0111 - Die grausamen Ritter
mußte mich konzentrieren, durfte jetzt nicht nachgeben, zog das Steuer nach links. Der Bentley nahm die Kurve und kam zum Stehen, als ich die Bremse trat.
Er stand jetzt schräg am Hang und mit der Schnauze zur Straße hin. Durch dieses Manöver hatten wir uns nicht mit den anderen Menschen beschäftigen können, die ebenfalls in den grauenhaften Unfall verwickelt worden waren.
Jetzt sahen wir die Flammen.
Sie schlugen aus dem Fahrzeug, das gegen den Brückenpfeiler gerast war, und tanzten wie gierige, helle Finger auf der Motorhaube. Jeden Augenblick konnte das Fahrzeug in die Luft fliegen. Den Fahrer sah ich nirgendwo, vielleicht steckte er noch in dem brennenden Auto.
»Den hol’ ich mir!« brüllte ich Suko zu und öffnete schon die Tür.
In der Hand hielt ich bereits den Feuerlöscher, den ich mit einem Griff aus der Halterung geholt hatte.
Ich sprang aus dem Wagen.
Geduckt hetzte ich auf das brennende Fahrzeug zu. Schon auf halbem Weg bemerkte ich den Hitzering, der mir entgegenschlug.
War da überhaupt noch etwas zu retten?
Aus den Augenwinkeln sah ich den Lastwagen. Er war nicht umgekippt, stand aber quer auf der Straße. Sein Fahrer rannte schreiend umher, bis er plötzlich die Arme hochriß und zu Boden stürzte, als hätte ihm jemand einen harten Stoß gegeben.
Verkrümmt blieb er liegen. Etwas ragte aus seiner Brust. Ich konnte nicht sehen, was es war, denn ich hörte die Schreie aus dem brennenden Wagen und mußte mich um den Fahrer kümmern.
Etwas wischte an meinem Kopf vorbei. Ich wußte nicht, was es war, spürte nur den Luftzug, so hautnah hatte der Gegenstand meine Schläfe passiert.
Ich riß den Löscher hoch, drückte den Knopf, und schon sprühte der helle Schaum in die Flammen. Ich ging hin und her, bewegte mich dabei ziemlich schnell und bedeckte die gesamte Motorhaube, die sich verkantet hatte und zum Teil hochgeklappt war. Der Schaum drang auch in den Motorraum, er beschmierte die Frontscheibe, und er erstickte die Flammen. Nur noch Qualm stieg der Brücke entgegen.
Dann war ich an der Tür.
Auch sie hatte sich verklemmt. Ich riß und zerrte.
Vergebens.
Hinter der Scheibe sah ich das angstbleiche Gesicht einer Fahrerin. Augen und Mund hatte sie weit aufgerissen, die Hände halb erhoben, die Finger gespreizt.
Ich nickte ihr beruhigend zu, dabei wußte ich nicht, ob sie es überhaupt gesehen hatte.
Mit dem Feuerlöscher hämmerte ich die Scheibe an. In dem platzenden Geräusch glaubte ich den peitschenden Klang einer Beretta zu hören, aber das konnte auch eine Täuschung sein.
»Klettern Sie durchs Fenster!« brüllte ich die Frau an. Sie hörte mich nicht. Verdammt auch. Ihr Schreien machte mich wahnsinnig.
Den Feuerlöscher ließ ich fallen und schlug kraftvoll mit der rechten Hand zu. Sämtliche fünf Finger landeten auf ihrer Wange und hinterließen dort ihre roten Abdrücke. Die Radikalmethode half, das Schreien verstummte.
Ich packte sie an der Schulter. »Raus aus dem Wagen!«
Jetzt endlich verstand sie. Etwas unbeholfen versuchte sie, ihren Körper durch die Öffnung zu schieben. Es war nicht leicht.
Da sah ich, daß die Tür von innen verriegelt war. In ihrer Angst und Panik hatte die Frau wohl nicht mehr daran gedacht, sie zu öffnen. Ich zog den Stift hoch, drückte die Frau wieder zurück und öffnete die Tür. Die Fahrerin fiel mir entgegen. Sie wollte sofort auf die Straße rennen, doch ich hielt sie fest.
»Nicht dahin. Laufen Sie die Böschung hoch!«
Sie gehorchte. Wieder hörte ich einen Schuß. Ich duckte mich, sprang zur Seite und sah meinen Freund Suko. Er hockte hinter dem Wagen und feuerte zur Brücke hoch. Ich warf einen Blick dorthin.
Mir stockte der Atem. Auf der Brücke sah ich fünf Ritter! Sie standen dicht hinter der Brüstung, trugen Armbrüste und schossen auf alles, was sich bewegte. Auch auf mich. Mit einem Satz, der zirkusreif war, brachte ich mich vor einem Pfeil in Sicherheit, fiel zu Boden, rollte in eine Mulde und zog meine Beretta.
Durch Zufall waren wir auf die Ritter getroffen, allerdings gefiel mir das nicht besonders, denn wenn ich einen Blick zur Seite warf, sah ich einen Mann auf der Straße liegen, von einem der gefährlichen Pfeile durchbohrt.
Ich feuerte zurück.
Dicht unter dem Rand der Brüstung sauste die Kugel in den Stein. Ein zweites Geschoß traf den Brustpanzer eines Ritters, ohne dem Ungeheuer zu schaden.
»Wir schaffen es nicht!« rief ich Suko zu. »Das ist nur Munitionsverschwendung.«
»Okay.«
Ich
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