0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
an«, riet Phil ihm. »Lassen Sie ihn ein paar Blocks entfernt stehen und gehen Sie zu Fuß. Wir wollen die Gangster nicht mit der Nase darauf stoßen, daß wir die Finger in der Suppe haben.«
Er ging, und wir beide blieben noch eine Stunde sitzen.
»Das war ein besonderer Glücksfall«, meinte Phil. »Wer konnte ahnen, daß wir gerade zur rechten Zeit in den Laden kamen.«
»Und noch ein größerer, daß wir mit Parker sprechen konnten. Ich werde ihm morgen raten, auf das Angebot der Gangster scheinbar einzugehen. Wir setzen ihm einen unserer Jungs ins Büro, der den beiden folgt und herausbekommen muß, wer sie sind. Damit wären wir dann ein ganzes Stück weiter gekommen.«
»Das walte Gott«, sagte Phil und ließ den endgültig letzten Drink dieses Abends durch die Kehle rinnen.
Als am Morgen der Wecker klingelte, hätte ich am liebsten weiter geschlafen, aber die Pflicht rief, und so raffte ich mich auf, stellte mich unter die kalte Dusche, trank einen doppelten Kaffee und frühstückte ausgiebig.
Phil war schon im Office, als ich ankam.
»Hoffentlich wird es ein ruhiger Tag. Ich bin immer noch müde«, seufzte er, und im gleichen Augenblick rasselte das Telefon.
»Da hast du‘s schon«, sagte ich ahnungsvoll und hob ab.
Es war Captain Harper. Ich hörte seiner Stimme sofort an, daß der Pfeifenkessel am Flöten war.
»Die Puppen sind am tanzen. Patrick Grouch ist tot. Er wurde auf dieselbe Art umgebracht wie sein Stiefbruder, nur, daß die Blausäure diesmal in der Brandyflasche war. Auf dieser Flasche befinden sich neben seinen eigenen die Fingerabdrücke einer Frau. Der Hauswart sagt aus, Grouch habe gestern nachmittag zwischen vier und fünf den Besuch einer jungen Frau mit rotem Haar gehabt. Er sah sie kommen, aber weiß nicht, wann sie gegangen ist.«
»Dorothy Weaver?« sagte ich überrascht. »Sie war um diese Zeit nicht zu Hause. Das weiß ich bestimmt.«
»Wir müssen ihre Fingerabdrücke haben«, meinte Harper. »Wollen Sie jemand hinschicken, oder soll ich das erledigen?«
»Ich fahre zu ihr und bringe sie gleich mit«, schlug ich vor.
»Okay.«
***
Dorothy war zu Hause. Sie öffnete die Tür und schien erfreut zu sein, uns zu sehen.
»Haben Sie eine gute Nachricht?« fragte sie unbefangen. »Wer ist Franks Mörder?«
»Es tut mir leid, Mrs. Weaver«, entgegnete ich, »aber ich weiß es nicht. Dagegen bin ich daran interessiert, wo Sie gestern nachmittag zwischen vier und fünf waren.«
»Ich? Bei Patrick. Er hatte mich gebeten, zu ihm zu kommen, was ich, wenn auch ungern, tat. Er wollte wissen, wie ich nun mein Leben einzurichten gedenke. Ich mußte ihm sagen, daß ich darüber noch gar nicht nachgedacht hatte, und da machte er mir den Vorschlag, zu ihm zu ziehen. Er meinte, das sei billiger und bequemer für beide Teile. Das Angebot kam mir etwas unerwartet, und so bat ich mir Bedenkzeit bis heute aus. Letzten Endes jedoch wird mir nichts anderes übrig bleiben, als darauf einzugehen. Zwar hatte Frank eine Lebensversicherung, aber die ist zu niedrig, als daß ich davon existieren könnte, und trotzdem ich nicht gerade darauf erpicht bin, mit Patrick unter einem Dach zu leben, werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen.«
»Dieser Sorge sind Sie enthoben, Mrs. Weaver«, meinte ich. »Mr. Grouch ist nicht in der Lage, sein Versprechen aufrecht zu erhalten. Er wurde während der Nacht oder am frühen Morgen ermordet, und zwar auf dieselbe Weise wie Ihr Gatte.«
»Mein Gott!« sagte sie und sonst nichts.
»Ich muß Sie bitten, mich zu Mr. Grouchs Wohnung zu begleiten. Sie haben selbst zugegeben, gestern nachmittag dort gewesen zu sein. Auf der Brandyflasche, die bei ihm vorgefunden wurde, sind die Fingerabdrücke einer Frau. Die gleiche Brandyflasche enthielt auch das Gift, das seinen Tod herbeiführte. Da Sie die einzige Frau sind, deren Anwesenheit in der Wohnung bekannt ist, so müssen wir der Ordnung halber die Fingerabdrücke vergleichen.«
Ihr weißes Gesicht wurde noch weißer.
»Sie brauchen sich die Mühe gar nicht zu machen. Ich habe die Brandyflasche in der Hand gehabt. Es sind meine Fingerabdrücke. Ich nahm die Flasche vom Schreibtisch, wo sie noch vom Vortag stand und stellte sie in die Bar.«
Das war eine plausible Erklärung, aber sie war zu einfach, als daß ich sie ihr hätte abnehmen können. Es sah verdammt schlecht aus für Dorothy Weaver. Ihr Schwager hatte sie überreden wollen, zu ihm zu ziehen, und ich konnte mir denken, daß sie sich mit
Weitere Kostenlose Bücher