0111 - Die grausamen Ritter
warf einen Blick über die Schulter. Suko hockte noch immer hinter dem Bentley. Soeben sirrte ein Pfeil haarscharf über das Dach. Von meinem Standort konnte ich auch über die Straße schauen. Es waren inzwischen immer mehr Fahrzeuge an die Unfallsteile gelangt. Die Fahrer hatten gebremst und waren ausgestiegen. Auf der Gegenseite fuhren die Autos langsamer.
Hoffentlich lief keiner der Leute auf die Brücke zu, denn der Pfeilhagel hörte nicht auf. Als sich dicht neben mir mit einem dumpfen Laut ein Pfeil in den Boden bohrte, da merkte ich, daß es auch für mich Zeit wurde.
Ich riskierte es und jagte geduckt auf Suko zu. Fast fuhr mir dabei ein Pfeil durch die Beine. Mit einem gewaltigen Satz brachte ich mich in Sicherheit.
»Das war knapp!« keuchte ich. »Wo ist Shao?«
»Im Wagen.«
Ich nickte und schielte über den Kotflügel hinweg.
Die Haare standen mir zu Berge, als ich die Frau sah, die ich aus dem brennenden Fahrzeug geholt hatte. Sie stand plötzlich auf und rannte weg.
»Bleiben Sie hier!« brüllte ich. »Runter!«
Erschreckt und irritiert blieb sie stehen, schaute sich um und blickte genau auf den heranfliegenden Pfeil.
Er drang ihr dicht unter den Hals in die Kehle.
Die Frau brach zusammen.
Ich ballte in ohnmächtiger Wut die Hände. Meine Zähne knirschten aufeinander. Mit unseren Pistolen kamen wir gegen die Panzer der Verdammten nicht an.
»Das packen wir nicht«, sagte Suko.
»O doch!«
Er schaute mich an. »Hast du eine Idee?«
»Ja.«
»Sag schon!«
»Wenn man sie von dieser Stelle nicht kriegen kann, dann muß man eben an sie heran. Es sieht ganz so aus, als wollten sie noch nicht aufgeben, sondern das Spielchen fortführen.«
»Das ist schwer«, sagte Suko.
»Ich weiß.« Den Schlüssel zum Kofferraum hielt ich bereits in der Hand, schloß auf und klappte die Haube hoch.
Die Innenbeleuchtung traf das dunkle Leder meines Einsatzkoffers.
Während Suko weiterhin die Brücke im Auge behielt, fragte er:
»Welche Waffen willst du nehmen?«
»Den Bumerang!«
Suko pfiff durch die Zähne. »Das ist eine gute Idee. Vielleicht kannst du die Burschen sogar von hieraus schaffen?«
»Mal sehen.« Vor mir lag der Einsatzkoffer mit seinem für Dämonen und andere finstere Wesen brisanten Inhalt. Wenn ein Unbefugter versuchte, den Koffer zu öffnen, strömte aus zwei versteckt angebrachten Düsen ein Betäubungsgas, das mit Weihrauch vermischt war, um Dämonen abzuschrecken.
Meine Freunde und ich bekamen den Koffer ohne Schwierigkeiten auf. Wir kannten den Trick.
Zum Glück verhielten sich die Neugierigen ruhig. Auch die Verletzten in den zusammengefahrenen Wagen stöhnten nicht. Bis die Polizei eintraf, würde es sicherlich noch etwas dauern, denn wer sollte sie benachrichtigen?
Vor mir lag der geöffnete Koffer.
Wie auch die anderen wichtigen Waffen, so hatte ich einen Platz für den Bumerang auf dem roten Samt gefunden.
Ich nahm ihn in die Hand. Unwillkürlich dachte ich dabei an den Schwarzen Tod, der durch diesen Bumerang sein Ende gefunden hatte. Ich war der Erbe, der Sohn des Lichts, und ich mußte mich der Aufgabe würdig erweisen.
Suko drückte den Deckel zu.
»Dann gib mir mal Feuerschutz«, sagte ich.
Der Chinese nickte. Er hob den Arm und zielte auf die Brücke, wo noch immer die Ritter standen und weiterhin ihre Pfeile gegen Fahrzeuge und Menschen schossen.
Suko lehnte am hinteren Kotflügel und feuerte. Es war zwar Munitionsverschwendung, aber ich sah keine andere Möglichkeit.
Während Suko schoß, sprang ich auf den Kofferraum, von dort aus aufs Autodach und holte mit dem rechten Arm weit aus.
Der Arm fuhr nach hinten, schnellte vor, und dann ließ ich den Bumerang los.
Die Waffe zischte durch die Luft. Wie von selbst jagte sie auf ihr Ziel zu. Sie drehte sich ein paarmal um die eigene Achse. Ich sah einen silbernen Streif und hätte die Waffe am liebsten weiter beobachtet, doch ich mußte in Deckung, denn auf dem Autodach stand ich wie auf einem Präsentierteller.
Ich sprang zu Boden.
Suko zuckte zurück.
Im gleichen Augenblick traf die Waffe.
Einer der Ritter – er hatte sich zu weit vorgebeugt – bekam die ganze Kraft des magischen Bumerangs zu spüren. Die Waffe riß ihm den Schädel vom Rumpf.
Auf einmal sah es aus, als würde der Kopf mit dem Helm in der Luft stehenbleiben, dann kippte er langsam nach vorn und fiel in die Tiefe. Er knallte genau auf ein Autodach, wo es einen blechernen Laut gab.
Die Ritter waren schockiert.
Sofort stellten sie
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