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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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nie gebraucht worden, wie die ballistische Abteilung mitteilt.« Ich sah Phil an. Phil sah mich an. »Trotzdem dürfte es nicht gerade alltäglich sein, daß ein junges Mädchen zwei Pistolen mit Munition in seinem Zimmer aufbewahrt«, sagte ich. »Wir werden uns diese Li Yu Tang sehr gründlich unter die Lupe nehmen müssen, wenn wir sie erst einmal haben. Ich denke aber, daß sie spätestens innerhalb von drei Tagen hier angeliefert wird, sobald erst einmal die Steckbriefe draußen sind…«
    Das dachten wir.
    ***
    Bei jeder Rauschgiftsache sind drei verschiedene Fahndungen auszuführen. Zunächst gilt es natürlich, die Verteiler festzunehmen. Von ihnen ausgehend, muß sich die weitere Bearbeitung des Falles in zwei Richtungen bewegen: einmal sind die Süchtigen, also die Kunden der Verteiler zu ermitteln, zum anderen gilt es, die Herkunft des Rauschgiftes zu erfahren, also die Lieferanten.
    Einen Teil der Kunden hatten wir bei unserer Razzia in der Opiumhöhle selbst ausheben können, einen weiteren Teil von Kundenanschriften erhielten wir aus den Büchern der Wäscherei. Die anderen versuchten wir durch eingehende Vernehmung des Personals zu ermitteln. Dabei richteten wir unser Hauptaugenmerk auf die Mädchen, die den Süchtigen die Pfeifen zu reichen hatten.
    Anders hingegen sah es bei der Frage nach den Lieferanten aus. Niemand von den Angestellten wußte angeblich, woher das Opium kam. Das mochte eine Lüge sein, konnte aber auch den Tatsachen entsprechen.
    Ein zweites Verhör von Fen Sa Chu förderte nichts zutage. Er wartete noda immer darauf, daß sich ein Anwalt melden würde. Das gab unserer Theorie Auftrieb, daß der eigentliche Chef dieser Opiumgeschichte von uns nicht inhaftiert worden war, weil er sich gar nicht in der Opiumhöhle befunden hatte.
    »Das war von vornherein anzunehmen«, sagte Phil. »Ein Chef einer Rauschgiftbande hält sich doch nicht am gefährdetsten Ort seiner Unternehmung auf. Ich habe nie damit gerechnet, daß wir ihn bei unserer Razzia zwischen die Finger bekommen würden.«
    »Ich auch nicht«, gab ich zu. »Aber ich hatte mir von unserer Durchsuchung wenigstens versprochen, daß wir eine Spur finden würden, die uns zu ihm hinführt. Nach den bisherigen Ergebnissen ist das nicht der Fall. Wir können Fen Sa Cnu schließlich nicht zwingen, den Mund aufzumachen.«
    »Da ist noch diese Teegeschichte«, murmelte Phil. »Wir sollten uns mal ein bißchen mehr darum kümmern. Warum soll das Opium nicht im Tee versteckt gewesen sein, als es geliefert wurde. Auffällig sind diese Teelieferungen ohnehin.«
    »Kein schlechter Gedanke, mein Alter«, sagte ich. »Komm, wir gehen in Rocks Office und hören nach, was er in dieser Hinsicht bisher ermittelt hat.« Rock saß vor seinem Schreibtisch und wühlte immer noch in seinem Papierberg. Immerhin hatten wir vierzig Kilo Akten und Geschäftsbücher sichergestellt. Da hat einer schon einige Stunden zu tun, bevor er das alles gesichtet hat.
    »Na, ihr beiden Non-stop-Detektive?« rief Rock uns entgegen, als wir sein Office betraten. »Wo brennt es jetzt? Ich sage euch gleich, daß ich alles mitmache, wenn ich heute abend mal Schlafengehen darf.«
    »Keine Angst«, gähnte Phil. »Auch für uns wäre ein neuer Nachtdienst nicht tragbar. Es geht nur um den Tee. Wieviel von dem Zeug bekam Fen Sa Chu jeden Monat?«
    »Dreißig Kilo! Ich habe seine Kellner schon vernommen. Sie schätzen den täglichen Bedarf auf höchstens hundertfünfzig Tassen Tee. Meine Güte, Jerry, wir kennen doch unsere Landsleute. Wenn die in ein Speiselokal gehen, um zu essen, dann bestellen die sich keinen Tee dazu, sondern etwas Hartes: einen Whisky oder allenfalls einen Cocktail und vielleicht nach dem Essen noch eine Tasse Kaffee. Bei dreißig Kilo monatlich bleibt aber eine Tagesration von einem Kilo. Ich habe meine Frau angerufen, wieviel Tassen sie aus einem Kilo bereiten könnte. Ich dachte, sie fällt in Ohnmacht. Erst als ich sie nach zehn Gramm fragte, war sif überhaupt bereit, meine Frage zu beantworten.« Wir lachten, aber im stillen mußte ich Rock recht geben. Männer haben kaum eine Ahnung, was Tee kostet, geschweige denn, wieviel Tassen sich aus wieviel Gramm bereiten lassen.
    »Meine Frau meint, daß man aus zehn Gramm Tee mit absoluter Sicherheit drei Tassen enorm starken Tee machen kann. Vermutlich sogar mehr. Bei einem Kilo gibt das folglich mindestens dreihundert Tassen, während aber höchstens hundertfünfzig verbraucht worden sind. Mithin muß

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