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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihm beinahe den Atem -neben der Tür standen drei Kisten.
    »Ich gebe zu, daß ich Sie irregeführt habe, als ich sagte, sie enthielten anatomische Modelle. In Wirklichkeit sind sie nämlich leer«, sagte der Doktor. »Wenn Sie hineinschauen wollen -bitte!«
    Beale ging auf die Kisten zu und untersuchte eine nach der andern sorgfältig. Die Deckel schienen angeschraubt, aber die Schrauben waren Attrappen. Bei jeder Kiste war im Deckel ein kleines Loch.
    Er zog sein Taschenmesser heraus, preßte die Klinge durch das Loch, und mit einem ›Klick‹ sprang der Deckel auf. Die Kiste war leer, ebenso die beiden andern. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe den Boden der Kisten ab, aber keine Spur von Fußabdrücken war zu sehen.
    »Sind Sie nun zufrieden?« fragte der Doktor.
    »Keine Spur«, erwiderte Beale, und ohne ein weiteres Wort ging er hinaus und die Treppe wieder hinunter. Auf einer der Stufen lag ein Schuh, der zu dem andern gehörte, den er schon in der Tasche hatte. Dieser Schuh hatte noch nicht dort gelegen, als er die Treppe heraufgekommen war.
    Margaret Cresswell hatte eben den Artikel über Jacksons Tod im ›Post Record‹ gelesen und legte nun die Zeitung mit einem kleinen Schauder weg, als es an ihre Tür klopfte. Es war Dr. Harding.
    »Kann ich einen Augenblick hereinkommen?« fragte er.
    Sie zögerte.
    »Ich werde Sie bestimmt nicht auffressen«, sagte er. »Aber ich bin so unglücklich über das, was geschehen ist, und ich glaube, daß ich Ihnen eine Erklärung geben muß.«
    »Ich halte es zwar nicht für nötig«, antwortete sie ihm, »aber wenn Sie durchaus wollen, bitte, kommen Sie herein.«
    Sie schloß die Tür hinter ihm und ließ das Licht im Vorplatz brennen.
    »Sie haben den Bericht im ›Post Record‹ gelesen?« fragte er sofort.
    Sie nickte.
    »Und Sie haben sicher den Widerspruch bemerkt zwischen dem, was ich Ihnen erzählte, und dem, was die Journalisten von mir zu hören bekamen. Ich muß Ihnen nun sagen, daß ich einen ganz besonderen Grund hatte, diesen Mann zu beschützen.«
    »Daran zweifle ich nicht«, entgegnete sie kalt.
    »Miss Cresswell, bitte haben Sie ein wenig Geduld mit mir«, sagte er ernst. »Ich habe sehr viel Zeit und Mühe darauf verwandt, Ihnen behilflich zu sein und Sie zu schützen.«
    »Mich zu schützen?« wiederholte sie erstaunt.
    »Miss Cresswell«, fragte er, »haben Sie je Ihren Vater gekannt?«
    Sie schüttelte den Kopf und war so beeindruckt, daß sie die Unterhaltung nicht sofort beendete, wie sie eigentlich vorgehabt hatte.
    »Nein«, sagte sie. »Ich war noch ein Kind, als er starb, und weiß nichts von ihm.«
    »Sind Sie davon überzeugt, daß er tot ist?«
    »Ich habe bis jetzt nie daran gezweifelt. Warum fragen Sie mich? Ist er denn nicht tot?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was ich Ihnen erzählen muß, wird nicht angenehm für sie sein«, sagte er. »Ihr Vater war ein Verbrecher . . .« Er wartete einen Augenblick, aber sie widersprach ihm nicht. Als sie noch ein Kind war, wurde öfters über ihren Vater getuschelt; sie hatte es aber bis heute unterlassen, Nachforschungen anzustellen. »Vor einiger Zeit ist Ihr Vater aus Cayenne entlassen worden. Er war - und das wird Sie vielleicht überraschen - französischer Staatsbürger. Seit zwölf Monaten sucht ihn die gesamte Geheimpolizei, Mr. Beale inbegriffen.«
    »Das ist nicht wahr!« schrie sie. »Wie können Sie es wagen...«
    »Ich erzähle Ihnen nur Tatsachen, Miss Cresswell«, sagte der Doktor. »Ihr Vater hat in Frankreich einen Bankraub verübt und das Geld in England versteckt. Weil man vermutete, daß er früher oder später nach Ihnen schicken würde, wurden Sie Tag und Nacht von der Polizei bewacht. Ihr Vater befindet sich jetzt in Liverpool. Heute früh habe ich einen Brief von ihm bekommen. Er ist schwer krank und bittet Sie, zu ihm zu kommen.«
    Sie schaute ihn entgeistert an. Diese schreckliche Geschichte konnte nicht wahr sein. Ihr erster Einfall war, mit Beale zu sprechen, aber sie sah ein, daß das verkehrt sein mußte, wenn die Erzählung des Doktors stimmte.
    »Wie soll ich denn wissen, ob Sie die Wahrheit sagen?« fragte sie.
    »Das werden Sie erfahren, wenn Sie Ihren Vater gesehen haben«, antwortete er.
    Er zog einen Briefumschlag aus der Tasche und fegte ihn vor sie hin.
    »Hier ist die Adresse - 67, Hope Street. Ich rate Ihnen aber, sich die Adresse zu merken und den Umschlag zu vernichten.«
    »Wann fährt der nächste Zug?«
    »In einer Stunde vom Euston-Bahnhof.«
    Sie

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