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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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HILFE
    Die andere Hälfte der Worte war genau in der Mitte abgeschnitten. Er dachte eine Zeitlang über die Buchstaben nach, bevor er ihren Sinn verstand.
    »Luftangriff, Zufluchtsort, Krankenwagen und Erste Hilfe«, las er dann.
    Diese Worte erklärten die elektrische Lichtleitung. Es war einer jener Luftschutzkeller, die die Stadtverwaltung während des letzten Krieges als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung bei Luftangriffen eingerichtet hatte. Anscheinend mußten hier ausgedehnte Räumlichkeiten vorhanden sein, da es sogar eine Unterkunftsstelle für Krankenwagen gab. Die andere Hälfte der Aufschrift war vermutlich auf eine Tür gemalt gewesen, die zur Ambulanz führte und inzwischen entfernt und zugemauert worden war. Nach dieser Entdeckung untersuchte Beale auch die andere Wand genauer. Auf einer Breite von fast einem Meter bestand sie aus neuen Ziegelsteinen. Es klang hohl, als er klopfte.
    Beale stemmte seinen Rücken gegen die hinter ihm liegende Wand, setzte einen Fuß auf die neugemauerte Stelle und drückte dagegen.
    Schon beim ersten starken Druck fühlte er, daß die Wand nachgab. Das nächstemal stemmte er beide Füße an und nahm seine ganze Kraft zusammen. Einen Augenblick später lag er auf dem Rücken. Der größte Teil der Wand war zusammengebrochen.
    Frische Luft wehte ihm entgegen, als er vorsichtig über den Schutthaufen kletterte. Sechs steinerne Stufen führten hinunter in einen kleinen Raum, der ein Waschbecken mit fließendem Wasser, zwei Feldbetten und etwas Verbandsmaterial enthielt. Am meisten interessierte ihn eine Tür, die auf seiner Seite zugeriegelt war. Er löschte sein Feuerzeug und öffnete sie vorsichtig. Die Tür führte in einen anderen Raum, der ebenfalls leer war. Er konnte nur Regale und alte Weinflaschengestelle entdecken. In der hinteren Ecke sah er noch eine Tür, die ebenfalls von innen verriegelt war.
    Beale hörte entfernt Geräusche und war überzeugt, daß sich in diesem Haus die langgesuchte Fabrik Dr. Hardings befand. Er zog seine Pistole heraus, entsicherte sie und steckte sie griffbereit in den Hosenbund. Dann zog er vorsichtig den Riegel zurück und öffnete die Tür einen Spalt.
    Ein hellgrünes Licht blendete ihn. Er wagte nicht, die Tür weiter aufzumachen, denn er hörte Schritte und ab und zu gedämpfte Stimmen.
    Als sich die Schritte wieder entfernt hatten, zog er die Tür noch einen Zentimeter weiter auf. Was er sah, erfüllte ihn mit Zuversicht. Zwischen der Tür und dem übrigen Raum waren eine Menge leerer Kisten aufgestapelt, so daß man ihn nicht sofort entdecken konnte. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Leuchtröhre, die das unheimliche grüne Licht ausstrahlte.
    Eine kleine Leiter war an die Kisten gelehnt. Beale hob sie geräuschlos auf, lehnte sie gegen den Stapel und stieg vorsichtig hinauf. Vor ihm lag ein großer, breiter Raum, der durch zahlreiche von der Decke herabhangende Lampen erleuchtet wurde.
    Hinter drei langen Tischreihen saßen in weiße Kittel gehüllte Gestalten, die Gesichter hinter Schutzmasken verborgen. An jedem Arbeitsplatz waren ein Mikroskop und verschiedene chemische Gerätschaften aufgebaut.
    Beale zog die Luft ein - ein beizender Verwesungsgeruch stieg ihm in die Nase. Nur ein Teil des Raumes war von seinem Platz aus zu übersehen, aber es war ihm klar, daß er hier die Produktionsstätte vor sich hatte, in der Hardings Giftstoff hergestellt wurde.
    Fast eine halbe Stunde lang beobachtete Beale den Arbeitsvorgang. Er sah, wie ein graugrünes Pulver in Glasröhrchen gefüllt wurde, die ein Arbeiter dann fest verschloß. Ein anderer Arbeiter legte die zerbrechlichen Röhrchen vorsichtig in auswattierte Schachteln, die wiederum in kleine Kisten verpackt wurden. Es waren die gleichen Kisten, wie er sie als Deckung benutzte; vorsichtig öffnete er eine und wollte gerade eine Schachtel herausholen, als er hinter sich eine schrille Stimme hörte.
    »Was machen Sie denn da, he?«
    Hinter einem der Kistenstapel hatte sich einer der weißgekleideten Männer herangeschlichen. Die Gesichtsmaske hatte er abgenommen; in der Hand hielt er eine schwere Pistole, deren Mündung auf Beale gerichtet war.
    »Nicht schießen, mein Freund«, sagte er ruhig. »Ich komme ja schon.«

25
    Dr. Harding ging schnell in sein Arbeitszimmer im ersten Stock der Fabrik - einen kleinen, nüchtern eingerichteten Raum. Ein Druck auf einen Knopf rief seinen Ersten Assistenten Milsom herein.
    »Ein unerwartetes Vergnügen«, sagte Milsom

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