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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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miteinander verständigten. Das paßte überhaupt nicht zu Leuten, die ihr Gedächtnis verloren hatten. Zygor nahm sich fest vor, seine Unterhaltungen mit dem Mädchen auf ein Minimum zu beschränken. Oder aber nur dann mit ihr zu reden, wenn der blonde Mann nicht zuhören konnte.
    Der Blonde sagte etwas. Auch in seiner Stimme klang Mißtrauen an. Zygor tat so, als würde er es nicht bemerken, starrte den Mann nur an.
    Dieser seufzte und machte dann eine Handbewegung auf den Räderkasten zu. Zygor kletterte ebenfalls hinein und setzte sich neben Livana.
    Knallend schlug der blonde Mann die Tür zu, ging um das Kastending herum und kam dann durch eine andere Tür ins Innere.
    Wenig später setzte sich der Kasten, von brummender Magie angetrieben, in Bewegung.
    Livana stieß einen unterdrückten Angstruf aus. Zygor brachte sie jedoch schnell zum Schweigen, indem er ihr, so daß es der Mann vor ihm nicht mitbekam, blitzschnell zwei Finger in die Seite rammte. Ihr Stöhnen wurde von den brummenden Geräuschen verschluckt. Von diesem Augenblick an blieb das Mädchen ruhig. Ergeben krümmte sie sich auf dem Sitz zusammen und ließ alles weitere mit geschlossenen Augen über sich ergehen.
    Zygor behielt die Augen jedoch weit offen. Mit brennendem Interesse blickte er durch die Glasscheiben hinaus in die fremdartige Welt, durch die der Kasten jetzt mit erstaunlicher Geschwindigkeit rollte.
    Wunder auf Wunder zog vorbei, und Zygor konnte es kaum noch erwarten, die Magie kennenzulernen, die hinter all diesen Wundern steckte. Und wenn ihm das erst einmal gelungen war… nun, diese Welt sollte noch erfahren, was er für Wunder wirken konnte.
    ***
    Anfänglich war Zamorra noch in der Lage, einiges von der Szenerie in sich aufzunehmen, durch die der Ritt führte. Viel war es ohnehin nicht, was er sehen konnte. Sein Kopf hing einen knappen halben Meter über dem Erdboden, und sein Gesichtsfeld war dadurch stark eingeengt.
    Der felsige Untergrund wich bald trockenem Erdreich, in dem spärliche Gräser wuchsen. Eine weite Ebene dehnte sich nach allen Seiten aus. Später dann wurde es weniger desolat. Die Landschaft gewann an Pflanzenreichtum. Farbtupfer lockerten das Grüngrau der Ebene auf, und in der Ferne konnte Zamorra dann und wann huschende Schatten ausmachen, bei denen es sich wohl um Tiere handeln mochte.
    Menschen sah er nicht. Weit und breit gab es keine Stadt, kein Dorf, nicht einmal einen einsam gelegenen Weiler.
    Heiß brannte die Sonne vom Himmel, und obwohl Stunde um Stunde dahinrann, hatte der Professor nicht den Eindruck, daß sie etwas von ihrer Strahlenkraft verlor. Der Ritt war für ihn eine einzige nicht enden wollende Qual. Die Hitze badete ihn von den Haarspitzen bis zu den Zehen in einen Ozean von Schweiß. Die teuflische Lage, in der man ihn auf das Pferd gebunden hatte, verkrampfte seine Muskeln und ließ die Glieder regelrecht erstarren. Dreck und Staub, von den Pferdehufen hochgewirbelt, klatschten ihm unentwegt ins Gesicht. Wenn er die Augen nicht größtenteils geschlossen gehalten hätte, wäre er wahrscheinlich längst erblindet. Aber auch so wurde sein Gesicht zu einem Schlachtfeld. Der Staub drang in Nase und Mund, machte ihm das Atmen immer schwerer. Die Gesteinspartikel fügten ihm unzählige winzige Wunden zu, die nur deshalb kaum bluteten, weil sie mit Dreck zugeschmiert waren. Schmutz und Schweiß ließen seine Züge zu einer Teufelsmaske erstarren.
    All dies hätte Zamorra wahrscheinlich noch ausgehalten. Die Tatsache aber, daß sein Kopf nach unten hing und es dadurch zu einem unnatürlichen Blutandrang kam, war auf Dauer nicht zu ertragen. Der Professor verlor schließlich das Bewußtsein. In unregelmäßigen Abständen kam er immer mal wieder zu sich, um in einem Schwebezustand zwischen Wachsein und Ohnmacht dahinzudämmern.
    In einer dieser Phasen schläfrigen Halbbewußtseins erfaßte er, daß die Sonne inzwischen doch dem fernen Horizont entgegenkroch und bald untergehen würde. Vage Hoffnungen, daß die kommende Dunkelheit die Reiter zu einem Nachtlager veranlassen würde, keimten in ihm auf. Bei einer Rastpause würden sie ihn wohl von dem Pferd losbinden, so daß er sich ein bißchen erholen konnte.
    Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die Nacht brach an, aber der Ritt ging weiter. Silbernes Mondlicht und das matte Glänzen der Sterne wurden zu stummen Wegbegleitem. Die Hitze des Tages wich einer empfindlichen Kühle, die Zamorra schleichend in die Glieder fuhr. Seine Lage wurde

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