0113 - Das Dämonen-Raumschiff
Fahrer verzweifelt versuchte, den Wagen auf der Straße zu halten. Doch er war nicht schnell genug, schaffte es nicht mehr rechtzeitig, das Lenkrad herumzureißen. Dazu beging er den fast unverzeihlichen Fehler, voll in die Bremse zu steigen. Der Wagen rotierte einmal um sich selbst und schoß dann auf der linken Straßenseite in ein Getreidefeld, wo er nach einigen Metern endgültig zum Stillstand kam.
Atemlos hatte Zamorra die Schlußphase des Geschehens verfolgt. Jetzt löste er seinen Sicherheitsgurt, sah sich nach Nicole um. Die heftige Kopfbewegung ließ die Wunde wieder schmerzen. Stöhnend fuhr seine Hand zum Schädel hoch.
»Nicole…«
»Alles klar, Chef«, quetschte das Mädchen zwischen den Zähnen hervor. »Ich habe mir nur auf die Zunge gebissen…«
Über Zamorras Gesicht flog die Andeutung eines Schmunzelns, löste sekundenlang die Verkrampfung. »Schade, das wird für ein paar Tage die Qualität deiner Küsse mindern«, murmelte er.
»Ekel!« zischte Nicole. »Dir werd‘ ich‘s zeigen. Warte nur, bis wir hier heil heraus sind…«
»Ich werde dich beim Wort nehmen, liebste Kratzbürste«, flüsterte der Professor und versuchte, die Wagentür zu öffnen. Es gelang ihm auf Anhieb. Zwar quietschte das Metall fürchterlich, doch nichts hinderte ihn auszusteigen. Bei Nicole sah das anders aus, das Mädchen mußte über den Fahrersitz klettern, um ins Freie zu gelangen.
Es erschien beiden wie ein Wunder, daß sie diesen Unfall ohne die geringste Schramme überstanden hatten. Der Wagen jedoch war nicht mehr zu gebrauchen, eines der Vorderräder stand in einem derart skurrilen Winkel ab, daß Zamorra schon von weitem den Bruch der Radaufhängung diagnostizierte, vom Blechschaden am Heck und auf der Beifahrerseite ganz zu schweigen…
»Hoffen wir, daß der Benz einigermaßen heilgeblieben ist«, spekulierte der Parapsychologe. »Ansonsten werden wir einen längeren Fußmarsch vor uns haben, Nico…«
Die Sekretärin verzog das Gesicht.
In jenem Moment riß die Wolkendecke über ihnen auf. Das matte Licht der Sterne erhellte die Szene gespenstisch, riß den ins Getreidefeld gerasten Mercedes aus der Dunkelheit. Flüchtig registrierte Nicole das Typenschild »450 SEL« am Heck und schüttelte den Kopf. Kein Wunder, daß der Wagen derart rasch hatte aufholen und beschleunigen können.
Zamorra verhielt mitten im Schritt, streckte den Arm aus und stoppte Nicole damit. »Vorsicht«, raunte er.
Lautlos schwang die Fahrertür des schwarzen Wagens auf, eine hagere Gestalt schob sich heraus. Zamorra sah das Blut im Gesicht des Fahrers. Er war wohl nicht angeschnallt gewesen, war vom heftigen Rucken gegen die Scheibe geflogen und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. Dennoch vermochte er aufrecht zu stehen, zwar schwankend, aber dennoch zielstrebig auf die beiden Menschen zuzutappen.
Seine Schritte schlurften durch das Feld.
Nicole atmete hastiger. Ihre Augen weiteten sich. So, wie der Mann aussah, konnte er normalerweise keinen Schritt mehr gehen, zu schwer waren die Verletzungen. Und doch hielt er sich aufrecht, kam zielbewußt auf sie zu. Eine unheimliche, dämonische Kraft hielt ihn auf den Beinen, dirigierte ihn. Die gleiche Kraft, die ihn ohne Rücksicht auf Verluste hinter dem Team hergehetzt hatte, dabei nicht einmal die Anweisung zum Anschnallen gegeben hatte. Denn selbst war dieser arme Mensch keines eigenen Gedankens mehr fähig, war nur noch eine leere Hülle im Griff der Unheimlichen.
Nicoles Hand tastete zur Gesäßtasche ihrer Jeanshose, in der sie die flache Pistole versenkt hatte, die sie Charlys Hand entwand. Langsam und zitternd kam die Hand hoch, schob der Daumen den Sicherungsflügel herum. Die Mündung richtete sich auf jenes Wesen, das einmal ein Mensch gewesen war, das jetzt schlurfend auf sie zutappte.
Eine sehnige Hand legte sich auf die ihre und drückte den Lauf der Pistole nach unten. »Nicht«, raunte Zamorra. »Wir wollen helfen, nicht töten. Er ist nicht für sein Tun verantwortlich, vergiß das nicht!«
Nicole schob die Waffe zögernd wieder zurück. Zamorra machte ein paar Schritte nach vorn, ging der menschlichen Marionette entgegen.
Das Mädchen in der saloppen Kleidung ahnte, was ihr Chef und Geliebter plante, hatte es oft genug erlebt. Zamorras Augen brannten sich in die leeren Pupillen seines Gegenübers, eine Hand vollführte rhythmische Gesten. Mit ihren überfeinen Sinne spürte Nicole förmlich die hypnotische Kraft, die von dem Parapsychologen
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