Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
Vom Netzwerk:
schmächtiger nervöser Geselle, dessen halb geschlossene Lider ständig zuckten. Bevor er nur den Mund öffnen konnte, war er schon auf Waffen abgetastet. Zwei Beamte begannen den Schreibtisch auszuräumen. Einer stülpte den Papierkorb auf den Tisch und betrachtete jeden noch so winzigen Schnitzel. Der Rest klopfte die Wände ab, hob hier den Teppich hoch, rückte einen Sessel zur Seite und griff in die Polsterung. Alles geschah fast lautlos und mit einer beinahe mechanischen Präzision.
    »Sie sind der Vertreter von Mister Fletcher?«, eröffnete Ryan Milton das Verhör. »Bleiben Sie sitzen. Wo steckt Fletcher zurzeit?«
    »Ich habe keine Ahnung. Den ganzen Tag über hat er sich hier noch nicht sehen lassen.«
    »Wo wohnt er?«
    »Hier im Club. In der zweiten Etage, Officer.«
    Milton gab Harry Goldsmith einen Wink.
    »Außer dem ›Pelican Club‹ leitete Fletcher doch auch noch die ›Hawaii Bar‹ in Los Angeles. Gibt es noch einen dritten Betrieb?«
    »Nein. Ich weiß nichts davon. Sie müssten schon Mister Bannister fragen.«
    »Bruce Bannister? Was hat der denn mit dem ›Pelican Club‹ zu schaffen?«
    »Aber ihm gehören doch die beiden Betriebe. Officer«, rief Duff Masters aufgeregt. »Wussten Sie das denn nicht?«
    Milton ging ohne eine Bemerkung über diese Neuigkeit hinweg. Nur einen nachdenklichen Blick warf er mir zu. Gut, jetzt wussten wir bald alles, was für uns zu wissen notwendig war. Bruce Bannister war der führende Kopf der Organisation. Er verdiente sein Vermögen mit Menschenschmuggel. Und das Geld legte er im ›Pelican Club‹ und in der ›Hawaii Bar‹ an. Nach außen hin trat Dick Fletcher als Geschäftsführer auf. Es gab kaum einen harmloseren Treffpunkt, um dunkle Unternehmen abzusprechen als eine Bar, wo man an der-Theke beim Whisky friedlich beisammensitzen konnte.
    »Kennen Sie einen Gentry Rollins?«
    »Gewiss. Mister Bannisters Sekretär«, erwiderte Masters bereitwillig. Entweder verstand er meisterhaft, sich zu verstellen, oder er war absolut harmlos und wusste von allem nichts.
    »Wann haben Sie ihn zum ersten Mal gesehen?«
    »Vielleicht vor zwei Monaten, Officer.«
    Das war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Rollins sein Büro im Ranroad Building auf gab.
    »Gestern auch?«, bohrte Milton hartnäckig.
    »Gestern war ich nicht im Betrieb«, erklärte Duff Masters. »Ich hatte meinen freien Tag.«
    »Wir werden das nachprüfen. Jetzt haben Sie noch eine letzte Gelegenheit, Ihre Aussagen zu revidieren, falls Ihnen ein Irrtum unterlaufen ist, Mister Masters. Später nageln wir Sie darauf fest.«
    Er hob zaghaft die Schultern und sah von einem zum anderen, als verstände er überhaupt nicht, was wir von ihm wollten. Nein, Duff Masters war ein unbeschriebenes Blatt. Fletcher hatte keine Last mit ihm gehabt. Menschen wie er dachten über nicht mehr nach als über das, was ihnen unmittelbar auf getragen wurde.
    »Nehmen Sie ihn mit hinaus, Randish«, befahl Ryan Milton knapp.
    Harry Goldsmith ließ die beiden an sich vorbei, zog die Tür heran und legte ein paar Papiere vor uns auf den protzigen Schreibtisch.
    »Fletcher muss getürmt sein, Chef. Er hat drei Zimmer oben. Aber sie sind alle durchgewühlt. Das da fand ich hinter einer Schrankschublade. Wahrscheinlich fielen die Bogen unbemerkt heraus, weil sie zu voll war.«
    »Teufel noch mal…« rief Ryan Milton überrascht. »Sehen Sie sich das an, Cotton.«
    Er gab mir die Papiere weiter. Gewöhnliche Geschäftsbriefbogen mit blauem Aufdruck »Trujillo and Martinez, Mexican Fruit Company, Zweigstelle Puerto Penasco.«
    »Wo liegt der Ort?«
    »Nie gehört«, versicherte ich. »Vermutlich irgendwo in Mexiko.«
    »Wir werden im geographischen Handbuch nachschlagen.« Milton wandte sich um, als Delmonte in den Raum trat. »Spuren gefunden, die auf Gentry Rollins hinweisen?«
    »Hier im Haus nicht, Chef.«
    »Sicher haben sie Rollins noch in der Nacht fortgebracht«, überlegte ich. »Um vier Uhr früh wird der Club geschlossen, Zeit genug für Fletcher, mit dem bewusstlosen Rollins im Wagen das Grundstück zu verlassen.«
    »Kommen Sie«, befahl Milton kurz. »Sie bringen das zu Ende, Delmonte. Der Betrieb wird dichtgemacht. Schicken Sie sämtliche Gäste nach Hause. Wir müssen uns um Bannister und Fletcher kümmern. Zum Teufel, wo man zupackt, greift man ins Leere.«
    Die Wagen standen hintereinander vor dem Eingang aufgefahren. Glitzernd funkelten die hohen Antennen am Heck. Aus dem offenen Fenster drang das Knistern und Knacken

Weitere Kostenlose Bücher