0111 - Die grausamen Ritter
den Schädel des Monsters.
Das geweihte Silber hatte eine frappierende Wirkung. Der Ritter kippte nach hinten. Seine Rüstung schepperte, und er selbst löste sich auf.
Er wurde zu Staub. Ich atmete auf. Erst jetzt konnte ich mich nach meinem Retter umschauen. Es war Myxin, der Magier! Er hockte in der Nische und lächelte mich an. »So hast du dir unser Wiedersehen bestimmt nicht vorgestellt«, sagte er. Ich schüttelte den Kopf.
»Bestimmt nicht. Aber wie kommst du hierher?«
»Später«, sagte er. »Dieser Ritter ist nicht der einzige gewesen.«
»Ich weiß.«
»Geh, John Sinclair. Räume mit der Brut auf. Tu mir den Gefallen.«
»Willst du nicht mit?«
»Nein, ich kann nicht. Ich bin zu schwach. Asmodina hat mich verbannt. Ich kann mich kaum rühren. Der magische Bann ist stärker als ich.«
Myxin tat mir leid. Welch ein mächtiger Dämon war er gewesen!
Jetzt hockte er hier in der Nische. Seelisch und körperlich völlig fertig, am Ende…
»Willst du wirklich nicht?« fragte ich.
»Nein, geh allein! Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst.«
»Trotzdem hast du mir das Leben gerettet.«
»Mehr konnte ich auch nicht tun.« Sicher hatte er recht. Es war besser, wenn ich jetzt ging. Denn noch existierten die anderen Ritter. Vor allen Dingen Rufus, der Anführer, war der gefährlichste von ihnen. Ich ließ Myxin zurück. Zwei Gegner hatte ich weniger.
Einer war durch meinen Bumerang auf der Brücke gestorben, der andere jetzt. Wie viele waren es noch? Ich zählte in Gedanken und kam auf fünf. Eine verdammt große Übermacht, die ich vielleicht gar nicht schaffen konnte. Es gab aber auch keinen Rückzug, denn noch einmal konnte ich die verdammten Fallen nicht überwinden.
Langsam ging ich weiter. Meine Sinne waren geschärft. Jeden Moment rechnete ich mit einem hinterhältigen Angriff. Und dann sah ich sie. Nicht die Ritter, sondern die Sarkophage. Das düstere rote Licht ließ sie aussehen wie in Blut getaucht. Ich befand mich inmitten eines großen Gewölbes, von dem sternförmig sieben Nischen abzweigten, in denen die Särge standen.
Hier schliefen die Ritter am Tag. Doch heute nicht. Heute hatten sie auf mich gewartet. Zuerst hörte ich das Knarren der Rüstungen, dann lösten sich fünf unheimliche Gestalten aus den hinteren Schatten der Nischen und kamen auf mich zu. Ich war der Mittelpunkt, und die fünf Ritter kreisten mich langsam ein.
Einen Vorwurf konnte ich mir nicht einmal machen, denn ich war freiwillig in die Falle gegangen. Die Frage war nur, ob ich ihr jemals wieder entfliehen konnte…
ENDE des ersten Teils
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