0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
sich nach dem Stuhl um, auf dem bis vor wenigen Minuten Dorothy Weaver gesessen hatte.
Sie war nicht mehr da. Phil hatte mit seiner feinen Nase gerochen, was sich zusammenbraute, und sie hinausgebracht. Harper und seine Leute würden sich hüten, sie gewaltsam aus meinem Wagen herauszuholen. Er ging wutschnaubend und ohne mich zu grüßen.
Als erstes benutzte ich das Telefon des verblichenen Mr. Grouch und rief im Distriktsbüro an. Vorsichtshalber bestellte ich ein paar Mann, die nochmals alles durchkämmen sollten, und außerdem den Leichenwagen, denn Harper hatte wütend die bereits vorgefahrene Ambulanz wieder weggeschickt. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, daß Mr. Parker, der Besitzer der Spielhalle, die gestern abend zu Bruch gegangen war, auf mich wartete. Ich ließ ihm sagen, ich sei in fünfzehn Minuten dort.
Ich' ließ Phil zurück, brachte Dorothy Weaver nach Hause und schärfte ihr ein, sie habe sich unbedingt zu meiner Verfügung zu halten, wenn sie nicht riskieren wolle, doch noch eingesperrt zu werden. Ich war von ihrer Schuld nicht hundertprozentig überzeugt und hielt sie für viel zu ängstlich und ungeschickt, als daß sie einen Fluchtversuch gemacht hätte. Erstens verfügte sie sicherlich nicht über genügend Geldmittel, und zweitens hatte ich nicht die Absicht, sie unbeschattet zu lassen. Wenn sie schuldlos war, so tappte ich in Bezug auf den Mörder vollkommen im dunklen. Ich wußte nur eines: das Syndikat hatte irgendwie mit der Sache zu tun, und niemand konnte wissen, ob Dorothy nicht das nächste Opfer sein würde.
Ich empfahl ihr außerdem, sich eine Hilfe ins Haus zu nehmen und sich mit dem Anwalt Ihres Schwagers in Verbindung zu setzen, um möglichst schnell an Geld zu kommen.
Mr. Parker war bereits ungeduldig. Die Versicherung hatte genau das getan, was der Leutnant vorausgesagt und er geahnt hatte. Sie deckte den Schaden, aber hatte den Vertrag sofort gekündigt. Parker war nahe daran, das Geschäft einfach aufzugeben. Es kostete mich Mühe, ihm das auszureden, und ich war mir bewußt, daß ich damit eine große Verantwortung übernahm. Dann verabredete ich mit ihm, daß Verbeek, der noch die meiste Ähnlichkeit mit dem Büroangestellten aufwies, sich in seinen Geschäftsräumen aufhalten sollte, um die Gangster bei ihrem zu erwartenden neuen Auftauchen zu verfolgen.
Als der Dicke gegangen war, hatte ich eine kurze Unterredung mit Mr. High, der mir zusagte, sich sofort mit dem High Commissioner der City Police in Verbindung zu setzen. Dann aß ich in Eile zu Mittag, und da Phil noch nicht zurückgekommen war, machte ich mich auf, um den Bevollmächtigten von Mr. Grouch, Blund, aufzusuchen.
Der Mann hatte mir den Eindruck gemacht, als ob er mir allerhand erzählen könne, wenn er wollte. Für Phil hinterließ ich, er möge versuchen, Percy Margard aufzutreiben und Dorothys Angabe, sie habe ihn vorgestern abend unterwegs getroffen, nachzuprüfen.
Bei der Firma Patrick Grouch ging alles seinen gewohnten Gang. Auch der vertrocknete Manager Oliver Blund, mit seinem dünnen Scheitel schien von dem Drama, das sich abgespielt hatte, gänzlich unberührt zu sein.
»Ich habe Ihren Besuch erwartet, Mr. Cotton, bitte nehmen Sie Platz! Heute müssen Sie ja wohl mit mir vorlieb nehmen.« Der leise Triumph in seiner Stimme war mir alles andere als sympathisch.
»Ich möchte ein paar Auskünfte von Ihnen«, sagte ich einleitend. »Es handelt sich dabei um die drei Morde, über die Sie ja wohl orientiert sind.«
»Captain Harper von der City Police hat mich vor ungefähr drei Stunden von dem unglaublichen und traurigen Ereignis unterrichtet«, bestätigte er. »Natürlich werde ich Ihnen jede Hilfe leisten, soweit es in meiner Macht steht.«
»Wenn Sie mir helfen wollen, so müssen Sie offen sein. Sie dürfen nicht etwa aus Pietät für Ihren ermordeten Chef Dinge verschweigen, die mich auf die richtige Spur bringen könnten.«
»Ich verstehe, Mr. Cotton. Bitte fragen Sie.«
»Zuerst bitte ich Sie, mir eine Charakteristik des Patrick Grouch zu geben. Ich habe den Eindruck, daß die Lösung des ganzen Falles sehr viel mit den Eigenschaften der Opfer zu tun hat.«
»Mr. Grouch war ein Mann, mit dem man arbeiten konnte«, antwortete er langsam. »Ich bin bei ihm, seit er vor Jahren das erste Geschäft eröffnete. Sein einziger Fehler war seine Bravour in geschäftlichen Dingen. Er liebte es, sich mit vollen Segeln in ein Unternehmen zu stürzen, ohne es vorher gründlich durchdacht zu
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