Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
Vom Netzwerk:
Schusslinie, Miss Bannister.«
    Das Mädchen regte sich endlich wieder. Geschmeidig streckte sie die langen Beine aus, stand auf und trat die drei, vier Schritte auf meinen Sessel zu.
    Ich blieb sitzen, wartete…
    Jetzt streckte sie die rechte Hand vor und versuchte unter meinen Rock zu greifen, wo die Smith & Wesson in ihrem Halfter stak. Es war eine winzige Chance für mich, aber ich musste sie wahrnehmen. Ob ich eine zweite fand, schien unsicher. Sie durften mich unter keinen Umständen entkommen lassen.
    Blitzartig schossen meine beiden Arme vor, packten das Mädchen an den Handgelenken und rissen sie zu mir in den Sessel hinab .Gleichzeitig machte ich mich so klein wie nur möglich, kroch regelrecht in die Polsterung und stieß Gilda Bannister wenig gentlemanlike rückwärts über die Sessellehne. Der Kerl konnte nicht schießen, wenn er sie nicht treffen wollte.
    Sie gab einen spitzen, gellenden Schrei von sich, als sie hart auf den Teppich fiel. Ich warf mich nach vorn, zog den Kopf zwischen die Schultern und rollte unter den niedrigen Rauchtisch, der zwischen Couch und Sesseln stand. Die rechte Hand verschwand im Rock, packte die Waffe und riss sie mit einer tausendmal geübten Handbewegung aus dem Halfter.
    Donnernd klang der Abschuss des schweren Colts auf. Zwei Handbreit vor mir fuhr das mehr als zwanzig Gramm schwere Stahlmantelgeschoss ins Parkett und riss dünne Holzsplitter heraus.
    Ich sah seinen Oberkörper über die Sessellehne ragen, sah sein verkniffenes, erregtes Gesicht und die drohende Laufmündung einer Armeepistole. Da schoss ich zurück.
    Im Liegen, das ganze eigne Körpergewicht ausgerechnet auf den rechten Unterarm gestützt, kann man nicht erwarten, einen gut gezielten Schuss anzubringen. Er ging auch daneben. Gleichzeitig rückte ich weiter gegen die Wand vor, um aus der Schussrichtung herauszukommen. Gilda Bannister konnte ich nicht sehen. Ich hörte nur die schlurfenden Geräusche, die entstanden, als sie wohl versuchte, auf Händen und Füßen im Schutz des breiten Sessels die Tür zur Halle zu erreichen. Auch der Bewaffnete ging in die Knie, womit er meinem Blickfeld entschwand.
    Hoffentlich rief die Frau keine Verstärkung herbei. Mit dem Kerl da würde ich zurechtkommen. Aber falls sie mich in die Zange nahmen, war die Lage alles andere als rosig für mich. Weder Sessel noch Tisch boten ausreichenden Schutz gegen die enorme Durchschlagskraft großkalibriger Pistolen.
    »Geben Sie es auf, Freund«, versuchte ich den Mann zu warnen. »Werfen Sie die Kanone fort. Eine Minute haben Sie Zeit.«
    Als Antwort feuerte er blindlings in meine Richtung.
    Schnell glitt ich zur Seite, schob mich um die Couch herum und robbte über den flaumweichen Teppich, der jedes Geräusch in sich aufsaugte. Ich fasste ihn von der Flanke her.
    Der nächste Schuss traf ihn, schüttelte ihn durcheinander, ließ ihn sekundenlang unsicher schwanken, bis er polternd auf die Dielen brach. Hart schlug die Waffe vor ihn hin. Ich sah, wie sein rechter Arm Anstalten traf, nach der entfallenen Pistole zu greifen, aber es war nicht mehr als ein willenloser Reflex. Er war tot, noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
    Einen Augenblick atmete ich ruhig und tief durch. Dann kam die Flut zurück, überschwemmte mein ganzes Denken. Es würgte mir im Hals.
    Ich gehöre nicht zu den Menschen, die kaltblütig einen anderen erschießen können, auch wenn dieser andere ein Gangster ist.
    Vielleicht zwanzig Sekunden verstrichen, ehe ich aufstand. Die Pistole noch in der Faust, trat ich misstrauisch und gewappnet auf den Mann zu. Er lag seitlich auf dem Teppich, in den Hüften abgeknickt. Er hatte für alles bezahlt, was er im Lauf seines Lebens an Schuld auf sich geladen haben mochte.
    Sekundenlang lauschte ich in die unnatürliche Stille des Hauses. War das Mädchen mit dem Toten allein in der Villa gewesen?
    Dann begann ich zu laufen, hastete quer durch die große Halle und griff zur Türklinke.
    Hinter dem Bungalow heulte ein starker Automotor durch die Nacht. Ich sah ihn noch aus dem Park auf die Straße gleiten, ohne Licht, ein glitzernder, lang gestreckter Schemen. Gilda Bannister mit ihrem silbergrauen Rolls Royce .Verdrossen schob ich die Waffe unter die Achsel.
    Im Kommandowagen blinkte flatternd und nervös das rote Kontrolllämpchen der Funksprechanlage. Ich warf mich auf den Sitz und drückte auf den Knopf. Rauschend kam Leben in den Lautsprecher.
    »Hallo, Zentrale. Hier spricht Cotton aus dem Kommandowagen.

Weitere Kostenlose Bücher