachdem die beiden im Lift verschwunden waren, für einen Augenblick nach draußen, um Luft zu schöpfen.
»Telefon für den Herrn.« Einer der Liftboys stand vor mir.
»Wo?« fragte ich und ließ mich zu einer Zelle führen. Es war Baxter.
»Die Gläser sind untersucht. Das eine trägt Ihre Abdrücke die drei anderen sind nicht registriert und das vierte…, ja das vierte sagt überhaupt nichts. Es weist nur dieselben Spuren auf, die auch die anderen haben und die vom Kellner stammen müssen. Man sieht wohl, daß das Glas angefaßt wurde. Man sieht die Stellen, aber es gibt keine Pappillarlinien. Entweder der Mann hat Handschuhe getragen, oder er besitzt keine Fingerabdrücke.«
»Keine Fingerabdrücke?« sagte ich, mehr zu mir selbst. »Keine Fingerabdrücke.«
Ich bedankte mich, bat Baxter zurückzukommen und noch zwei Leute von der Bereitschaft mitzubringen.
In meiner ganzen Praxis hatte ich bisher nur einen Fall erlebt, in dem jemand keine Fingerabdrücke hatte. Es war ein lange gesuchter Schwerverbrecher gewesen, der sich die schwierige Operation einen Haufen Geld hatte kosten lassen. Es gibt zwei Möglichkeiten, seine Abdrücke loszuwerden. Die erste ist: man läßt sie abschleifen, aber dann sind sie nach ein paar Monaten wieder da, die zweite besteht in einer Operation. Die Haut an den Fingerspitzen wird entfernt und durch andere Hautstückchen, die einer anderen Körperstelle entnommen sind, ersetzt. Selbstverständlich findet sich kein anständiger Chirurg dazu bereit, diesen Eingriff auszuführen. Er weiß ja immer, was damit beabsichtigt wird, aber wie in allen Berufen so gibt es auch unter den Ärzten Leute, von denen man für Geld alles haben kann.
Ich konnte aber gar nicht sicher sein, daß es ausgerechnet der Grieche war, dessen Finger man präpariert hatte. Der Senator schied unbedingt aus. Von dem Bankdirektor wußte ich nichts, aber es war kaum anzunehmen, daß er ein Verbrechen auf dem Kerbholz hatte. Die Nassau County Bank war ein Großunternehmen, dessen
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