011 - Der grüne Brand
Wohnung durchsuchen, ob Ihnen das paßt oder nicht«, sagte Beale.
»Sie sind wohl so eine Art Polizei, wie?« lächelte der Arzt. »Immerhin brauchen Sie dazu einen Haussuchungsbefehl!«
»Den habe ich nicht - aber ich werde Ihre Wohnung trotzdem durchsuchen.«
»Na, von mir aus«, knurrte der Doktor. »Suchen Sie, soviel Sie wollen. Wo möchten Sie mit der Durchsuchung beginnen? Hier vielleicht?«
Er deutete auf drei hohe Kisten, die in der Nähe der Tür standen.
»Etwas besonders Reizvolles werden Sie darin allerdings nicht finden - es sind soeben angekommene anatomische Modelle. Die Kisten sind noch verschraubt, aber wenn Sie unbedingt Skelette sehen wollen - ich habe hier einen Schraubenzieher.«
Beale zögerte.
»Sie können aber auch mit meinem Schlafzimmer anfangen«, fuhr der Doktor fort. Er ging voraus und knipste das Licht im Schlafzimmer an.
Das Zimmer war geräumig, einfach möbliert, mit einem Messingbett, einem Schrank und einer Kommode. Auf der andern Seite führte eine Tür in ein kleines Badezimmer.
Beale wollte darauf zugehen, als er das Schloß der Schlafzimmertür hinter sich schnappen hörte. Er war mit einem Satz wieder bei der Tür und wollte sie aufstoßen - sie gab nicht nach. Dabei war ihm, als hörte er draußen den Klang von Stimmen.
»Tür auf!« schrie er und hämmerte gegen das Holz.
Keine Antwort. Er lauschte . . .
»Mr. Beale . . .!«
Sein Herz stockte, als er den wilden Hilfeschrei hörte - es war die Stimme Margaret Cresswells, und sie kam aus dem Zimmer, das er soeben verlassen hatte.
Mit aller Kraft warf er sich gegen die Tür, aber sie war aus hartem, schwerem Eichenholz. Er riß die Pistole aus der Tasche und richtete den Lauf auf das Schloß - plötzlich senkte sich der Türgriff, und die Tür öffnete sich.
»Haben Sie sich eingeschlossen?« Der Doktor trat ihm lächelnd entgegen.
»Wo ist Miss Cresswell?« fuhr ihn Beale blaß vor Wut an. »Ich habe ihre Stimme gehört.«
Seine Hand fiel mit solcher Wucht auf die Schulter des Arztes, daß dieser in den Knien einknickte.
»Zum Teufel, Sie sind ja verrückt!« schrie der Doktor. »Ich war nur auf den Flur hinausgegangen und hatte bei Miss Cresswell geklingelt. Ihre Tür stand offen, aber Sie haben sie wohl selbst offengelassen, als Sie in ihrer Wohnung waren. Dann hörte ich sie rufen und bin sofort zurückgelaufen.«
Ohne ein weiteres Wort schob ihn Beale beiseite. Schon beim nächsten Schritt hielt er aber inne - nur noch zwei Kisten standen neben der Tür, die dritte war verschwunden. Er sprang zur Wohnungstür und raste die Treppe hinunter. Kein Auto war zu sehen und nur wenige Fußgänger. An der Ecke fand er einen Polizisten, der aber durchaus nichts Ungewöhnliches beobachtet und vor allem vom Transport einer Kiste keine Spur gesehen hatte.
Er stieg wieder die Treppe hinauf und ging geradewegs durch die offene Wohnungstür in das Zimmer des Arztes. Eine Zigarre rauchend, lehnte der Doktor an der Wand. Sein Gesicht trug den Ausdruck behaglichster Zufriedenheit.
»Nun?« fragte er. »Haben Sie sie gefunden?«
»Noch nicht - aber ich werde sie finden, verlassen Sie sich darauf. Und zwar mit Ihrer Hilfe.«
Harding schaute ihn überlegen an.
»Ich glaube, Mr. Beale, Sie fühlen sich nicht ganz wohl. Was soll denn dieses ganze Theater? Glauben Sie denn im Ernst, ich würde in meiner Wohnung hübsche junge Damen verstecken? Außerdem suchen Sie jemand, an dessen Wohlergehen ich mindestens ein ebenso großes Interesse habe wie Sie selbst. Die Dame ist nämlich mit mir verlobt, und wir werden bald heiraten.«
Es folgte eine Pause.
»Was Sie nicht sagen«, entgegnete Beale dann leise. »Nun, da bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen zu gratulieren! Und wann wird diese interessante Verlobung der Öffentlichkeit bekanntgegeben?«
»Das ist bereits geschehen«, erwiderte der Doktor. »Miss Cresswell ist unterwegs nach Liverpool, wo sie bei einer Tante von mir wohnen wird. Geben Sie sich aber keine Mühe, mich um ihre Adresse zu bitten - ich gebe sie Ihnen nicht.«
Beale schien gar nicht auf seine Worte zu hören.
»Dr. Harding, als ich in Ihre Wohnung kam, standen drei Kisten neben der Tür; als ich Ihr Schlafzimmer verließ, waren nur noch zwei da. Was geschah mit der dritten, während ich in dem Zimmer eingeschlossen war?«
Dr. Harding schüttelte mitleidig den Kopf.
»Ich fürchte, Sie sind übergeschnappt«, sagte er und zeigte in die Richtung der Kisten.
Beale schaute hin, und es verschlug
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