Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
rasiermesserscharfen Klingen.
    Und in ihren Augen las Suko sein Todesurteil…
    ***
    Lisa Cunning hing dem halb bekleideten Mann am Hals, hielt ihn mit den Armen umschlungen und bog den Kopf in den Nacken, während er sie küßte.
    Ich störte.
    Ich störte ganz offensichtlich!
    Die Frau prallte mit einem schrillen Aufschrei zurück, kam jedoch von dem Mann nicht los, weil er sie nicht freigab.
    Er schaltete wesentlich langsamer. Während sich ihr Gesicht bereits in namenlosem Entsetzen verzerrte, glotzte er mich noch völlig fassungslos an.
    »Ganz ruhig bleiben«, sagte ich und schlug die Tür hinter mir wieder zu.
    »Mrs. Cunning, nehme ich an? Die trauernde Witwe von George Cunning?«
    Sie wurde kreidebleich. Der erste Schock verflog bei ihr sehr schnell.
    Wütend riß sie sich von dem Schwarzhaarigen los und trat einen Schritt zurück. »Wer sind Sie? Verschwinden Sie aus meinem Haus! Los, raus, oder ich rufe die Polizei!«
    Dazu ließ der Schwarzhaarige seine Muskeln spielen, und davon besaß er eine ganze Menge.
    »Die Polizei brauchen Sie nicht zu rufen, sie ist schon da«, erwiderte ich ruhig und zeigte ihnen meinen Ausweis. »Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard!«
    Das brachte Mrs. Cunning zum Schweigen und verdarb dem Mann die Freude an den Muskelspielen. Ich stand nur da und musterte die beiden.
    Mrs. Cunning griff zwar hastig nach einem Morgenmantel und schlüpfte hinein, aber vorher hatte ich noch Gelegenheit, ihre makellose Figur zu bewundern. Das hauchdünne Neglige war fast durchsichtig.
    Dazu trug sie nur eine Halskette, Modeschmuck, aber sehr schön, Glieder aus Weiß-, Gelb- und Rotgold. Weiche braune Locken fielen bis auf ihre Schultern. Sie war am ganzen Körper gebräunt. Offensichtlich ging sie in ein gutes Solarium.
    Ihre hellen Augen hatten etwas Faszinierendes und Abstoßendes. Sie schimmerten unergründlich und verlockend, genau wie ihre fein geschwungenen Lippen, aber sie strahlten gleichzeitig eine eisige Kälte aus, daß man frieren konnte.
    Und mit dieser Frau sollte der Polizist George Cunning glücklich verheiratet gewesen sein?
    Mir fiel ein, daß sie sich angeblich in diesem Haus gefürchtet hatte und daher zu Nachbarn gelaufen war. Diese Frau sah nicht so aus, als würde sie sich vor irgend etwas fürchten.
    Danach besah ich mir ihren Besucher etwas genauer. Mitte zwanzig, ein sportlicher, athletischer Typ, schwarze Augen und schwarze Haare.
    Den dunklen Vollbart hatte er so sorgfältig geschnitten und gekämmt, daß ich auf eine halbe Stunde tippte, die er täglich für die Bartpflege aufwandte. Alles in allem ein Mann, den sich eine so reizvolle Frau wie Lisa Cunning schon als Zeitvertreib anlachen konnte.
    »Ihr Name?« fragte ich.
    »Hank Spilosa«, murmelte er. Offensichtlich wünschte er sich weit weg. »Hören Sie, was gibt Ihnen das Recht, hier einfach…«
    »Der Mord an George Cunning und die Tatsache, daß in diesem Haus eine Siegesfeier stattfindet«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Sind Sie verrückt!« rief Lisa. »Mr. Spilosa kam, um mir über den Schock hinwegzuhelfen.«
    »O ja!« Ich grinste kalt. »Ich habe gesehen, wie sehr er Ihnen geholfen hat.«
    »Was erlauben Sie sich?« rief Spilosa wenig überzeugend.
    Ich hob die Hand. »Stop! Um eines gleich klar zu stellen. Es geht mich nichts an, wenn sich Mrs. Cunning einem Mann an den Hals wirft, obwohl ihr eigener Mann vor wenigen Stunden ermordet wurde. Aber es geht…«
    »Was?« schrie Hank Spilosa. Jetzt wurde er kreidebleich und starrte abwechselnd Lisa und mich an. »Was ist mit George?«
    Seine Überraschung und sein Entsetzen waren echt.
    »Hat sie Ihnen das nicht gesagt?« Ich wandte mich an Lisa Cunning.
    »Aber, Mrs. Cunning! Sie haben doch gesagt, Sie hätten dafür gesorgt, daß Ihr Mann Sie beide nicht stören kann.«
    »Weil er zum Dienst mußte, ja!« Hank Spilosa merkte plötzlich, daß er halb nackt war, und riß sein Hemd vom Sessel. »Ich hatte keine Ahnung, daß George tot ist!«
    »Waschlappen!« zischte Lisa verächtlich. Ihre kalten Augen richteten sich auf mich. »Okay, Oberinspektor! Mein Mann wurde vor wenigen Stunden ermordet, und ich hatte nichts Eiligeres zu tun, als meinen Geliebten anzurufen. Ich wollte mit ihm diese Nacht verbringen. Ist das verboten?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Sehen Sie!« trumpfte sie auf. »Und darum verlassen Sie mein Haus!«
    »Lisa, bist du wahnsinnig?« zischte Hank Spilosa. Der junge Mann trat hastig auf seine Freundin zu und rüttelte sie an den Schultern.

Weitere Kostenlose Bücher