0114 - Rufer aus der Ewigkeit
begannen damit, daß unter anderem in der IRONDUKE auch jene Space-Jet routinemäßig überprüft wurde, mit der Sie, Alkher und Nolinow nach Wanderer geflogen waren. Man fand in einem Winkel unter dem Schaltpult der Zentrale einen Mikrosender..."
„Was?" Cardif-Rhodans Überraschung war einmalig gut gespielt.
„In der Zentrale der Space-Jet ...? Wieder so ein Gerät wie es im Ohr des Antis auf der Pluto-Springerniederlassung entdeckt wurde?"
„Nein, Sir, obwohl der Mikrosender einwandfrei swoonschen Werkstätten entstammt. Auf eine Art und Weise, die uns bis jetzt noch rätselhaft ist, muß man diesen Liliputsender an Bord der Space-Jet gebracht haben..."
„Bitte, Mercant, fassen Sie sich kürzer. Ich bin heute nacht nicht mehr aufgelegt, Rätsel zu lösen. Was ist mit dem Sender los?
Welche Funktionen hat er zu erfüllen?"
Das war typisch Rhodan. Er war nie für weitschweifige Redereien gewesen und hatte stets nur das Wichtigste zu hören verlangt.
„Der Mikrosender", begann Mercant, „holte seine Energie aus der Bordpositronik der Space-Jet, entnahm ihr aber gleichzeitig die Positionsdaten des Diskusbootes. Reichweite des Senders hundert Lichtjahre, Sir!"
Wenn Mercant erwartet hatte, der Chef würde darauf reagieren, so wurde er enttäuscht.
„Der Sender hörte jedes Gespräch in der Space-Jet ab und funkte es in Verbindung mit der Position mit Kurzimpuls ab. Dauer des Impulses: etwas weniger als eine Mikrosekunde. Der Mikrosender konnte so lange tätig sein, wie das Triebwerk der Space-Jet arbeitete. Wir haben Laborversuche angestellt und herausgefunden, daß das Gerät aussetzte, als die Antis von ihrem Walzenraumer aus ein Mentalfeld um Ihre Space-Jet legten und damit das Boot flugunfähig machten."
„Hm ...", hatte Rhodans Double zu erwidern und brachte es fertig, Mercant nachdenklich anzusehen. „Das könnte heißen, daß mein Verdacht gegenüber Leutnant Stana Nolinow und Brazo Alkher unrichtig ist! - Mercant, wenn das stimmt, dann bin ich der erste, der sich bei diesen beiden Männern in aller Form entschuldigt, falls sie nicht tatsächlich tot sind. Es würde mir eine Genugtuung sein, sie öffentlich zu rehabilitieren! Aber wie konnte jemand wissen, daß ich ausgerechnet mit der 1409 fliegen würde?"
Der Anflug eines Lächelns ging über Mercants Gesicht. Die Anteilnahme des Chefs war nicht allein der Grund seiner Freude.
Zum erstenmal seit Wochen fühlte er, daß er wieder dem alten, dem gesunden Perry Rhodan gegenübersaß, jenem Mann, der mit unwahrscheinlicher Leichtigkeit jene schwer erlernbare Kunst der Menschenführung beherrschte. Und seine Frage, wie ausgerechnet in der 1-109 den Mikrosender hatte unterbringen können, unterstrich alles.
„Sir, diese Frage zu beantworten hat uns auch einiges Kopfzerbrechen bereitet, bis wir den Hangar-Offizier verhörten. Er gab an nach folgender Überlegung gehandelt zu haben: Der Chef will eine Space-Jet benutzen, dann ist gerade die modernste Space-Jet für ihn gut genug! Und von dieser Überlegung muß auch der Bursche ausgegangen sein, der den Mikrosender in eine Ecke des Schaltpults geklebt hat. Ich ..."
„Moment, Mercant, ich fühle mich schuldig. Bevor wir uns darüber noch länger unterhalten, habe ich eins zu sagen: Erklären Sie durch Hyperfunk-Rundspruch allen Angehörigen der Solaren Flotte, daß ich bedaure, die beiden Leutnants des Verrats verdächtigt zu haben und es nicht versäumen werde, mich bei ihnen in aller Form zu entschuldigen, wenn sie zurückkehren sollten! -Was gibt es dann noch, Mercant?"
„Sir", begann der Abwehrchef, „ich muß Ihnen sagen, daß Ihre verantwortlichen Mitarbeiter mit dem Vorgehen der Solaren Flotte im Arkon-Imperium..." Cardif-Rhodan hatte sich erhoben. Mercant verstummte. Die kurz aufgeflackerte Hoffnung erlosch wieder.
„Mercant, ich habe noch zu arbeiten!"
Der Solarmarschall verbeugte sich knapp, nahm seine Unterlagen und ging. Ihn fror. Das Fremde, das plötzlich aus Perry Rhodan strahlte, war erschreckend. Mercant, ein erstklassiger Fachmann auf seinem Gebiet, ahnte im Fall Alkher-Nolinow nicht, daß ihn der Mann, den er für den erkrankten Chef hielt, mit Hilfe des in der Space-Jet versteckten Mikrosenders bewußt aufs Glatteis geführt hatte.
In einer ruhigen Stunde war Thomas Cardif zu dem Schluß gekommen, daß er sich mit seinen Anschuldigungen gegenüber den beiden jungen Leutnants Alkher und Nolinow zu weit vorgewagt hatte und seine Person zu stark exponierte. Allein der
Weitere Kostenlose Bücher