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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Fleming gehörte zu jener Gruppe von Männern, die eher zum Maßvollen hin tendierten. Doch in dieser Nacht entpuppte er sich als verkappter Dragster-Fahrer. Er jagte seinen Stingray über den Asphalt, als gelte es, das Rennen von Long Beach gegen die Elite der Formel-1-Fahrer zu gewinnen.
    Schon nach knapp vier Meilen hatte er nurmehr die Hälfte an Gummi an den Reifen.
    »Ich habe nichts gegen den Himmel«, meldete sich Professor Zamorra durch das Röhren des Achtzylinders. »Aber heute möchte ich noch nicht dort eintreffen.«
    »Keine Sorge«, knurrte Bill Fleming. »Den Ampeln gehorche ich ja. Nur der Geschwindigkeitsbegrenzung nicht.«
    »Man wird dich stoppen.«
    »Ein Stingray ist nicht zu stoppen«, meinte Bill und legte den flunderflachen Flitzer in die nächste Kurve. »Ich muß es ausnutzen, daß wir im Augenblick einen so guten Draht zur Polizei haben. Was macht dein Amulett?«
    »Es erhitzt sich.«
    »Und Nicole?«
    »Keine Veränderung. Aber ich bin inzwischen sicher: Nördlich stimmt. Genau kann ich’s noch nicht sagen. Aber ich tippe ganz vorsichtig mal auf die Bronx. Ganz an den oberen Rand. Nach New Rochelle.«
    »Das ist doch schon wunderbar präzise«, meinte Bill, überholte vier Wagen auf einmal und wich mit knapper Not einem entgegenrasenden Lastwagen aus. Das Hupkonzert hinter ihnen verblaßte sehr schnell.
    »Weißt du inzwischen genug, um Hugh Owens zu informieren?«
    »Nein. Gewöhne dir diese Frage ab. Ich werde dir Bescheid sagen, wenn es soweit ist.«
    »Dein Wort darauf?«
    »Man sollte dich für dein Mißtrauen steinigen. Du hast mich überzeugt, daß ich es allein nicht schaffe. Andererseits kann mir niemand dabei helfen, Nicole aufzuspüren. Wenn du also jetzt freundlicherweise deine Klappe halten würdest?«
    »Ist ja schon gut, Mister. Streng dich an. Habe ich dir jemals erzählt, daß ich ebenfalls in Nicole verliebt bin?«
    »Das war niemals nötig. Man sieht’s dir jedesmal an der Nasenspitze an, wenn ihr zusammenkommt. Aber jetzt sei bitte wirklich still. Dein Fahrstil kostet mich schon Nerven genug. Ich muß mich unbedingt konzentrieren.«
    Links an den Seitenfenstern wischten die Lichter des Flushing Airport vorbei.
    Einer jener kleineren Flughäfen im Zentrum, die von den großen Konzernen noch nicht aufgekauft waren. Weil deren Top-Manager eine Spielwiese brauchten. Gerade landete eine zweimotorige Beachcraft.
    Noch eine knappe Meile bis zur Whitestone Bridge, die den Stadtteil Queens mit der Uptown von Manhattan verband.
    Bill erwies sich als besserer Fahrer, als Professor Zamorra jemals angenommen hatte. Er bewahrte sie mit Bravour auch vor heikelsten Situationen, obwohl er je nach Verkehrslage links und rechts überholte.
    Sein Meisterstück lieferte er jedoch, als er es schaffte, den Flitzer vor dem Blechknäuel auf der Whitestone Bridge abzubremsen, ohne daß er einen Auffahrunfall verursachte.
    Bill schaltete den Verkehrsfunk ein. New York besaß neben Los Angeles das beste Informationsnetz für Autofahrer. Schon nach einer Minute wußte er darüber Bescheid, daß ein schwarzer Pontiac, dessen Fahrer flüchtig war, kurz vor der Mautstelle einen Datsun angefahren hatte. Die Motorhaube des japanischen Fahrzeugs war auf die Überholspur geraten. Ein Fiasko war die Folge. Beim Sender rechnete man mit einem Stop von mindestens einer Stunde. Verschiedene nachfolgende Fahrzeuge hätten sich so ineinander verkeilt, daß sie mit Blechzangen auseinandergeschnitten werden mußten.
    »Wir sitzen fest«, sagte Bill.
    »Das dürfen wir nicht«, meinte Zamorra, sondierte kurz die Lage. »Die Gegenfahrbahn ist frei.«
    »Du übersiehst die Leitplanken und Sen Mittelstreifen, mein Freund.«
    »Als ob uns das interessieren würde. Deine Karre ist vollkaskoversichert. Und ganz unvermögend bin ich auch nicht. Und vergiß nicht den guten Draht, den wir zur Zeit bei der Polizei haben.«
    Bill schaltete schon in den Rückwärtsgang.
    »Mit anderen Worten - ich soll die Leitplanken donnern und eine andere Brücke nehmen.«
    »Treffender hätte ich’s auch nicht sagen können«, bemerkte Professor Zamorra.
    Bill zuckte mit den Schultern. »Wenn wir danach Nicole nicht finden, kostet das meinen Führerschein.«
    »Wir werden sie finden«, antwortete Zamorra gepreßt.
    »Wie du meinst!«
    Bill blieb es dann doch erspart, die Leitplanken zu durchbrechen. Ein Lastwagen von der Straßenüberwachung kam auf der anderen Seite daher. Männer sprangen herunter, hatten riesige Schraubenschlüssel

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